Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Holtmann tänzelt alle aus

Lesezeit: 4 min

Bochum siegt auch dank eines exquisiten Solos gegen Mainz. Der BVB wird in Freiburg entnervt und verliert 1:2. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Anna Dreher, Sebastian Fischer und Milan Pavlovic

SC Freiburg - Borussia Dortmund 2:1 (1:0), Tore: 1:0 Grifo (6.), 2:0 Sallai (53.), 2:1 Keitel (59./Eigentor)

Meisterschaften werden nur selten in Gipfeltreffen entschieden. Es sind die Spiele gegen die nominell kleineren Gegner, die das Gros der Punkte bringen. Dementsprechend hart trifft es Borussia Dortmund, schon am zweiten Spieltag der Saison entzaubert worden zu sein. Nur eine Woche nach dem berauschenden 5:2 gegen Eintracht Frankfurt setzte es eine 1:2-Niederlage beim SC Freiburg. Das ist zugegebenermaßen einer der unbequemsten Vereine der Liga - aber wer Meister werden will, muss auch solche Teams besiegen.

Anfangs spürte man den Freiburger Respekt vor dem Offensivpotenzial des BVB. Aber schon bald schwärmten die schwer berechenbaren Breisgauer aus. Sehr zupass kam ihnen, dass Dortmunds Außenverteidiger Passlack ein unnötiges Foul gegen Höfler beging (6. Minute), das bei den meisten Bundesligisten in scheinbar unverfänglichem Territorium passiert wäre - aber nicht gegen Freiburg. Vincenzo Grifo versenkte den direkten Freistoß aus gut 28 Metern, der trotz der großen Distanz unhaltbar für Torwart Gregor Kobel war, weil der herrliche Bogenball knapp unter dem Lattenkreuz vom Innenpfosten ins Tor flog.

Während die Fans vor Glück tanzten, blieb Dortmund cool. Und kam zu Chancen. Bellingham drang in den Strafraum, schob den Ball aber genau auf Torwart Flekken statt in ein freies Toreck (11.). Sturmtank Haaland, sonst oft eng und durchgängig effektiv gedeckt von Schlotterbeck, stand drei Minuten später frei vor dem Tor, brachte aus zehn Metern aber nur einen schwächlichen Rechtsschuss zustande, wieder ganz nach dem Geschmack von Flekken. Dortmund ließ sich in der Folgezeit von den ungemütlichen, nervigen Freiburgern in ein Kleinklein voller Zweikämpfe verstricken, viel zu oft ging es durch die Mitte, wo die Badener besonders zeckig waren.

Nach der Pause wartete man auf Dortmunder Ideen, sah stattdessen aber feine Freiburger Füße. Nach einem Ballgewinn gegen Bellingham in der eigenen Hälfte inszenierte der SC einen blitzsauberen Konter, bei dem die BVB-Deckung ausgespielt wurde, als wären Reus und Haaland am Angriff beteiligt gewesen - es waren aber Jeong, Höler und Sallai, die kunstvoll kombinierten und als Lohn das 2:0 bejubeln durften. War der BVB geschlagen? Noch nicht. Passlacks erste gute Flanke verpasste Bellingham zwar, doch hinter dem Dortmunder stand Keitel, der den Ball ins eigene Tor bugsierte (59.) und die Borussia zurück ins Spiel brachte.

Dortmund fehlte dennoch in der letzten Zone des Platzes Tempo und Esprit. Freiburg igelte sich zunehmend ein und musste selten zittern. Nur einmal mussten die Gastgeber mit ansehen, wie ein langer Pass dann doch Haaland erreichte (68.). Der Norweger legte sich den Ball mit der Brust perfekt in den Lauf, er drang in den Strafraum ein - doch sein Abschluss mit links war bloß hart, aber viel zu ungenau. War der BVB geschlagen? Jetzt schon, denn in den letzten 25 Minuten geschah nichts mehr, das Dortmund diesen bitteren Nachmittag rettete.

VfL Bochum - FSV Mainz 2:0 (0:1), Tore: 1:0 Holtmann (21.), 2:0 Polter (56.)

