Bundesliga:"Das ist natürlich nicht Bayern"

Lesezeit: 3 Min.

Bayern-Kapitän Manuel Neuer mit Franck Ribéry. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern verliert 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach und ist damit seit vier Pflichtspielen sieglos.
  • Trainer Niko Kovac sagt hinterher: "Ich weiß, dass ich beim FC Bayern bin und die Zeit hier anders läuft."
  • Hier geht es zur Tabelle der Bundesliga.

Aus dem Stadion von Maik Rosner, München

Hinterher sah es beinahe aus wie gewohnt. Die Spieler des FC Bayern standen vor der Südkurve und nahmen den Applaus und die Gesänge ihrer Fans in Empfang. Diesmal allerdings wurden die Münchner von ihrem Anhang nur deshalb beklatscht und besungen, weil sie aufgemuntert werden mussten. Denn für die Mannschaft von Trainer Niko Kovac hatte es gegen Borussia Mönchengladbach den nächsten "Schlag ins Gesicht" gesetzt, wie es Kapitän Manuel Neuer später formulierte.

0:3 (0:2) verlor der FC Bayern gegen den neuen Tabellenzweiten durch die Tore von Alassane Pléa (10.), Lars Stindl (16.) und Patrick Herrmann (88.) - und rutschte in der Tabelle auf den fünften Platz ab, vier Punkte hinter Tabellenführer Borussia Dortmund. Es war das vierte sieglose Spiel in Serie, und der jüngste Auftritt war noch ein bisschen schwächer als die Spiele zuvor. "Das ist natürlich nicht Bayern und ist auch zu wenig", sagte Neuer über die seltenen Torchancen seiner Kollegen.

Kovac saß später in der Pressekonferenz und bekam erstmals auch die Frage gestellt, ob er befürchte, dass seine Vorgesetzten das Vertrauen in ihn verlieren könnten. "Das kann ich nicht beantworten", sagte Kovac und sprach dann selbst über "die Mechanismen im Fußball beziehungsweise in der Bundesliga", wie er es formulierte. Er sagte: "Ich weiß, dass ich beim FC Bayern bin und die Zeit hier anders läuft." Dass er überhaupt mit dem Gedanken konfrontiert wird, Präsident Uli Hoeneß und der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge könnten die Geduld verlieren, erzählt einiges über den markanten Abschwung, den seine Mannschaft zuletzt erlebt hat. Auch deshalb stellt sich Kovac auf eine unruhige Länderspielpause ein. "Das ist normal, dass Unruhe herrschen wird", sagte er.

Dabei hatten die Bayern schwungvoll begonnen, und maßgeblich zu diesem forschen Einstieg trugen die Flügelspieler bei. Wie über Arjen Robben auf rechts liefen auch über den für Franck Ribéry auf links aufgebotenen James Rodríguez viele Angriffe. Wirklich gefährlich wurden die Münchner dabei allerdings nicht, was auch daran lag, dass die Hereingaben nicht präzise gerieten. Umso mehr Genauigkeit ließ sich dagegen beim ersten Angriff der Gladbacher bestaunen, als Pléa Niklas Süle auswackelte und aus knapp 20 Metern gezielt ins rechte untere Eck einschoss.

Das Gegentor kam daher wie ein Konzentrat der jüngsten Erlebnisse der Bayern bei ihren drei sieglosen Spielen gegen Augsburg (1:1), bei Hertha BSC (0:2) und gegen Ajax Amsterdam (1:1). Nun hatten sie wieder die Initiative ergriffen und waren etwas unkoordiniert angelaufen. Dann zeigte der Gegner mit einem einzigen Angriff jene Effizienz und Präzision, die im Münchner Spiel derzeit nicht vorkommen.

Wieder fehlen dem FC Bayern Ideen und Tempo im Spiel nach vorne

Hinzu kam nun die psychologische Komponente dieses Wirkungstreffers, der die Bayern taumeln ließ. Thomas Müller versuchte es mit einem Schuss und viel Hoffnung aus großer Distanz. Kurz darauf passte er unbedrängt ins Aus. Zwei Szenen, in denen schon ein bisschen Verzweiflung und Verunsicherung zum Ausdruck kamen. Und zwei Szenen, denen der nächste Wirkungstreffer folgte, mit dem die Gäste erneut jene Qualitätsmerkmale vorführten, die vor wenigen Wochen vor allem den Bayern attestiert werden konnten.

Diesmal war es Stindl, der mit einer Körpertäuschung und einem präzisen Flachschuss gegen Manuel Neuers Laufrichtung ins untere linke Eck traf. Heraufbeschworen hatten die Münchner die zweite Gladbacher Chance allerdings selbst, in dem sie Thiago Alcántara in Bedrängnis anspielten, ehe der Spanier den Ball auch noch nachlässig an Jonas Hofmann verlor. In seinem ersten Einsatz seit seinem Syndesmoseriss Ende April ließ Stindl in der Folge Mats Hummels ins Leere laufen, der anders als Jérôme Boateng (Erkältung) spielte. Die Bayern ließen nach dem 0:2 die Köpfe sinken. "Individuelle Fehler" beklagte Kovac vor den Gegentoren und verwies auf die Parallelen zu den Spielen gegen Augsburg und in Berlin. "Die Tore in der ersten Halbzeit haben uns die Sicherheit genommen", erkannte Kovac.

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Es war nun eine Versuchsanordnung geworden, die die Münchner maximal herausforderte. Doch bis zur Pause blieben gefährliche Torannäherungen die Ausnahme. Eine davon bildete Robert Lewandowskis Versuch, den Torwart Yann Sommer aber ohne größere Mühe parierte. Und auch in der zweiten Halbzeit, in der Kovac Ribéry und Serge Gnabry für Robben und Müller einwechselte, fehlten den Münchnern Ideen und Tempo im Spiel nach vorne. Ein Befund, den Rechtsverteidiger Joshua Kimmich zuletzt mehrfach beklagt hatte. Die Gladbacher brauchten nicht viel mehr zu tun als abzuwarten und die Angriffsversuche schließlich abzufangen. "Wir haben es wahnsinnig gut gemacht, haben sehr gut verdichtet und den Bayern das Tempo genommen", sagte Mönchengladbachs Trainer Dieter Hecking.

Erschwerend aus Münchner Sicht kam David Alabas Auswechslung wegen einer Oberschenkelblessur kurz nach der Pause hinzu. Kovac brachte dafür Renato Sanches, beorderte Kimmich auf Alabas Position links hinten und Leon Goretzka aus dem Mittelfeld nach rechts hinten. Auch diese Umstellungen fügten sich ins Bild der problembeladenen und improvisierenden Münchner in kniffliger Lage. Sie drängten zwar auf Sommers Tor, doch richtig gefährlich wurde es kaum einmal. Und die Gladbacher? Konterten nur selten, kamen dem 0:3 aber schon durch Florian Neuhaus nahe (70.) und erzielten dieses durch Herrmann kurz vor Schluss tatsächlich. "Ein toller Abend in München", sagte Hecking. Neben ihm saß Kovac. Er hätte auch ein bisschen Aufmunterung gebrauchen können.

© SZ vom 07.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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