Bundesliga:Bayern sollte sich nicht zu sicher fühlen

FC Carl Zeiss Jena v Bayern Muenchen - DFB Cup

Schafft Robert Lewandowski die nächste Meisterschaft mit dem FC Bayern? Oder endet die Serie?

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern kann zum fünften Mal in Serie Deutscher Meister werden. Doch der Blick auf andere Ligen zeigt: Jede noch so lange Vorherrschaft eines Klubs endet irgendwann einmal.

Von Christoph Dorner

Ginge es nach der Meinung der Trainer und der Fans, müsste die am Freitag beginnende Saison der Fußball-Bundesliga zumindest in der Meisterfrage gar nicht erst angepfiffen werden. Nach Umfragen steht für 60 Prozent der Fans und für 15 von 18 Bundesliga-Trainern fest, wer nach dem 34. Spieltag die Meisterschale in Händen halten wird: der FC Bayern München. Für den deutschen Rekordmeister wäre es die fünfte Meisterschaft in Serie - das hat es in 53 Jahren Bundesliga noch nicht gegeben. Die Liga fürchtet sich vor der Langeweile und hofft einmal mehr auf Borussia Dortmund (und ein bisschen auch auf Bayer Leverkusen).

Fußball-Dynastien gibt es auch in anderen europäischen Ligen: Eine Rundschau durch Europas Fußball zeigt, dass eine jahrelang Vorherrschaft auch enden kann.

Spanien: "Ich finde schon, dass wir uns Gedanken machen müssen, dass die oberen zwei, drei Klubs nicht total davonlaufen, dass die anderen mithalten", hat Uli Hoeneß vor ein paar Jahren gesagt und vor "spanischen Verhältnissen" gewarnt, nachdem die Bayern mal wieder locker ins DFB-Pokalfinale eingezogen waren. Spanische Verhältnisse, das waren für Hoeneß, wenn entweder Real Madrid Meister wird oder der FC Barcelona. Und sonst niemand. Der Dualismus zwischen Real und Barcelona, zwischen der hochmütigen Hauptstadt und dem abtrünnigen Katalonien, hat den spanischen Fußball über Jahrzehnte geprägt. Fünf Meisterschaften gewannen die Königlichen zwischen 1986 und 1990. Im Anschluss holte Barcelona mit Trainer Johan Cruyff und dem "Dream Team" mit Pep Guardiola im Mittelfeld vier Titel in Serie. Aktuell ist Barcelona mit zwei Meisterschaften in Serie wieder erfolgreicher als die Konkurrenz aus Madrid.

England: Die Premier League ist nicht nur die finanzkräftigste Liga Europas, sie wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch zu einer Art Oligopol-Spielklasse, in der vier Vereine die Meisterschaft unter sich ausmachten: Die Stadtrivalen aus Manchester, der FC Chelsea und der FC Arsenal. Doch dann kam das Fußballwunder durch Leicester City in der vergangenen Saison. Einen Serienmeister hat es durch den harten Wettbewerb an der Ligaspitze, mitunter zusätzlich angefacht durch eine gute Saison des FC Liverpool oder der Tottenham Hotspurs, nie so recht gegeben. Manchester United gelang es zuletzt zwischen 2007 und 2009 mit Trainer Alex Ferguson und einem jungen portugiesischen Außenstürmer namens Cristiano Ronaldo immerhin, drei Mal in Serie den Meistertitel zu gewinnen.

Italien: Heute wirkt es so, als wäre Juventus Turin nie weg gewesen. Fünf Mal in Serie gewann der Rekordmeister zuletzt den Scudetto, spielte in der Champions League wieder eine ordentliche Rolle und kaufte vor der Saison mal eben Stürmer Gonzalo Higuain für 90 Millionen Euro aus Neapel. Dabei musste Juve die Saison 2006/07 nach einem Manipulationsskandal in der zweiten italienischen Liga verbringen. Torwart Gianluigi Buffon war damals einer von vielen Stars, die mit Juventus ein Jahr durch die Fußballprovinz tingelten, bis der Wiederaufstieg geschafft war. Die neue Dominanz von Juventus hat jedoch auch etwas mit dem krachenden Bedeutungsverlust der Vereine aus Mailand und Rom zu tun, denen Eigentümerwechsel nicht gut getan haben.

