Bundesliga:Der Fluch, der auf Platz zwei liegt

FC Augsburg - FC Schalke 04 1:2

Schalke auf Rang zwei: Es freuen sich Manager Christian Heidel, Naldo, Weston McKennie und Franco Di Santo (von links).

(Foto: dpa)

Direkt hinter dem FC Bayern beginnt das Mittelfeld der Bundesliga. Dort türmt sich eine Traube von Vereinen, die alles kann - außer konstant gut zu spielen.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Manchmal hilft es, sich die Bundesliga als einen Jahrmarkt vorzustellen. Der FC Bayern wäre dann das herrschaftliche Festzelt in der Mitte, manche würden sich über die Stimmung beschweren, andere über den Bierpreis, brechend voll wäre es dennoch die ganze Zeit. Der Abstiegskampf wäre eine Geisterbahn, in der jeder die Gruseleien kommen sieht, und am Ende erschrecken dennoch ein paar. Am Rande des Jahrmarktes stünde ein Fahrgeschäft, genannt Breakdance, eine schräge, sich drehende Platte mit ein paar Gondeln darauf; jeder sieht ständig etwas anderes, immer wieder ein anderer ist ganz oben, und irgendwann ist es allen schwindelig. Das wäre der Kampf um Platz zwei.

Kurz eine Auffrischung über die jüngsten Ergebnisse der Mannschaften hinter dem weit enteilten Tabellenführer. Dortmund verliert zu Hause gegen Mainz und muss wieder um die Champions-League-Qualifikation bangen. Leverkusen hätte einen Schritt nach vorne machen können, schafft aber bloß ein Unentschieden in Bremen. Hoffenheim lässt sich nach drei Siegen plötzlich von Mario Gomez abschießen. Schalke wiederum schwächelt zwar gegen Köln und Gladbach, ermauert sich aber einen 2:1-Sieg in Augsburg. Das reicht nun sicher für den zweiten Platz.

Die Ergebnisse klingen nicht nach einem Wettkampf um die Champions-League-Plätze. Sie klingen nach Niemandsland, nach grauem Mittelfeld.

Ein Jahrmarkt der Unzulänglichkeiten

Die Bundesliga ist nicht, wie zurzeit oft behauptet wird, langweilig; dafür gibt es in der Tabelle zu viel Bewegung. Ihr fehlt aber ein Element, um wirklich spannend zu sein: Es fehlt ein leidenschaftlicher, von Ideen und Spielwitz und vielleicht sogar Spektakel geprägter Wettkampf um zumindest den zweiten Platz. Zurzeit steht dort allerdings nicht die zweitbeste Mannschaft, sondern der gegenwärtig am wenigsten Schwächste der Verfolger.

Dass einer dieser Klubs international für Aufsehen sorgen könnte? Schwer vorstellbar. Zu sehr scheinen die Mannschaften den zweiten Platz als einen zu betrachten, auf dem ein Fluch herrscht. Keiner übernimmt die Verantwortung, den ersten Herausforderer zu geben. All das hat eine traurige Folge: Das Mittelfeld der Liga beginnt mit dem zweiten Platz.

Wäre die Bundesliga also tatsächlich ein Jahrmarkt, könnte man in Europa in diesen Wochen kaum für einen Besuch werben. Es ist ein Jahrmarkt der Unzulänglichkeiten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: