Borussia Mönchengladbach:Möglicherweise noch unruhiger

Moenchengladbach, Borussia Park, 20.02.21, GER, Herren, 1.Bundesliga, Saison 2020-2021, Borussia Moenchengladbach - 1.F

Unzufrieden: Gladbachs Trainer Marco Rose beim Spiel gegen Mainz.

(Foto: Ulrich Hufnagel/Imago)

Vor entscheidenden Spielen in Champions League, Liga und Pokal verliert Gladbach 1:2 gegen Mainz. Trainer Marco Rose übernimmt die Verantwortung dafür - und hat einen ausdrücklichen Wunsch.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

In der Rolle als sein eigener Cheflobbyist hatte Borussia Mönchengladbachs Trainer Marco Rose kurz vor dem Anpfiff berichtet, wie außergewöhnlich fleißig und inspiriert seine Mannschaft in den vorangegangenen Tagen trainiert habe. Damit wollte der 44-Jährige allen Skeptikern suggerieren, dass sein angekündigter Wechsel zu Borussia Dortmund im Sommer keine Einbußen von Leidenschaft und Qualität erwarten lasse.

Das Training findet in diesen Zeiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber das erste Spiel nach Roses angekündigtem Fortgang war auf vielen Kanälen zu sehen. Gegen den Abstiegskandidaten FSV Mainz 05 war da zwar ein durchaus akzeptabler Fleiß, aber nur bedingte Inspiration zu erkennen. Obwohl gemäß allerhand Statistiken das eigentlich bessere Team, verloren die Gladbacher gegen Mainz mit 1:2 (1:1) und damit nach der gleichlautenden Blamage gegen den 1. FC Köln vor zwei Wochen das zweite Heimspiel nacheinander gegen einen Abstiegskandidaten.

Nach vier sieglosen Bundesligaspielen in Serie beträgt Gladbachs Rückstand auf die Champions-League-Plätze nun schon neun Punkte. Am kommenden Mittwoch bestreiten die Borussen in genau dieser Champions League ihr Achtelfinal-Hinspiel gegen Manchester City in Budapest. Weil die Chancen gegen das Team von Pep Guardiola überschaubar erscheinen und weil die neuerliche Qualifikation für die Champions League über die Bundesliga immer fraglicher wird, deutet nur wenig darauf hin, dass die europäische Meisterklasse zeitnah noch einmal in den Borussia-Park kommt.

Rose war sich der Auswirkungen dieser neuerlichen Niederlage durchaus bewusst. "Jetzt wird es möglicherweise noch unruhiger im Umfeld", sagte er. Wäre Publikum im Stadion gewesen, hätte er die potenziell heftigen Reaktionen der Fans sofort zu spüren bekommen. Insofern war es für ihn fast ein Glücksfall, dass Zuschauer ausgesperrt sind. Rose wollte nach der Partie nicht ausschließen, dass die unruhige Woche einen Einfluss auf seine Mannschaft hatte. "Deshalb nehme ich diese Niederlage auf meine Kappe", sagte er. Die Niederlage selbst nannte er "bitter in einer Situation, in der wir Ergebnisse brauchen". Auf die kommenden Spiele gegen Manchester, in Leipzig (Bundesliga) und gegen Dortmund (DFB-Pokal) wolle man sich gewohnt intensiv vorbereiten. "Wir brauchen wieder Ruhe und Vertrauen."

Gladbach ist der Führung näher

In der 10. Minute hatte Karim Onisiwo die Mainzer 1:0 in Führung gebracht. In der 26. Minute glich Lars Stindl zum 1:1 aus. Dazwischen wurde den Gladbachern ein Elfmeter wieder aberkannt, weil der gefoulte Jonas Hofmann zuvor im Abseits gestanden hatte. Glück besaß Christoph Kramer, weil er nur für das erste von zwei groben Fouls Gelb sah und zur zweiten Halbzeit nur deshalb nicht wieder mit auflief, damit er nicht doch noch in den zweifelhaften Genuss eines Platzverweises kommen würde.

Nach der Pause schienen die dominanten Gladbacher der Führung näher zu sein, doch die Mainzer waren stets gefährlich und nutzten die erstbeste Chance in der 86. Minute durch Kevin Stöger zum 2:1-Siegtreffer. "Es passt einfach im Moment", freute sich der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt angesichts von zehn Punkten aus den jüngsten fünf Spielen mit so schlagkräftigen Gegnern wie Leipzig, Union Berlin, Leverkusen und Gladbach. Mainz ist als Tabellenvorletzter jetzt wieder dran am Relegationsplatz und wittert gestiegene Chancen auf den Klassenverbleib für die kommenden Wochen. "Das wird noch spannend", versprach Schmidt voller Hoffnung.

Das wird es sicher auch in Mönchengladbach, wo die Unruhe am Samstag auch daran zu erkennen gewesen war, dass berittene Polizei vor dem Spiel rund ums Stadion unterwegs war, ein ungewohntes Bild in diesen zuschauerlosen Corona-Zeiten. Fangruppen hatten einen Protestmarsch zum Stadion angekündigt, weil ihnen Roses fortschreitende Beschäftigung trotz angekündigter Abtrünnigkeit weiterhin gegen den Strich geht. Es gab dann aber doch keinen Protestmarsch, und so war immerhin die Polizei in entspanntem Schritt durch die niederrheinische Wintersonne unterwegs.

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Pk Borussia Mönchengladbach

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