Noch vor ein paar Wochen hatte sich Dieter Hecking nicht mit dem Gedanken anfreunden können, als Trainer mit dem VfL Bochum in die zweite Liga zu gehen. Der 60-Jährige kommt in seiner 25-jährigen Trainerkarriere auf 441 Bundesliga-Spiele und steht damit in der ewigen Bestenliste der Bundesligatrainer auf Platz zehn. Sein zweiter Tabellenplatz in der Liga und sein Pokalsieg mit dem VfL Wolfsburg jähren sich gerade zum zehnten Mal. 2015 wurde er deshalb zum „Bundesligatrainer des Jahres“ gewählt. 19 Spiele fehlen Hecking nur noch, um in der Liste der meisten Bundesligaspiele den Trainer Ottmar Hitzfeld einzuholen, und 29 Spiele fehlen ihm bis Hennes Weisweiler.
Doch wie es aussieht, kommt Hecking erst mal nur noch auf zwei Bundesligaspiele mit dem VfL Bochum: am kommenden Samstag gegen Mainz und eine Woche später auf St. Pauli. Bei 443 Bundesligaspielen wird seine Zählung dann voraussichtlich zunächst einmal enden. Hecking nämlich hat sich nun doch entschlossen, mit dem VfL auch in die zweite Liga zu gehen. Nachdem er für den Fall des Klassenerhalts bereits einen Vertrag bis 2027 unterschrieben hatte, signiert Hecking jetzt auch ein genauso lange gültiges Arbeitspapier für die zweite Liga.
Noch ist Bochum zwar nicht endgültig abgestiegen, aber die Chancen auf den Klassenerhalt haben sich durch das jüngste 0:0 in Heidenheim weiter dramatisch verringert. Auch der Sieg von St. Pauli in Augsburg am Sonntag hat den Bochumern nicht in die Karten gespielt. Alles sieht nun sehr danach aus, als stiege der VfL zum siebten Mal in der Vereinshistorie in die zweite Liga ab. Für Hecking wäre es als Trainer erst der zweite Abstieg. 2004 ist er mit dem VfB Lübeck aus der zweiten Liga abgestiegen. Vier Mal in seiner Karriere hat er während einer Saison einen gefährdeten Bundesligisten übernommen und zum Klassenerhalt geführt: 2007 Hannover 96, 2010 den 1. FC Nürnberg (in der Relegation), 2013 den VfL Wolfsburg und 2017 Borussia Mönchengladbach. Der VfL Bochum, also just der Klub, der sich einstmals am Titel „Die Unabsteigbaren“ labte, wäre der erste Erstligist, den Hecking nicht vor dem Absturz retten konnte.
Ein Etat von 20 Millionen Euro, Dirk Dufner als neuer Sportdirektor – das passt so für Hecking
Anfang November hat er die VfL-Mannschaft vom Vorgänger Peter Zeidler übernommen, als die mit einem mageren Pünktchen Tabellenletzter war. Schnell schaffte man in der neuen Konstellation zwar den Anschluss an die rettenden Plätze, doch vor wenigen Wochen kannte Hecking den VfL Bochum noch nicht gut genug, um abschätzen zu können, wie es in der zweiten Liga dort weitergehen würde. Deshalb hat er sämtliche Gedanken an die Fortsetzung seiner Arbeit auch in der zweiten Liga lange weitgehend verdrängt. Mittlerweile aber ist klar, dass der Abstieg kurz bevorsteht und dass der VfL mit einem geschätzten Etat von mehr als 20 Millionen Euro dort zu den besser situierten Klubs zählen würde; mittlerweile steht in Person von Dirk Dufner auch der neue Sportdirektor fest und weiß Hecking auch, dass er sich beim VfL emotional so wohlfühlt, dass er mit einer entsprechenden sportlichen Perspektive auch bereit wäre, in die zweite Liga mitzugehen.
Hecking erklärte am Freitagabend unmittelbar nach dem Spiel in Heidenheim: „Der VfL Bochum hat mir ein wertschätzendes Angebot gemacht, und wenn man sich bei einem Verein wohlfühlt, wenn man Wertschätzung spürt vom Verein, von den Spielern, vom Umfeld und den Fanlagern, dann muss man sich in meinem Alter auch mal fragen: Was willst du eigentlich: Spaß haben am Job oder von einem Verein zum anderen wechseln?“ Hecking betont allerdings auch: „Mein Ja-Wort ist an Bedingungen geknüpft.“ Und diese dürften damit zu tun haben, dass der VfL ihm im Fall des Abstiegs zur nächsten Saison eine Mannschaft hinstellt, mit der der Wiederaufstieg realistisch wäre.