Da war es also, das erste Bundesligator für den VfL Bochum nach mehr als zehn Jahren - und was für eins! Simon Zoller leitete den Ball mit einem langen Schlag zu Gerrit Holtmann. Der zeigte dann einen Sololauf, der beeindruckend und spektakulär war und definitiv ein Kandidat für das Tor des Monats ist. Holtmann dribbelte bei seinem Weg von der linken rüber auf die rechte Seite einen Mainzer nach dem anderen aus und tunnelte als Pointe Torwart Robin Zentner aus fünf Metern. Die Mainzer schienen von diesem Tänzchen derart perplex zu sein, dass sie mehr zusahen, als energisch versuchten, Holtmann zu stoppen.

Die Bochumer dachten gar nicht daran, sich nach dieser Führung in der 21. Minute auszuruhen. Nach einer Ecke drosch Simon Zoller den Ball ins Netz, doch weil er den Ball mit dem rechten Unterarm angenommen hatte, blieb es beim 1:0. Nach der Pause gaben weiterhin die Gastgeber den Ton an und dann tat sich in der 56. Minute doch noch was am Ergebnis: Wieder kam die Vorlage von Zoller, dieses Mal landete der Ball bei Sebastian Polter: Kopfball, 2:0, Heimsieg.

Eintracht Frankfurt - FC Augsburg 0:0

Das Duell von zwei großen Verlierern des ersten Spieltags: Frankfurt hatte mit 2:5 in Dortmund verloren, Augsburg mit 0:4 gegen Hoffenheim. Es war dementsprechend erst mal mehr eine harte als eine schöne Partie, Augsburgs Florian Niederlechner musste vom Platz, nachdem er Kopf an Kopf mit Frankfurts Martin Hinteregger zusammengekracht war. Es krachte dann noch oft im Augsburger Strafraum, im positiveren Sinne: Frankfurter Torschüsse und Chancen gab es im Überfluss, 21:4 lautete die Torschussbilanz. Aber ein Tor fiel nicht. Der Gewinner der Partie war die Augsburger Abwehr.

Hertha BSC - VfL Wolfsburg 1:2 (0:0), Tore: 1:o Lukebakio (60./Foulelfmeter), 1:1 Baku (74.), 1:2 Nmecha (88.)

Maxence Lacroix und Wout Weghorst hätten den VfL Wolfsburg mit Kopfbällen in der ersten Halbzeit in Führung bringen können - von der Hertha war Offensiv nicht sonderlich viel zu sehen. Und auch nach der Pause hatte Weghorst eine gute Chance, die dann aber zum Weckruf für die Berliner wurde, die erst aus dem Spiel heraus zu Möglichkeiten kamen und dann mehr Glück mit einem ruhenden Ball hatten.

Nach einem Duell von John Anthony Brooks und Dodi Lukebakio schaute sich der Schiedsrichter die Szene genauer an und entschied auf Elfmeter für die Hertha. Das löste eine Diskussion aus, allerdings unter den Berlinern. Davie Selke und Lukebakio wollten beide den Strafstoß schießen. Erst diskutierten die beiden, dann kam noch Kapitän Dedryck Boyata dazu, bis schließlich der Gefoulte selbst antrat und souverän in der 60. Minute zum 1:0 verwandelte.

Aber die Antwort folgte prompt: Riedle Baku bekam den Ball in den Lauf gespielt und schloss aus spitzem Winkel zum Ausgleich ab (74.). Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit drehten die Wolfsburger die Partie endgültig: Lukas Nmecha traf mit rechts. Damit führt der VfL, der vor der Verpflichtung von Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) stehen soll, die Tabelle vor Waldschmidts früherem Verein SC Freiburg an.

Greuther Fürth - Arminia Bielefeld 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Klos (45.), 1:1 Hrgota (50./Handelfmeter). Gelb-Rote Karte: Schöpf (68.)

Der Stürmer Dickson Abiama hat eine schier unglaubliche Geschichte hinter sich, aber er hätte sie in der 42. Minute dieses Spiels noch etwas besser machen können. Abiama, 22, war vor vier Jahren noch ein Spieler bei der SpVgg Mögeldorf 2000 in der Kreisklasse. Über Landesliga und Bayernliga schaffte er es zu Greuther Fürth. Nun stand er allein vor Bielefelds Tor, es war schon seine dritte, diesmal die größte Gelegenheit des Nachmittags. Doch Abiama schoss weit vorbei. Statt 1:0 stand es kurz darauf 0:1.

Fürth glich zwar später noch aus und drängte auf den Führungstreffer. Nach dem 1:5 in Stuttgart zum Auftakt machte dieser Nachmittag dem Aufsteiger Hoffnung. Und er zeigte doch: Eine Mannschaft voller Bundesliga-Neulinge wird es schwer haben.

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