Bremen erinnert sich mit Schrecken

Frankreich: An die fast ein Jahrzehnt andauernde Hegemonie von Olympique Lyon im französischen Vereinsfußball erinnert man sich vor allem in Bremen mit Schrecken. Mit 2:7 verlor Werder im März 2005 sein Heimspiel im Achtelfinale der Champions League, drei Jahre an gleicher Stelle noch einmal mit 0:3, unter anderem durch einen legendären Freistoß-Kracher des Brasilianers Juninho. 2008 endete eine Serie von sieben Meisterschaften, danach musste der Verein aus dem Südosten Frankreichs seine Vorherrschaft abgegeben. Seit dem Einstieg einer Investorengruppe aus Katar dominiert Paris Saint-Germain die Ligue 1 nach Belieben, vier Mal in Serie wurde Paris zuletzt überlegen Meister. Und Lyon? 2007 ist der Verein mit einem Ausgabepreis von 24 Euro pro Aktie an die Börse gegangen. Mittlerweile ist das Papier zu einem Preis von weniger als drei Euro zu haben.

Schweiz: Der FC Basel ist so etwas wie der Selbstbedienungsladen der Bundesliga. Mehr als 20 Spieler (und auch ein paar Trainer) hat der Schweizer Serienmeister in den vergangen zehn Jahren allein nach Deutschland verkauft, darunter etwa Ivan Rakitic, Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka. Zuletzt wechselte der 19-jährige Stürmer Breel Embolo für geschätzte 27,5 Millionen Euro zum FC Schalke 04. Mit den Transfereinnahmen finanziert der FC Basel ein aufwendiges Scouting-System und eine Jugendakademie, die als eine der besten in Europa gilt. Der Lohn dafür waren zuletzt sieben Meistertitel in Serie. 14 Punkte betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten Young Boys Bern in der vergangenen Saison. Für den FC Basel bleibt das Dilemma: Weil die Schweizer Super League im europäischen Vergleich als zu schwach gilt, ist der Verein dazu verdonnert, für seine besten Talente nur eine Durchgangsstation zu sein.

Schottland: Mehr als 30 Jahre ist es her, dass der schottische Meistertitel einmal nicht an einen der beiden Klubs aus der Industriestadt Glasgow vergeben wurde. 1985 wurde der FC Aberdeen Meister. Seitdem haben die Glasgow Rangers und Celtic sämtliche Meisterschaften untereinander aufgeteilt. Die protestantischen Rangers dominierten in den Neunzigerjahren mit neun Meistertiteln in Serie, nach der Insolvenz der Betreibergesellschaft und dem Zwangsabstieg in die vierte Liga wurde zuletzt der katholische Stadtrivale Celtic fünf Mal in Serie Meister. Die Rangers sind zwar mittlerweile wieder zurück in der Scottish Premier League. In den europäischen Wettbewerben spielen die beiden stolzen Vereine aber schon lange keine größere Rolle mehr.

Kroatien: 5:0 gewann der FC Bayern im vergangenen Jahr in der Gruppenphase der Champions League gegen Dinamo Zagreb. In Kroatien aber ist der Verein seit Jahren nahezu unschlagbar. Elf Mal in Serie wurde Dinamo zuletzt Meister. Der Vorsprung auf die Konkurrenz ist gewaltig. Der Verein kann es sich sogar leisten, jedes Jahr seine besten Talente für Millionen nach Europa zu verkaufen, etwa Marko Pjaca, Luka Modric oder Mario Mandzukic. Auch in dieser Saison ist Dinamo nach sechs Spielen ungeschlagen. Viele Fans in Kroatien glauben allerdings schon lange, dass bei Dinamo nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Sie werfen der Vereinsführung Bereicherung und Korruption vor. Mittlerweile sind die beiden Brüder Zoran und Zdravko Mamic abgetreten. Sie werden als Trainer und Präsident für die kriminellen Machenschaften bei Dinamo verantwortlich gemacht.

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