BVB gegen Leipzig:Und plötzlich ist da doch noch ein Stürmer

Paco Alcacer

Jubelt hier noch für den FC Barcelona, bald soll der Stürmer Paco Alcácer beim BVB für Freudensprünge sorgen.

(Foto: Daniel Ochoa De Olza/dpa)
  • Der BVB scheint kurz vor Schließung des Transferfensters doch noch einen Stürmer gefunden zu haben: Paco Alcácer vom FC Barcelona.
  • Dass man ihn in Dortmund dringend benötigt, ist spätestens seit dem Pokalspiel gegen Greuther Fürth klar.
  • Gegen RB Leipzig muss Trainer Lucien Favre im Sturm allerdings noch puzzeln.
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Von Felix Haselsteiner

An einem regnerischen Samstagabend im November 2017 schien es, als könnte Paco Alcácer beim FC Barcelona endlich mal kurz die Hauptrolle spielen. Im Spiel gegen den FC Sevilla durfte er als linker Außenstürmer neben Luis Suárez und Lionel Messi auflaufen, er machte sein vielleicht bestes Spiel im Camp Nou, erzielte zwei Tore, war gewohnt eiskalt. Und dennoch war der Applaus bei seiner Auswechslung in der 66. Minute kaum größer als der in der Halbzeitpause, als auf der Videoleinwand verkündet wurde, dass Kollege Lionel Messi an jenem Tag sein 600. Spiel für Barca machte.

Man könnte eine Debatte darüber führen, ob Francisco Alcácer García, kurz genannt Paco, sehr einfache oder sehr schwierige zwei Jahre in Katalonien erlebt hat. Einerseits hat er drei Titel gewonnen, darunter die spanische Meisterschaft 2018, zu der er unter anderem mit seinen zwei Toren gegen den FC Sevilla etwas beitragen konnte. Andererseits war das eine Ausnahme: Eigentlich pendelte Alcácer zwei Jahre lang zwischen Tribüne und Ersatzbank. 96 Mal stand er wettbewerbsübergreifend im Kader, davon 22 Mal in der Startelf. 47 Spiele verfolgte der Stürmer über 90 Minuten von der Ersatzbank aus. Eine enttäuschende Bilanz, auch wenn er zwischendurch betonte, beim FC Barcelona auch im Training viel zu lernen.

Es scheint gut möglich, dass der 24-Jährige das Erlernte bald regelmäßig in der Bundesliga zeigen darf. Vieles deutet darauf hin, dass Borussia Dortmund Alcácer in den nächsten Tagen als neuen Stürmer präsentiert, möglicherweise vorerst nur für ein Jahr ausgeliehen, mit einer Kaufoption im kommenden Sommer. Vor dem Auftakt der Dortmunder gegen RB Leipzig an diesem Sonntag (18 Uhr) verdichten sich die Gerüchte, es sollen nur noch Details zu klären sein. Es wäre ein Win-Win-Win-Transfer.

Bei der Borussia hätte man erneut, und irgendwie ja doch noch in diesem Sommer bewiesen, dass man auch in einem überhitzten Stürmermarkt vergleichsweise günstige Lösungen finden kann. Seitdem das Leihgeschäft mit Chelsea für Stürmer Michi Batshuayi im Sommer ausgelaufen war, wusste ganz Europa, dass der BVB auf der Suche nach Ersatz war - eine ungünstige Situation, aus der man sich mit einem Alcácer-Transfer geschickt befreien könnte. Dass man in Dortmund dringend noch einen echten Goalgetter benötigt, dürfte spätestens nach dem Pokalspiel gegen Greuther Fürth klar gewesen sein. Bis zum Strafraum funktionierte der Favre-Fußball, die Abschlüsse jedoch fehlten ein ums andere Mal. Auch wenn Favre selbst, das ist von seinen vorherigen Stationen bekannt, auf eine Kante im Sturm verzichten kann.

In den letzten Jahren waren die klassischen Neuner mitunter die wichtigsten Spieler in Dortmund, Robert Lewandowski erzielte ein Tor nach dem anderen, genauso sein Nachfolger Pierre-Emerick Aubameyang. Der Abgang des Torschützenkönigs von 2017 im vergangenen Winter hinterließ ein Vakuum, das Batshuayi (neun Tore in der Rückrunde) zwar einigermaßen füllen konnte, er war jedoch keine langfristige Lösung. Die könnte nun im Idealfall der Ersatzstürmer des spanischen Meisters werden, der zweite Gewinner des Transfers.

Es winkt eine Win-Win-Win-Situation

Während Alcácers Zeit beim FC Barcelona, im Schatten von Messi, Suárez, Neymar und anderen schillernden Figuren, geriet in Vergessenheit, dass mit dem jungen Spanier mal für kurze Zeit die Zukunft der Nationalmannschaft verbunden war. In der Saison 2015/16 hatte Alcácer den FC Valencia, seinen Jugendverein, mit 13 Toren vor dem Abstiegskampf bewahrt. Er hatte mit 22 Jahren das Kapitänsamt übernommen und Verantwortung gezeigt, beim FC Barcelona sollte der berühmte "nächste Schritt" erfolgen, auch um seien Stürmerrolle in der spanischen Nationalelf zu festigen. Der Plan ging nicht auf, seit seinem Wechsel nach Barcelona wurde Alcácer gar nicht mehr nominiert.

Größter Profiteur des gescheiterten Karriereplans war der FC Barcelona: Für den Verein war der junge Stürmer ein optimaler Ersatz, sollte in der offensiven Dreierreihe jemand ausfallen. Dribbelstark, wendig, passsicher und mit einem herausragenden Abschluss versehen - wenn Alcácer spielte, passte er zum Barca-Fußball. Dass man in Barcelona nun bereit ist, seinen optimalen Ersatzstürmer abzugeben, hat dem Vernehmen nach auch nichts mit seinen fußballerischen Leistungen zu tun. Vielmehr ist der Verein gezwungen, seine Gehaltsstruktur zu verändern. Laut der Tageszeitung Ara hat der FC Barcelona zuletzt 84 Prozent seiner Jahreseinnahmen für Spieler ausgegeben, üblich wäre ein Anteil von unter 70 Prozent. Um Gehalt einzusparen soll die Rolle des gut bezahlten Ersatzstürmers nun der 22-Jährige Munir El Haddadi übernehmen. Womit erklärt wäre, wie der FC Barcelona vom Weggang profitieren würde.

Wenn Paco Alcácer in Zukunft seine Doppelpacks an regnerischen Samstagabenden im November in Dortmund erzielt, wäre es also tatsächlich eine Win-Win-Win-Situation.

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