Bundesliga:BVB-Publikum beglückt Mario Götze

Borussia Dortmund - SC Freiburg

Mario Götze bedankt sich beim Publikum für den Applaus bei seiner Auswechslung.

(Foto: dpa)

Nach seinem ersten Auftritt im Dortmunder Stadion seit seiner Rückkehr ist Götze "sehr erleichtert". Trainer Tuchel freut sich über das Freiburger Gegentor.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Viele Fußballer schmücken sich gerne extrovertiert mit Statement-Accessoires, Pierre-Emerick Aubameyang beispielsweise, der Borussia Dortmund am Freitagabend mit seinem 59. Bundesligator im 100. Bundesligaspiel auf den Weg zu einem 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg gebracht hatte, trug nach dem Spiel eine schwarze Kappe mit einem weißen Stier vorne drauf. Ein Stier auf der Stirn erklärt sich von selbst, da konnten die TV-Moderatoren im Kabinengang froh sein, keinen roten Pullover zu tragen.

Auch Mario Götze trug nach dem Spiel eine schwarze Kappe, aber vorne auf der Stirn dieser Kappe war: nichts, gar nichts, kein Symbol, kein Emblem, kein Wort. Götze, kürzlich vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund zurückgekehrt, war im sommerlichen Trainingslager von seinem Klub weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung herausgehalten worden, er gab kaum Statements ab und wurde in den ersten beiden Heimspielen der Dortmunder gegen Mainz und Darmstadt überhaupt nicht eingesetzt.

Man wollte Götze aus der Schusslinie skeptischer Zuschauer heraushalten, und Götze selbst will offenbar auch jetzt keinen Anlass zu irgendeiner Anstößigkeit bieten - schwarze Kappen ohne jeglichen Aufdruck jedenfalls muss man sich ja beinahe schon als Sonderanfertigung im Spezialversand bestellen.

Götze hat am Freitagabend erstmals seit Jahren wieder vor Dortmunder Publikum für Dortmund gespielt, er hat seine Sache fußballerisch ordentlich gemacht, die Mannschaft hat gewonnen und von der Südtribüne der Stehplatzfans kam viel wohlwollende Unterstützung nebst allerdings auch einigen ablehnenden Pfiffen aus einem kleinen Tribünenteil. "Die absolute Mehrheit hat ihre Solidarität bekundet", sagte der Trainer Thomas Tuchel zufrieden und weissagte über die Götze-Skeptiker: "Das wird sich über mehrere Spiele auch noch einpendeln."

Götzes Resozialisierung in der Dortmunder Gesellschaft hat am Freitagabend ihren Anfang genommen, das war aus Dortmunder Sicht der andere große Erfolg neben dem vierten Sieg im fünften Ligaspiel.

Götze kam kurz vor Mitternacht als einer der letzten Spieler aus der BVB-Kabine. Er lächelte milde und sprach leise, als er sagte: "Für mich persönlich war es ein besonderes Spiel, weil ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht hatte, wie es wohl sein würde und wie die Reaktionen ausfallen - und jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass ich sehr erleichtert bin und auch glücklich mit dem Sieg, den drei Punkten, der Auswechslung und dem Applaus."

In der 71. Minute hatte er Platz gemacht für Dortmunds neuen Shooting-Star Raphael Guerreiro, und obwohl der Portugiese in der Nachspielzeit das 3:1 erzielte und auch sonst binnen seiner wenigen Minuten eine deutlich schwungvollere Vorstellung gezeigt hatte als zuvor Götze, kann man das erste Heimspiel des einst hier vergötterten Spielers seit seiner dreijährigen Auszeit beim FC Bayern München als Erfolg werten.

BVB am Dienstag gegen Real Madrid

Der BVB wähnte sich Mitte der zweiten Halbzeit nach Toren von Aubameyang und Lukasz Piszczek nämlich schon auf dem Weg zum vierten klaren Sieg in Serie nach dem 6:0 in Warschau, dem 6:0 gegen Darmstadt und dem 5:1 in Wolfsburg, aber da machten die Freiburger dann doch nicht mit und markierten durch Maximilian Philipp frech den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer. Erst in der Nachspielzeit entledigte Guerreiro seine Kollegen aller Sorgen, denn man hätte bis dahin nicht ausschließen wollen, dass diese Freiburger womöglich sogar noch den Ausgleich schießen.

Diese zwischenzeitliche Gefahr, der drohende Verlust des vermeintlich sicheren Sieges, das hat dem Trainer Tuchel - als der Sieg dann feststand - offenbar besonders gut gefallen, weil man da "zu einem perfekten Zeitpunkt eine wichtige Erfahrung gemacht hat, nämlich die, dass man eine schwierige Phase überstehen kann", um dann am Ende doch noch das erlösende Tor zu schießen. "Dieser Sieg fühlt sich jetzt anders an, als wenn wir das 3:0 früher gemacht hätten", und durch diesen anderen Blick könne die Mannschaft aus diesem Spiel mehr mitnehmen. "Das ist gut für unsere Entwicklung insgesamt."

Kehrt Bartra zurück?

Die Entwicklung insgesamt muss bis Dienstag schnellstens ein bisschen fortschreiten, weil die Dortmunder dann zum zweiten Gruppenspiel in der Champions League Real Madrid empfangen, und weil man sich um die Dortmunder Defensive durchaus ein bisschen sorgen kann mit der Frage: Wie spielen Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema gegen eine Abwehr, die mit den Freiburger Stürmern so ihre Problemchen hatte?

Marc Bartra war mit Adduktorenproblemen ausgefallen, Mikel Merino, erstmals im BVB-Kader, ist für die Champions League nicht gemeldet, aber auch vorne gibt es Fragezeichen angesichts einer bei Adrian Ramos im Training verdrehten Hüfte und zweier Schläge auf den Knöchel während des Spiels bei Aubameyang. "Ich hoffe, dass es bei Bartra, Ramos und Aubameyang bis Dienstag wieder geht", sagt Tuchel, "passieren sollte jetzt jedenfalls nichts mehr."

Gegen Madrid, weiß der Trainer, muss dann nicht nur die Abwehr ihre Konzentration erhöhen, auch vorne sollte es effektiver zugehen. "Wir hatten gegen Freiburg von 24 Schüssen nur fünf wirklich aufs Tor - das ist ein Mangel an Präzision", und den wird sich Tuchels Mannschaft gegen Real vermutlich nicht leisten können. Jedenfalls nicht wie gegen Freiburg, wo es trotz kleinerer Defizite trotzdem zu einem relativ souveränen Sieg gereicht hat.

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