Süddeutsche Zeitung

BVB besiegt Gladbach:Danke, Kumpel

  • Wichtiger Sieg kurz vor Weihnachten: Borussia Dortmund gewinnt 2:1 gegen Gladbach und baut die Tabellenführung aus.
  • Jadon Sancho und Marco Reus treffen für den BVB - Mario Götze bereitet beide Tore vor.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Wenn zum Finale der Hinrunde die zwei torgefährlichsten Klubs der Liga aufeinandertreffen und auf beiden Seiten auch noch alle regulären Innenverteidiger ausfallen, dann erwartet man nicht viel weniger als ein Spektakel mit allerhand Toren. Es wurden nur drei - oder sollte man sagen: immerhin? Herbstmeister Borussia Dortmund distanzierte mit einem 2:1 (1:1) seinen Verfolger Mönchengladbach auf neun Punkte. Der schon nach einer guten halben Stunde für den verletzten Paco Alcácer eingewechselte Mario Götze bereitete beide Tore durch Jadon Sancho und Marco Reus vor. Für Sancho war es das sechste Saisontor, für Reus das elfte.

"Man hat gemerkt in den letzten 20 Minuten, dass wir am Stock gehen", gab Reus zu. "Die ein, zwei Wochen Pause werden uns jetzt sehr gut tun, damit wir im neuen Jahr wieder angreifen können. Es ist erst der halbe Kuchen gegessen."

Die torreichsten Spiele dieser Hinrunde sind bislang: Frankfurt-Düsseldorf (7:1) und Bremen-Leverkusen (2:6) mit je acht Treffern sowie Dortmund-Augsburg (4:3), Dortmund-Nürnberg (7:0) und Schalke-Nürnberg (5:2) mit je sieben. Dortmund war also bereits zwei Mal beteiligt. Gegen Gladbach genügte ihnen ein sachlicher Sieg, kein spektakulärer. Dortmund bleibt in 13 Heimspielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen und hat allein in diesen Partien 39 Tore geschossen. Gladbach, das in der Hinrunde alle acht Heimspiele gewonnen hat, bleibt auswärts mäßig. Von acht Gastspielen wurden nur zwei gewonnen.

"In der ersten Halbzeit war es ein Schachspiel, da entscheiden Kleinigkeiten", bilanzierte Gäste-Trainer Dieter Hecking. "Wir hatten mehr Fehler drin, deshalb ist das 1:2 am Ende auch verdient."

Götze wird eingewechselt und legt sofort ein Tor auf

Die Defensiv-Ausfälle auf beiden Seiten waren markant: die Innenverteidiger Abdou Diallo, Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou bei Dortmund und die Innenverteidiger Matthias Ginter und Nico Elvedi bei Gladbach. Beide Teams profitieren allerdings von einem großen Kader, weshalb beide Mannschaften nicht nur in der Stärke von elf Spielern auflaufen konnten, sondern auch mit kreativen Lösungen. Julian Weigl und Ömer Toprak bildeten die Innenverteidigung beim BVB, der 18-jährige Louis Jordan Beyer und der Mittelfeldmann Tobias Strobl die bei Gladbach.

Es wurde schnell deutlich, dass die Gladbacher die Partien der Dortmunder gegen Brügge (0:0) und in Düsseldorf (1:2) gut studiert hatten und nun selbst mit einer sehr kompakten Neuner-Defensive spielten. Dortmunds Trainer Lucien Favre hatte Probleme gegen "kompakte Mannschaften" ja selbst eingeräumt. Dortmund spielte drei Tage nach der Blamage in Düsseldorf aber mit einer anderen Angriffsbesetzung und mit einer anderen Einstellung. Dass der frühere Gladbacher Reus in der 20. Minute nicht schon einschoss, verhinderte der Torwart Yann Sommer geistesgegenwärtig. Der zweite Ball, den Sommer halten musste, war ein Fernschuss von Axel Witsel nach einer halben Stunde.

In der 34. Minute wurde Götze eingewechselt. Mittelstürmer Alcácer hatte sich den Oberschenkel gezerrt. Götze kam in ein Spiel, in dem man als zentraler Stürmer eine undankbare Rolle hat: viel Laufarbeit, wenig Ballbesitz, kaum Möglichkeiten. Immerhin gelang Götze aber zeitnah die Vorlage zum 1:0 in der 42. Minute. Ausgangs einer konterähnlichen Szene erhielt er im Zentrum von Reus den Ball und schob ihn weiter nach Rechts zu Jadon Sancho.

Der Engländer tanzte Gladbachs Außenverteidiger Oscar Wendt aus und schoss den Ball aus ganz spitzem Winkel ins Tor. Aber, Überraschung: Noch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte glichen die Gladbacher aus. Eine Flanke von Denis Zakaria erreichte keiner der zahlreich im Strafraum vertretenen Dortmunder, sondern Gladbachs Christoph Kramer. Der köpfte sich den Ball zunächst versehentlich gegen die Hand und schoss dann zum 1:1-Pausenstand ein. Schiedsrichter Felix Zwayer ließ das Tor aber gelten.

Zum Ende des Bergbaus trugen die Dortmunder ein Sondertrikot, auf dem stand: "Danke, Kumpel". Die Trikots werden im Januar wohltätig versteigert. Der Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke summiert relevante Ruhrgebiets-Werte mit folgenden Worten: "Kohle, Stahl, Fußball und Bier gehören hier seit jeher zusammen und prägen unser Miteinander und unsere Kultur." Vor diesem Hintergrund sind bierselige BVB-Heimspiele im stählernen Riesenstadion natürlich kulturelle Highlights. Die Partie gegen Gladbach war es aber auch fußballerisch.

Die Dortmunder mussten ihre mühsame Torannäherung nach der Pause von vorne beginnen. Möglichkeiten ergaben sich eigentlich nur, wenn sie die Gladbacher mal ein bisschen herauslockten aus deren Defensive. So war es in der 54. Minute. Zwayer hatte ein Foul von Toprak an Alassane Pléa am Dortmunder Strafraum nicht geahndet, als die Dortmunder einen Konter liefen und Götze Marco Reus zum 2:1 bediente.

Hätte Reus mit einem Freistoß in der 65. Minute nicht nur den Pfosten getroffen, wäre die Vorentscheidung früher gefallen. Das Spitzenspiel begann erst zu knistern, als Gladbach - ohne die verletzten Lars Stindl und Raffael - nach einer Stunde mehr Initiative ergriff. Ein Schuss von Ibrahima Traoré an den Pfosten (75.) war aber das höchste der Gefühle.

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Quelle:
SZ vom 22.12.2018
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