7:0 des BVB gegen Nürnberg:Dortmunds mitreißende Leichtigkeit

7:0 des BVB gegen Nürnberg: Der BVB feiert das fünfte Tor, erzielt von Manuel Akanji (vorne).

Der BVB feiert das fünfte Tor, erzielt von Manuel Akanji (vorne).

(Foto: AFP)
  • Nach schwächeren Auftritten zeigt der BVB seine offensive Wucht: Beim 7:0 gegen Nürnberg treffen sechs verschiedene Spieler.
  • Nur für Mario Götze scheint in der Mannschaft kein Platz mehr zu sein.
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Von Felix Meininghaus, Dortmund

Wer erleben wollte, wie Lucien Favre so richtig durchdreht nach einer Sieben-Tore-Gala, der wurde enttäuscht. Der Trainer von Borussia Dortmund blieb sich auch an dem Abend treu, an dem seine Mannschaft den bemitleidenswert überforderten Aufsteiger 1. FC Nürnberg mächtig demontiert hatte. 7:0 - so hoch hat der BVB zuletzt vor 32 Jahren gewonnen. Und zwar gegen einen Verein mit dem Namen Blau-Weiß 90 Berlin, der tatsächlich mal in der höchsten Etage mitkicken durfte.

Doch der Schweizer Favre blieb selbst bei einem solchen Ergebnis betont reserviert. Unkontrollierte Jubelarien sind ihm fremd, immerhin hatte der 60-Jährige ein "sehr gutes Spiel" seiner Mannschaft gesehen, für seine Verhältnisse gleicht das schon einem emotionalen Ausbruch.

Dabei gab es doch so viel Positives zu berichten an diesem kurzweiligen Herbstabend. Sieben Treffer durch sechs verschiedene Torschützen, teils mit mitreißender Leichtigkeit herausgespielt und dann noch von einer Belegschaft, die sämtliche Fantasien beflügelt. Jacob Bruun Larsen (20 Jahre alt), Achraf Hakimi (19), Christian Pulisic (20), Dan-Axel Zagadou (19), Jadon Sancho (18), dazu noch Manuel Akanji (23) und der gesperrte Abdou Diallo (22) - im Kader des BVB steckt so viel Talent, dass die Fans zwangsläufig ins Träumen geraten.

"Das macht viel Spaß, und das ist viel Arbeit", sagt Favre

Die üppigen Möglichkeiten, die ihm seine Belegschaft bietet, sieht auch Favre, doch er weiß auch um die Unwägbarkeiten der Jugend. "Wir haben großes Potenzial, aber es geht immer hoch und tief. Das ist normal bei so jungen Spielern." Es ist seine Aufgabe, die in dieser Mannschaft schlummernde Kraft kontinuierlich zum Leben zu erwecken. Ein faszinierendes Projekt mit Überraschungspotenzial: "Das macht viel Spaß, und das ist viel Arbeit."

Wer verstehen will, was Favre meint, muss nicht lange zurückschauen. Nach den spielerisch schwachen Auftritten in Brügge und Hoffenheim bot das fehlende Tempo und die fehlende Durchschlagskraft in der Vorwärtsbewegung noch jede Menge Diskussionsstoff. Nun, nach 90 Minuten gegen einen in jeder Hinsicht überforderten Aufsteiger, glänzt die Offensive des BVB plötzlich als die beste der Liga.

Die Wahrheit wird - wie so oft - irgendwo in der Mitte liegen. Immerhin dürfen die Dortmunder für sich in Anspruch nehmen, viel Qualität von der Bank ins Spiel bringen zu können. Gegen Nürnberg bekam der von Real Madrid ausgeliehene Hakimi auf der rechten Abwehrseite erstmals eine Einsatzchance, um den Routinier Lukasz Piszczek zu entlasten. Der Marokkaner überzeugte auf Anhieb und schoss bei der Premiere sein erstes Tor. Bruun Larsen nutzte seine Chance ebenfalls, erzielte den Führungstreffer und war an zwei weiteren Toren beteiligt. Sancho kam 20 Minuten vor Spielende in die Partie und traf ohne lange Anlaufzeit.

"Es spricht für die Jungs, die nicht jede Minute spielen, dass sie ihre Chance nutzen, wenn sie reinkommen", sagte Marcel Schmelzer. Bei all der Dortmunder Leichtigkeit, bei all dem Überschwang gibt es nur einen Verlierer: Mario Götze. Der WM-Finalschütze von 2014 durchlebt wahrlich schwere Zeiten, das Spiel gegen den Club verfolgte er von der Tribüne.

Die aktuelle Situation belastet Götze

Favre reagiert zunehmend genervt auf die ewigen Fragen nach Götze. Er empfindet sie als "unfair den anderen gegenüber". "Das ist eine sportliche Entscheidung. Wir haben viele, viele Spiele", sagte der Schweizer am Mittwochabend, als er zum x-ten Mal auf Götze angesprochen wurde, der auf dem Platz nur noch sporadisch zu bewundern ist.

Zuletzt meldete sich sogar Kevin Großkreutz in der Causa zu Wort, der seinem langjährigen Teamkameraden einen Wechsel nahelegte. Es täte ihm "vielleicht gut, im Winter ins Ausland zu gehen, wo er ein bisschen mehr Ruhe hat und seine Karriere wieder auf Vordermann bringen kann".

Tatsächlich ist die Lage vertrackt, sie belastet Götze, wie er gegenüber dem kicker einräumte. "Ich schaffe es nicht, das auszublenden", sagte der Offensivspieler, der sich mit 26 Jahren eigentlich im besten Fußballalter befindet. In der ersten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligisten Greuther Fürth wurde Götze in der 64. Minute beim Stand von 0:0 ausgewechselt, als er beim ersten Champions-League-Gruppenspiel in Brügge nach 62 Minuten vom Rasen musste, stand es ebenfalls 0:0. Götze hatte schwach gespielt - der Rest der Mannschaft allerdings auch.

In der Bundesliga läuft es nicht besser. Im Gegenteil - Favre ließ Götze in den bisherigen Begegnungen komplett außen vor. Einsatzzeit: null Sekunden in fünf Begegnungen. Es wird eine Laune des Fußballgottes gewesen sein, dass am Dienstagabend der Augsburger Ausgleich in München ausgerechnet Felix Götze gelang - dem jüngeren Bruder von Mario Götze.

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