Süddeutsche Zeitung

Training der Bundesligisten:Es droht ein Flickenteppich

  • Dass der FC Augsburg und der VfL Wolfsburg trotz Pandemie trainieren, erzeugt Konfliktpotenzial.
  • Nicht alle in der Bundesliga sind begeistert, vor allem Düsseldorfs Präsident Thomas Röttgermann äußert sich als Erster kritisch.

Von Benedikt Warmbrunn

"Wie gehabt", sagte Geschäftsführer Jörg Schmadtke, werde der VfL Wolfsburg weitertrainieren, doch was für eine Fußballmannschaft bis vor wenigen Tagen eine Selbstverständlichkeit gewesen wäre, das könnte sich in der Bundesliga zu einem Politikum entwickeln. Wie gehabt, das heißt für den VfL Wolfsburg schließlich: Training auf dem Vereinsgelände - und Training in Gruppen.

Die Fußball-Bundesligisten suchen in der Corona-Krise weiter nach einem Weg zurück in so viel Normalität wie möglich. Am Dienstag hatte das Präsidium der Deutschen Fußball Liga empfohlen, dass der Spielbetrieb in der Bundesliga und der zweiten Liga bis Ende April pausieren solle. Am Mittwoch hieß es, die DFL plane, die letzten neun Spieltage durch Geisterspiele zwischen dem 15. Mai und dem 30. Juni nachzuholen. Champions League und Europa League könnten in einer verschlankten Version im Juli zu Ende gespielt werden. All diese Fragen rund um den Spielbetrieb sind momentan theoretische Fragen; kaum einer traut sich vorherzusagen, ob das auch alles so funktionieren kann. Doch dann gibt es noch eine praktische Frage: Wie hält sich ein Fußballteam bis dahin fit?

Die meisten Bundesligisten haben ihre Spieler ins Heimtraining geschickt, die Trainer kontrollieren sie per Pulsuhr - oder per Video, wie beim FC Bayern, wo alle Spieler zu gemeinschaftlichen Einheiten zusammengeschaltet werden. Dass die Spieler aber die eigenen Grundstücke oder die individuelle Joggingstrecke verlassen und zum Vereinsgelände kommen, haben bislang nur drei Vereine veranlasst. Leipzig hatte am Freitag wieder das Training in Kleingruppen aufgenommen, aufgeteilt auf drei Trainingsplätze, Passübungen, Torschüsse, alles mit Abstand. Am Montag teilte der Klub mit, dass die Spieler wieder nach Hause geschickt worden seien.

Fortuna-Präsident Röttgermann warnt vor "Flickenteppich"

In dieser Woche verabreden sich daher nur zwei Mannschaften zu Einheiten mit Blickkontakt. Der FC Augsburg trainiert auf dem Rasen kontaktfreie Übungen wie Passspiel und Torschuss - in Absprache mit den zuständigen Behörden. Und Wolfsburg lässt seine Spieler in vier verschiedenen Gruppen zum Krafttraining antreten, so sind beispielsweise in der Mixed-Zone, wo sonst die Journalisten Schulter an Schulter auf die Spieler warten, Ergometer aufgestellt, "mit großzügigem Abstand", wie es auf der Webseite des Klubs heißt. Die Spieler trainieren in vier Gruppen, sie nutzen vier Kabinen. Um auch draußen trainieren zu können, hat der Klub bei der Stadt Wolfsburg eine Ausnahmegenehmigung beantragt, laut Bild wird er diese möglicherweise schon nächste Woche nutzen.

Doch das Augsburger und Wolfsburger Vorgehen erzeugt auch Konfliktpotenzial - so forderte Düsseldorfs Präsident Thomas Röttgermann im Express: "Wir müssen so schnell wie möglich Gespräche mit der politischen Spitze führen, welche Ausnahmekonstellationen es geben kann. Wenn es keine gibt, ist es auch okay, das muss dann aber für alle Vereine gelten."

In NRW verweist das Gesundheitsministerium auf die Verordnung des Landes, wonach jeglicher Sportbetrieb auf Sportanlagen und Vereinszusammenkünfte untersagt seien - also auch für Bundesligaklubs. Röttgermann will daher "kommunale Lösungen" vermeiden, er warnt: "Sonst haben wir einen Flickenteppich von 18 verschiedenen Lösungen bei 18 verschiedenen Vereinen."

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SZ vom 26.03.2020/tbr
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