Erling Haaland beim BVB"Drecksau vor dem Tor"

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Schon wieder zwei Treffer von Erling Haaland für den BVB.
Schon wieder zwei Treffer von Erling Haaland für den BVB. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Angeführt von Erling Haaland tanzt sich Dortmunds Offensivreihe zu vier Toren gegen Freiburg. Nur die deutschen Nationalspieler haben es beim BVB gerade schwer.

Von Ulrich Hartmann

Von den 29 Fußballern, die der Bundestrainer Joachim Löw soeben für die nächsten drei Länderspiele nominiert hat, saßen am Samstag zum Anpfiff bei Borussia Dortmund drei nur auf der Reservebank. Dieses Trio hat es schwer im Klub. Nico Schulz sah hinten links den Portugiesen Raphael Guerreiro spielen, Mahmoud Dahoud zog im defensiven Mittelfeld gegen den Engländer Jude Bellingham den Kürzeren und Julian Brandt kommt im zentral-offensiven Mittelfeld derzeit nicht am US-Amerikaner Giovanni Reyna vorbei. Überdies ist es ein Glück, dass in diesem Team kein deutscher Nationalstürmer versuchen muss, den Norweger Erling Haaland auf die Bank zu verbannen. Haaland bestätigte nämlich einmal mehr seine herausragende Form.

Mau geht es deutschen Nationalspielern derzeit bei jenem BVB, dessen 4:0 (1:0)-Sieg gegen den SC Freiburg die momentanen Machtverhältnisse im westfälischen Kader aber hinreichend erklärte. Den Ruf der Dortmunder Auswahlfußballer rettete der Innenverteidiger Emre Can, der vierte aktuelle Löw-Schützling. Er stand in der Startelf und stellte mit seinem Kopfballtreffer zum 2:0 in der 47. Minute früh die Weichen auf Sieg.

Die weiteren drei Treffer schossen Haaland (zwei) und Felix Passlack. Vorbereitet wurden drei Tore von Reyna, das letzte legte Haaland für Passlack auf. Für Haaland waren es in seinem 18. Bundesligaspiel die Treffer 16 und 17, für Reyna im dritten Saisonspiel die Scorerpunkte drei bis fünf. Das sind beeindruckende Werte.

"So wollen wir auch in den kommenden Monaten spielen"

Es wird in den nächsten Wochen also wohl nicht leichter für Brandt, Schulz und Dahoud. Brandt wurde 20 Minuten vor Schluss für Marco Reus eingewechselt, Schulz sechs Minuten vor Schluss für Guerreiro. Die internationale und sehr junge BVB-Truppe bewies ihre Spielfreude ungeachtet der vorangegangenen beiden Niederlagen in der Bundesliga in Augsburg (0:2) und im Supercup in München (2:3). "Hinten solide und vorne mit vielen Torchancen - heute haben wir wieder unser Spiel gespielt", sagte Haaland und fügte mit Blick auf die Präsenz in drei Wettbewerben hinzu: "So wollen wir auch in den kommenden Monaten spielen."

Im Sky-Interview auf seine phänomenale Tor-Quote angesprochen, pflegte der 20 Jahre alte Norweger traditionell skandinavisches Understatement, zuckte die Schultern und sagte auf Englisch: "Es hätten noch mehr sein können."

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Dass der BVB vor dieser Partie zwei Mal nacheinander verloren hatte, das hatte Freiburgs Trainer Christian Streich vor dem Anpfiff nicht etwa als motivierend empfunden, sondern vielmehr als: "Ungünschdig!". Es hatte nämlich zur Folge, dass die Dortmunder nach einer schwierigen ersten halben Stunde zunehmend ungehalten und darum umso bemühter wurden, ihre individuellen Fähigkeiten zu präsentieren. Die Stürmer Reyna, Reus und Haaland begannen auf engstem Raum zu tanzen, und dass es bis zur Pause nur Haaland gelang ein Tor zu schießen (1:0, 31.), das war für die Freiburger zunächst ein Glücksfall.

Reyna gelingen gleich drei Dortmunder Assists

Die Pause verzögerte den überfälligen Treffer zum 2:0 allerdings nur um eine Viertelstunde, denn kaum war die Partie wieder angepfiffen, da köpfelte Can in der 47. Minute einen von Reyna getretenen Eckball zum 2:0 ein. Vor 11 500 Menschen im 80 000-Zuschauer-Stadion vermieden die Dortmunder durch eine engagierte Leistung, im dritten Pflichtspiel nacheinander eine Niederlage zuzulassen. Solch eine trübe Dreierreihe war ihnen zuletzt im November 2017 widerfahren, was damals zeitnah die Trennung vom Trainer Peter Bosz nach sich zog.

Haaland mit seinem zweiten Treffer brachte Dortmund in der 66. Minute mit 3:0 in Führung. Reyna assistierte per Pass in die Tiefe an diesem Tage zum dritten Mal. Gegen defensiv anfällige Freiburger vermissten die Gastgeber nicht einmal ihren kranken Flügelstürmer Jadon Sancho sowie den kranken Torwart Roman Bürki. Haaland hätte seine erstaunliche Torquote sogar auf 18 Treffer in 18 Bundesligaspielen ausbauen können, doch er schenkte in der Nachspielzeit das letzte Tor dem mit aufgerückten Außenverteidiger Passlack.

"Unsere entscheidenden Fehler haben die Dortmunder eiskalt ausgenutzt", klagte hinterher Freiburgs Kapitän Christian Günter. Für sein Team war es im dritten Spiel die erste Saisonniederlage. Dortmunds Stürmer Haaland lobte Günter bei Sky ehrfurchtsvoll als "Drecksau vor dem Tor, wie man bei uns sagt - dem darfst du keine Chancen zugestehen". Weil sie aber genau das getan haben, blieben sie auch im zehnten Jahr in Serie gegen Dortmund ohne Sieg.

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