FC Bayern siegt in HeidenheimFrust? Welcher Frust?

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Auch Kingsley Coman hatte gute Laune in Heidenheim, er traf zum zwischenzeitlichen 3:0 für die Bayern.
Auch Kingsley Coman hatte gute Laune in Heidenheim, er traf zum zwischenzeitlichen 3:0 für die Bayern. (Foto: Matthias Schrader/AP)

Den Münchnern gelingt drei Tage nach dem Aus in der Champions League bei Inter Mailand eine federleichte Rückkehr in den Ligaalltag. Nach dem 4:0 in Heidenheim ist Sportvorstand Max Eberl erleichtert.

Von Maik Rosner, Heidenheim

Eine knappe Stunde war gespielt, als dieses Auswärtsspiel des FC Bayern beim 1. FC Heidenheim mehr an einen Spaziergang erinnerte als an eine beschwerliche Rückkehr in den Bundesligaalltag. An der Strafraumgrenze kam Joshua Kimmich an den Ball, und weil er gerade so ungestört war, schoss er mit der rechten Innenseite so locker zum 4:0 ein, als würde er beim Flanieren auf dem Heidenheimer Schlossberg ein Steinchen an den Wegesrand kicken.

Spiele zwischen dem FC Bayern und Heidenheim waren bisher stets sehr torreich geraten. Das galt auch an diesem Samstagnachmittag. Nur mit dem Unterschied, dass sich die Tore diesmal sehr einseitig verteilten. Am Ende stand für die Münchner ein 4:0 (3:0)-Sieg auf der Anzeigetafel, durch den sie dem Meistertitel einen weiteren großen Schritt näher gekommen sind. Selbst wenn der Tabellenzweite Leverkusen am Sonntag beim FC St. Pauli gewinnen sollte, bräuchten die Bayern dafür aus den verbleibenden vier Ligaspielen dank ihrer deutlich besseren Tordifferenz gegenüber der Werkself nur noch zwei Siege.

Vor Kimmichs 4:0 in der 56. Minute hatten Harry Kane (13.), Konrad Laimer (19.) und Kingsley Coman (36.) für die Bayern getroffen. Sogar ein höherer Sieg wäre möglich gewesen, weil die Münchner einige weitere gute Gelegenheiten ausließen. Und das, obwohl die Heidenheimer um jedes Pünktchen kämpfen, um wenigstens den Relegationsplatz zu behalten. Doch diesmal konnte Frank Schmidts Mannschaft die Münchner nicht ernsthaft herausfordern.

„Die Reaktion hat gezeigt, dass die Mannschaft etwas gewinnen will. Wir sind wieder einen Schritt näher an der Meisterschaft dran. Man weiß, dass es in Heidenheim nicht so leicht ist“, sagte Sportvorstand Max Eberl und freute sich über „eine hoch konzentrierte und fokussierte Leistung“ nach dem Frust unter der Woche über das Aus in der Champions League.

Das 1:0 durch Kane bremst den Heidenheimer Anfangselan aus

Dabei war die Dienstreise nach Heidenheim für den FC Bayern als größtmögliches Kontrastprogramm zum Rückspiel im Viertelfinale der Champions League bei Inter Mailand dahergekommen. Allein das Ambiente erinnerte eher an eine erste Runde im DFB-Pokal als an ein reguläres Bundesligaspiel. Das Fassungsvermögen der kleinen Heidenheimer Arena ist mit 15 000 Plätzen gerade einmal ein Fünftel so groß wie das im Giuseppe-Meazza-Stadion, in dem sich die Bayern am Mittwoch frustreich aus der Champions League verabschiedet hatten. Und dann war da ja noch die schlechte Erinnerung an die vergangene Saison, als die Münchner vor ziemlich genau einem Jahr in Heidenheim eine 2:0-Pausenführung verspielt und 2:3 verloren hatten. Aber diesmal wurde es ein ganz anderes Spiel.

Neben den seit Wochen verletzten Manuel Neuer, Jamal Musiala, Dayot Upamecano, Alphonso Davies und Hiroki Ito, fehlte diesmal auch noch Leon Goretzka angeschlagen. Zudem saßen Thomas Müller, Min-jae Kim und Leroy Sané nach den jüngsten Strapazen zunächst auf der Bank.

Die Bayern mussten gedanklich erst einmal ankommen auf dem Schlossberg. Ein paar Fehlpässe und unkoordinierte Aktionen in der Viererkette mit Laimer, Eric Dier, Josip Stanisic und Raphaël Guerreiro blieben zu Beginn aber auch deshalb folgenlos, weil der Gegner nun anders als am Mittwoch nicht mit Lautaro Martínez angriff, sondern mit Marvin Pieringer.

Zumindest eine Parallele aber gab es zu Mailand: Wieder traf Kane zur Führung, wenngleich diesmal mit einem Linksschuss durch die Beine eines Gegenspielers von der Strafraumgrenze statt mit rechts durch die Beine eines Gegenspielers aus kurzer Distanz. Ebenso kam den Bayern zugute, dass die Führung die zu Beginn sehr entschlossen wirkenden Heidenheimer weitgehend ausbremste.

Spätestens nach dem 3:0 müssen sich die Bayern nicht mehr groß anstrengen

So folgte auf Kanes 24. Saisontor rasch Laimers zweites, bei dem er so routiniert einschob, als heiße er Konrad Kane. Ein wesentlicher Anteil an dem Tor durfte Serge Gnabry zugerechnet werden, weil er Laimer mit einem hübschen Schnittstellenpass aus der eigenen Hälfte perfekt bediente. Hinzu kam, dass Bayerns Leihspieler Frans Krätzig Laimer laufen ließ.

Dass ein 2:0-Vorsprung nicht unbedingt die Vorentscheidung bedeuten muss, hatten die Bayern bei ihrem letzten Besuch in Heidenheim erfahren. Womöglich hielten sie es auch deshalb für eine gute Idee, einfach weiter anzugreifen und noch vor der Pause das dritte Tor nachzulegen. Coman übernahm diesen Auftrag, indem er aus spitzem Winkel einschoss und Torwart Kevin Müller schlecht aussehen ließ, weil der Ball im kurzen Eck einschlug.

„Wir haben auch Bock auf kämpfen“, hatte Bayerns Trainer Vincent Kompany vor dem Spiel gesagt. Doch spätestens nach dem 3:0 war großartiger Kampfgeist gar nicht mehr dringend notwendig. Der mühsame Bundesliga-Alltag, er wirkte für die Bayern am Samstag fast schon erholsam.

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