Borussia Dortmund:Cool, cooler, Haaland

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Erfolgreichster Liga-Schütze aus dem erfolgreichsten Team: Dortmunds Stürmer Erling Haaland schießt das 3:1. (Foto: Gladys Chai/Chai v.d. Laage/Imago)

Dem Stürmer gelingt bei seiner Rückkehr längst nicht alles, trotzdem erzielt er beim 3:1 gegen Mainz zwei Tore. Der BVB führt nun die Tabelle an - doch Trainer Marco Rose übt auch Kritik.

Von Milan Pavlovic

Borussia Dortmund ist Tabellenführer der Bundesliga. Und sollte das Spitzenspiel von Leverkusen gegen München am Sonntag ohne Sieger enden, würden die Westfalen mindestens eine Woche lang Erster bleiben - wer hätte das nach ihrem blutleeren Auftritt am 6. Spieltag beim 0:1 in Mönchengladbach für möglich gehalten?

Das Spiel, das die Tabellenführung einbrachte - ein 3:1 (1:0) gegen Mainz, zugleich der neunte Liga-Heimsieg in Serie -, hätte für den BVB nicht besser beginnen können. Alles blickte auf Erling Haaland, der von dem hartnäckigen Bluterguss im Oberschenkel erlöst ist, der ihn wochenlang stoppte; aber der Ball landete nach einer feinen Stafette über rechts und zwei unzulänglichen Klärungsversuchen der Gäste vor dem linken Fuß von Marco Reus. Der hämmerte die Kugel nach nur 159 Sekunden mit einem satten Vollspannschuss in den Torwinkel. Reus und Mainz, da war doch was? Richtig: In seinem 21. Spiel gegen die Rheinhessen war es bereits der 21. Scorerpunkt für den Borussen.

Erst spät findet der Mittelstürmer in die Partie

Manchmal ist eine frühe Führung aber Gift für das eigene Team, und obwohl der BVB in dem mit gut 64 000 Zuschauern gut gefüllten Stadion weiter offensiv agierte, sprang bei fast 85 Prozent Ballbesitz nur wenig heraus. Die nun immer besser zupackenden Gäste lösten sich aus der Umklammerung. Haaland fiel zunächst vor allem auf, weil er haderte, da er den Ball zu selten bekam. Also betätigte er sich als Vorlagengeber, Meunier verzog nur knapp (22.). Als die meisten Betrachter mit dem Halbzeitpfiff rechneten, kam der Ball fast unverhofft zum Norweger; Mainz' Keeper Robin Zentner musste sich besonders groß machen, um den zweiten Gegentreffer zu verhindern, der Sekundenbruchteile später erneut abgewendet wurde, als Jude Bellinghams Abschluss vom genesenen Mainzer Kapitän Moussa Niakhaté genau auf der Linie geklärt wurde.

Auch die zweite Halbzeit begann mit einem Höhepunkt ... ach was, mit drei Paukenschlägen: Zunächst dribbelte Haaland am Elfmeterpunkt und wurde so eben noch behindert (wie genau, das war zunächst nicht zu sehen); beim direkten Gegenangriff fuhr der Dortmunder Manuel Akanji im eigenen Strafraum mit einer höchst riskanten Grätsche dem Mainzer Karim Onisiwo in die Parade. Gleichzeitig wurde Schiedsrichter Schlager aufgefordert, sich eine Szene noch einmal genauer anzuschauen - nicht etwa Akanjis Grätsche, sondern ein Vergehen des Mainzers Silvan Widmer, der in der Szene zuvor mit einem Handspiel Haaland aus dem Tritt gebracht hatte. Und auch wenn die Mainzer lamentierten, muss man sagen: ja, es war eine sträfliche Handberührung; Haaland verwandelte - mit viel Glück - in die Mitte des Tors, Zentner hätte den Ball fast geschnappt. "Erst im Verlauf der zweiten Halbzeit haben wir uns etwas zugetraut", sagte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt. "Aber der Dortmunder Druck war heute zu groß, über das ganze Spiel."

Wieder schafft es Dortmund nicht, zu null zu spielen

Den Unterschied machte am Ende vor allem Haaland. "Erling hat uns einfach gefehlt, der bindet immer zwei, drei Spieler", sagte BVB-Kapitän Reus. "Dass er auch zwei Tore schießt, ist top. Dafür haben wir ihn verpflichtet." Nach dem 2:0 versuchten es die Dortmunder lockerer anzugehen, das Team wirkte etwas platt - und das zum Auftakt von drei englischen Wochen.

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Das ist gegen die stacheligen Mainzer nicht ohne Risiko, und es gab auch Großchancen für Onisiwo (62., drüber) und Boetius (77., pariert von Kobel). Marco Rose war deswegen etwas kritisch: "Es wäre sehr gut gewesen, wenn wir Erling eher hätten rausnehmen können. Aber er macht immer auch wieder ein Tor in der 95. Minute, das einem helfen kann", kommentierte der Dortmunder Trainer. "Außerdem brauchen wir ihn hinten als freien Mann bei Standards."

Dennoch fiel der Anschlusstreffer, durch Jonathan Burkardt (87.) nach einer gewaltigen Dortmunder Abwehrschlamperei, aber er fiel zu spät. Trotzdem krittelte Rose: "Nach dem 2:0 hatten wir eigentlich die nötige Ruhe. Aber hinten raus machen wir es uns wieder schwer. Das ist unnötig, dass wir immer wieder über dieses Thema reden müssen."

Obwohl sie wieder nicht die Null hatten halten konnten, gerieten die Borussen diesmal wenigstens nicht mehr in Verlegenheit. Im Gegenteil: Bellingham luchste in der Nachspielzeit Widmer - ja: wieder Widmer - den Ball ab, bediente brav Haaland - ja, wieder Haaland -, der bei seinem neunten Saisontor (in nur sechs Spielen!) cool abschloss, fast so cool wie in dem kuriosen Trainingsvideo mit dem Norweger und drei Bällen. Das ist zu schön, um wahr zu sein. Aber das ließe sich über den neuen Bundesliga-Tabellenführer genauso sagen.

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