Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Das nächste Debakel für den BVB

Von Matthias Schmid, Stuttgart

Wie Pierre-Emerick Aubameyang den Freitagabend verbracht hat, ist nicht überliefert. Niemand weiß also, ob der Stürmer von Borussia Dortmund auf der Couch saß und Fußball schaute. Vielleicht war er auch zum Shoppen nach New York geflogen oder drehte noch ein paar neue Szenen mit dem Fußball-Freestyler namens Sean Garnier, für ein neues Video. Der kurze Ausflug in das Filmgeschäft soll ja ein Grund sein, warum Aubameyang am Freitag nicht in der Stuttgarter Arena kicken durfte: Der BVB hatte ihn aus dem Kader für das Auswärtsspiel beim VfB gestrichen, "aus disziplinarischen Gründen", wie der Klub mitteilte.

Ohne den besten Torschützen der vergangenen Bundesliga-Saison verloren die Dortmunder das Spiel mit 1:2 (1:1) und bleiben damit in der Bundesliga seit fünf Spielen ohne Sieg, während die Stuttgarter den ersten Erfolg gegen den BVB seit fast acht Jahren feierten.

Das Spiel begann aus Dortmunder Sicht mit einer Slapstick-Einlage. Hauptdarsteller waren BVB-Verteidiger Marc Bartra und Torhüter Roman Bürki, der einen zu starken Rückpass seines Mitspielers völlig falsch einschätzte - und den Ball verstolperte. Profiteur war Stuttgarts Stürmer Chadrac Akolo, der den Ball nur noch ins leere Tor zu schieben brauchte. Dortmund hatte anschließend häufiger den Ball, doch richtig damit etwas anzufangen wussten die BVB-Profis nicht, es fehlten das Tempo und die Raffinesse im Strafraum, um sich eine 100-prozentige Torchance zu erspielen. Die beste Gelegenheit hatte noch Mario Götze, dessen Schuss aber Ron-Robert Zieler mit der rechten Hand kunstvoll parierte (35). Den Ball musste der VfB-Torhüter kurz vor der Pause dennoch aus dem Tor holen. Er hatte den von Benjamin Pavard verursachten Handelfmeter von André Schürrle zwar noch abgewehrt, aber war an den wuchtigen Nachschuss von Maximilian Philipp nicht mehr herangekommen.

Die zweite Hälfte begann fast wie die erste, mit einem frühen Treffer des VfB: Nach einem wunderbaren Diagonalpass von Berkay Özcan eilte der gerade eingewechselte Josip Brekalo in den Strafraum, er stoppte kurz ab, um sich den Ball auf links zu legen und so Bürki zum 2:1 zu tunneln. Und die Dortmunder? Sie spielten umständlich, ohne Drang nach vorne. Der VfB Stuttgart hatte die besseren Gelegenheiten, er war dem dritten Tor näher als der BVB dem Ausgleich.

Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob es an der Absenz von Aubameyang lag, der selbst 476 Minuten nicht mehr traf. "Eine Gruppe braucht gewisse Regeln, ab und zu musst du ein bisschen die Sinne schärfen, insofern hat der Trainer die komplette Unterstützung von allen Seiten", hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor dem Spiel über die Suspendierung gesagt.

Es dürften dennoch ungemütliche Tage werden für Peter Bosz, denn neben Aubameyang rückt er nun selbst ins Zentrum der Debatten, es geht um seinen Job.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2017/chge
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