Bundesliga vs. Champions League:Am Wochenende gehört der Fußball uns

Bundesliga vs. Champions League: Würden in der Bundesliga vermutlich weiter gerne am Wochenende gegeneinander spielen: Dortmunds Marco Reus (links) und Bayerns Mats Hummels.

Würden in der Bundesliga vermutlich weiter gerne am Wochenende gegeneinander spielen: Dortmunds Marco Reus (links) und Bayerns Mats Hummels.

(Foto: AFP)
  • Die Frage, ob die Champions League künftig auch am Wochenende ausgespielt werden darf, erbost viele Klub-Vertreter.
  • DFB-Geschäftsführer Christian Seifert bezeichnet die Wochenend-Spiele als "rote Linie" und kündigt an, gegebenenfalls juristische Schritte zu prüfen.
  • Auffallend still verhält sich bislang die Premier League, die sportlich wie finanziell derzeit stärkste Liga der Welt.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Es dauert wirklich nicht mehr lange, bis die Champions League das Wochenende erobert. In gut zwei Monaten wird das der Fall sein. Dann steigt in Madrid das Finale der Königsklasse, und dieses legt Europas Fußball-Union (Uefa) seit einem knappen Jahrzehnt nicht auf einen der klassischen Champions-League-Spieltage Dienstag oder Mittwoch, sondern auf einen Samstag.

Aber in diesen Tagen ist eine der großen Debatten in der Branche, ob es auch künftig bei dieser einen jährlichen Ausnahme bleibt - oder ob es dazu kommt, dass die Champions League in einigen Jahren mehr Termine am Wochenende besetzen wird. Also in dem Zeitraum, der in der traditionellen Aufteilung der Fußballwoche für die nationalen Ligen reserviert ist.

Es ist eine Diskussion, die zum großen Macht- und Geldverteilungskampf gehört, der gerade im Fußball läuft, und in der noch vieles im Vagen ist. Aber an diesem Dienstag bekam sie noch einmal neue Nahrung. Da sprach Andrea Agnelli, Chef von Juventus Turin und Präsident der Europäischen Klub-Vereinigung (ECA), nach einer Sitzung seines Gremiums über die möglichen Reformen der Champions League ab 2024. Und in diesem Kontext sagte er auch, dass das Thema Wochenendspiele bisher nicht besprochen worden sei, aber ausdrücklich ausschließen wollte er solche auch nicht. Stattdessen hieß es vielsagend: "Wir müssen die Zukunft planen."

"Das ist für uns ein absolutes No-Go"

Die Uefa wiederum sagte am Mittwoch auf SZ-Anfrage: "Wie früher schon mitgeteilt, hat die Uefa niemals darüber diskutiert, Champions-League-Partien am Wochenende zu spielen." Aber es ist klar, dass einige der großen Klubs stark auf dieses Thema schielen. Das Wochenende eignet sich besser zur Vermarktung, nicht zuletzt in den außereuropäischen Märkten.

Und sollte die angedachte Reform der Champions League ab 2024 mit einem neuen Format zu mehr Königsklassen-Spielen führen, dann ist es schlicht eine Mischung aus Terminnot und Mathematik, dass das Wochenende ins Visier genommen wird. Mehr als 52 Wochen hat selbst ein Fußball-Jahr nicht, der Spielkalender ist schon heute eng getaktet und die spielfreie Zeit überschaubar. Bei den Fans wiederum dürfte ein solcher Schritt zu erheblichen Protesten führen.

Entsprechend positionieren sich auch die Ligen, die das Wochenende traditionell als ihr Hoheitsgebiet verstehen - wobei sie das Wochenende nicht exakt so definieren wie ein normaler Arbeitnehmer, sondern als Zeitspanne von Freitag bis Montag. "Wochenenden sind für uns das tägliche Brot für die Nationalligen. Und da haben wir überhaupt kein Verständnis, dass da irgendein Termin oder irgendein Spiel dazukommen soll. Das ist für uns ein absolutes No-Go, und das versuchen wir mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern", sagte Georg Pangl, Generalsekretär der European Leagues, der SZ. Die European Leagues sind ein Zusammenschluss von 32 Ligen aus 25 Ländern.

Und was will die reichste Liga, die Premier League?

Aus den stärksten Ligen selbst gibt es sehr unterschiedliche Stimmen. Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), gab sich schon zu Jahresbeginn eindeutig. Als "rote Linie" bezeichnete er die Wochenendspiele und kündigte an, gegebenenfalls juristische Schritte zu prüfen, ohne dass er diese präzisierte. Aktuell will sich die DFL nicht äußern. Auch in Spanien ist die Empörung wegen der Wochenend-Idee und anderer möglicher Aspekte der Champions-League-Reform groß.

"Uefa und ECA verhandeln hinter verschlossenen Türen, so dass die anderen nichts über die Reformen wissen, die die nationalen Ligen gefährden", sagte Liga-Chef Javier Tebas Reuters. Tebas jedoch gibt nicht nur politisch, sondern auch sportpolitisch oft Fragwürdiges von sich, dieser Tage etwa ein Lob für den Weltverband Fifa für dessen angebliche Transparenz im Umgang mit der neuen Klub-WM.

Andererseits sind einige Ligen auffallend still, insbesondere die englische Premier League, die sportlich wie finanziell stärkste Liga der Welt. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass sich die fünf, sechs Top-Klubs als eine eigene Interessengruppe verstehen, an der vorbei sich nur schwer Position beziehen lässt. Zudem schied der langjährige Liga-Chef und starke Mann Richard Scudamore dort Ende 2018 aus. Auch in Italien ist die Lage eher ruhig. Die Position der Serie A im eigenen Land ist ohnehin nicht sehr stark. Und es erscheint eher unwahrscheinlich, dass sich ihr Vorsitzender Gaetano Miccichè, Bankier aus einer alteingesessenen und einflussreichen sizilianischen Familie, mit dem ECA- und Juventus-Chef Agnelli anlegt. Noch ist es zwar einige Zeit hin bis zu einer etwaigen Änderung. Aber die Wochenend-Debatte hat schon Auswirkungen auf manch gegenwärtige Planung. Zum Beispiel bastelt die DFL gerade am Rahmen für die nächsten TV-Rechte, die sie nächstes Jahr für den Zeitraum 2021 bis 2025 vergeben will. Da kann es schon eine Rolle spielen, wie es ab 2024 mit der Champions League und Spielen am Wochenende aussieht.

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