Bundesliga:"Das Leben ist bitter"

FC Augsburg v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Lange Pause droht: Christoph Kramer nach dem brutralen Foul in Augsburg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Gladbacher Trainer André Schubert steht nach dem 0:1 in Augsburg schwer unter Druck. Manager Max Eberl lässt seinem Frust freien Lauf, Nationalspieler Christoph Kramer droht eine lange Pause.

Von Maik Rosner, Augsburg

Mit Pfiffen der eigenen Fans war die Mannschaft in Augsburg verabschiedet worden, und auch bei den Spielern und Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach fiel die Stimmung später ziemlich gedrückt aus. Vor allem der Sportdirektor verlieh seinem Missmut nach dem Absacken auf den 13. Tabellenplatz Ausdruck. Max Eberl musste sich um einen einigermaßen gefassten Gesichtsausdruck bemühen. Bei der Wortwahl stellte er den Versuch, die Contenance zu wahren, dann allerdings ein. "Verdammt ärgerlich" sei diese 0:1-Niederlage, sagte er, "es ist beschissen, was wir auswärts spielen. Wir sind genauso angepisst wie die Fans."

Auch im sechsten Versuch beim FCA hatte die Borussia nicht gewinnen können, das war das eine. Dass sie auch noch das gerechte 0:0 verpasste, auf das die Partie eigentlich zugesteuert war, und obendrein Mittelfeldspieler Christoph Kramer mit Außenband- und Kapselriss verlor, brachte Eberl aus der Fassung.

Hinzu kam das Gegentor, das Martin Hinteregger in der 75. Minute nach einer Ecke mit einem Kopfball an den Innenpfosten erzielt hatte. Es war sein erstes Bundesligator in seinem 24. Spiel gewesen. In seinen ersten zehn Partien als Leihgabe aus Salzburg hatte der Österreicher in der vergangenen Rückrunde zwar für Mönchengladbach sogar zwei Mal getroffen - allerdings ins eigene Tor. Als "Flop" war er danach am Niederrhein bezeichnet worden. Nun sei er gespannt, sagte Eberl mit einem bissigen Unterton, ob Hinteregger vom Boulevard mit dem Zusatz "Top" versehen werde. "Manchmal ist das Leben bitter und der Fußball hart", stellte Trainer André Schubert später grundsätzlich fest.

"Für Kreativität und Attraktivität kommen wir im Moment nicht in Frage"

Es durfte nicht verwundern, dass die Gladbacher übellaunig wie Paketzusteller im Weihnachtsstress abreisten. In der Tat war es ja eine unglückliche Niederlage mit ebensolchen Umständen gewesen, die sie am Samstag hatten hinnehmen müssen. Mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, auch das gepflegtere Spiel - all diese Werte und Eindrücke hatten für sie gesprochen. Weil sie vorne aber nur eine nennenswerte Chance herausspielten und beim Standardgegentor in Person von Tobias Strobl nicht aufpassten, mussten sie hinterher wieder einmal den fehlenden Ertrag beklagen und zudem Kramers längeren Ausfall, der weit über das letzte Spiel vor Weihnachten am Dienstag gegen Wolfsburg hinausgehen dürfte.

Schubert ahnt, dass er nach nur einem Punkt aus sieben Auswärtsspielen gegen den VfL zu Hause nun wohl besser noch einen Erfolg feiern sollte, damit er auch im neuen Jahr als Trainer der Borussia fungieren darf. Vielleicht jedenfalls.

Eberl klang allerdings nur bedingt zuversichtlich, als er seinen Auftrag für Dienstag einreichte, "einigermaßen in den Winter zu kommen". Der Sportdirektor sieht ja, wie unrund die Mannschaft trotz leichter Vorteile in Augsburg derzeit agiert. Wegen der schwierigen Situation sei es zwar "normal, dass wir nicht mit breiter Brust durch die Republik laufen", sagte Eberl, "für Kreativität und Attraktivität kommen wir im Moment nicht in Frage." Dennoch, und das klang für Schubert einigermaßen bedrohlich: "Wir müssen punkten."

Das war eigentlich schon die Vorgabe für das Spiel in Augsburg gewesen, und zumindest das 0:0 hätte man sichern müssen, befand Eberl. Tröstlich war für ihn deshalb allenfalls bedingt, der Mannschaft attestieren zu können, sie habe im Gegensatz zu Augsburg wenigstens versucht, Fußball zu spielen. Es war bei einem Versuch ohne Ertrag geblieben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: