Bundesliga:Berliner Juwelen

Bedingungslos vertraut Hertha BSC seinem Trainer Götz - und Manager Dieter Hoeneß, der bei den Fans schon lange in Ungnade gefallen ist.

Javier Cáceres

Als die über Nacht einberufene Pressekonferenz auf dem Gelände des kriselnden Bundesligaklubs Hertha BSC Berlin am Dienstagmittag zu Ende gegangen war, nach reichlich 90 Minuten Dauer, hätte man glatt vergessen haben können, über wen am Vorabend debattiert worden war.

So richtig viel war jedenfalls nicht die Rede gewesen von jenem Trainer Falko Götz, 43, der nach Auskunft der Mehrheit der Berliner Mitteilungsblätter kurz vor der Ablösung stand, nach 13 sieglosen Spielen in Serie, die am Samstag von einer vergleichsweise peinlichen 2:4-Niederlage gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln gekrönt worden war.

Mehr als zwei Stunden lang hatten die Mitglieder von Herthas Beteiligungsausschuß am Montagabend in einem Berliner Hotel konferiert und schließlich befunden, dass man Götz auch weiterhin vertraue - "bedingungslos", wie Manager Dieter Hoeneß betonte.

Wer jedoch Augen hatte zu sehen und Ohren zu hören, der wusste, dass dieses bedingungslose Vertrauen vor allem einem ausgesprochen worden war: Dieter Hoeneß selbst.

Zuletzt war Hoeneß in Berlin arg in die Kritik geraten, insbesondere die Fan-Kurve ("Hoeneß raus") hatte ihm die Gefolgschaft aufgekündigt. Angelastet wird ihm eine verfehlte Einkaufspolitik, vor allem im Sturm.

Am Dienstag ging der frühere Verteidigungsminister Rupert Scholz, Vorsitzender von Herthas Aufsichtsrat, zum Gegenangriff über, erklärte die Absicht von Hertha-Anhängern, den Klub symbolisch zu Grabe zu tragen, gleich dreimal zu einer "groben Geschmacklosigkeit" und wies jene Anhänger, die am Samstag den Ehrengastbereich stürmen wollten, darauf hin, dass sie "ein riskantes Spiel" betrieben:

Sie machten sich möglicherweise der Beleidigung, Verleumdung, Verletzung von Persönlichkeitsrechten und womöglich auch der Nötigung schuldig, erklärte der Staatsrechter.

Dann glibberte der Jurist die Rebellen und Opponenten mit Pathos zu: "Hoeneß ist ein Juwel. Und dieses Juwel pflegen wir." Nicht, dass den noch einer klaut?!?

Herthas Bilanz: 15 Punkte aus 17 Spielen

Dieter Hoeneß selbst hatte vor der Tagung versucht, einen möglichst breiten Konsens über die Trainerfrage herzustellen - und dies auch erreicht, es gab für Götz eine Mehrheit.

Auch weil er mit der "Mär" von seiner vermeintlichen Beratungsresistenz aufhören wollte, band er insbesondere die beiden früheren Profis Michael Preetz (Assistent der Geschäftsführung) und Dirk Greiser (Mitglied des Aufsichtsrates) in die Unterbreitung seines Vorschlages ein, an Götz festzuhalten.Wie es dann auch geschah.

Am Dienstag erinnerte Hoeneß einerseits daran, dass Götz vor anderthalb Jahren aus der Überzeugug heraus verpflichtet worden sei, der richtige Mann für den neuen, wegen der horrenden Verschuldung nötigen Verjüngungskurs zu sein.

Andererseits erinnerte er daran, dass die Verkündung der Vertragsverlängerung von Götz (bis 2008) im November Begeisterungsstürme der Mitgliederversammlung ausgelöst hatte - im Übrigen die letzten, die im Zusammenhang mit Hertha verzeichnet wurden. Man sei in einer Umbruchsituation, da seien Rückschritte unvermeidlich, gab Scholz zu bedenken. Den aktuellen Rückschritt nennt Scholz "schmerzhaft".

In Zahlen liest sich das so: Aus den 17 vergangenen Spielen hat Hertha 15 Punkte geholt, in der virtuellen Rückrundentabelle liegt die Mannschaft seit dem vergangenen Wochenende auf dem letzten Platz. Am kommenden Samstag spielt Hertha bei Werder Bremen.

Eine Niederlage werde an der Lage von Falko Götz nichts ändern. Hertha wolle nunmehr einem geschliffenen Drei-Punkte-Plan folgen: Erstens wolle man ein Spiel gewinnen, zweitens genügend Punkte sammeln, um nicht noch in Abstiegsgefahr zu geraten, und wenn beides "zügig" erfüllt sei, wolle man daran gehen, die Tabelle zu studieren. Falko Götz kam übrigens auch zu Wort. Er sagte, er sei über das in ihn gesetzte Vertrauen "erleichtert".

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