Bundesliga:Diabys Elfmeter-Malheur kostet Leverkusen den Sieg

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Pech beim Strafstoß: Leverkusens Moussa Diaby trifft zwar ins Tor, schießt sich aber zunächst selbst an, weil er wegrutscht. (Foto: Revierfoto/Imago)

Ein kurios vergebener Elfmeter ist der dramaturgische Höhepunkt beim 0:0 in Bochum. Im ersten VfL-Heimspiel nach dem Becherwurf geht es auch um Spruchbänder, Bengalos und gutes Fan-Benehmen.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Vor dem Spiel Bayer-04-Bengalos statt Bochumer Becherwürfe - und am Ende ein friedliches Nullzunull, allerdings mit einem skurril verschossenen Elfmeter des Leverkuseners Moussa Diaby: Beim Sonntagnachmittags-Spiel der Bundesliga zwischen dem VfL Bochum und Bayer Leverkusen spielten die Auswüchse der Fankultur vor dem Anpfiff eine gewichtige Rolle, nach dem Anpfiff hingegen ging es nur noch um Fußball. Die Leverkusener verpassten am sechstletzten Spieltag einen größeren Schritt in Richtung Champion-League-Qualifikation, während Bochum eine kleine zusätzliche Absicherung für das große Ziel Klassenerhalt gelang.

Für all jene, die vergessen haben, was Fankultur eigentlich sein soll, hatte der VfL seine Interpretation des Begriffs noch einmal explizit auf ein DIN-A6-Blättchen gedruckt - und diese Handreichungen vor dem ersten Heimspiel nach dem becherwurf-bedingten Spielabbruch gegen Mönchengladbach rund ums Stadion verteilt: "Fahnenschwenken, Choreographien und Support sind Teil unserer Fankultur", stand auf dem Flyer, "Becherwürfe und Anfeindungen gehören nicht dazu." Auf das zwischenzeitlich intern erörterte Becherverbot auf den Tribünen hat der Klub allerdings verzichtet.

"Keine Kollektivstrafe in Form eines Becherverbots", verkündete der Stadionsprecher vor dem Anpfiff. Stattdessen setzte Bochum auf die Installation zusätzlicher Videotechnik, die, so wünscht es sich der Verein, "mittels hochauflösender Bilder zur Ermittlung potenzieller Täterinnen oder Täter beiträgt und diese überführt". Weitere Einschätzungen zum Fall gab es von Klub-Verantwortlichen allerdings nicht.

Dass die Becherwurf-Partie gegen Gladbach vom Sportgericht mit 0:2 gewertet wurde, ist bekannt, eine zusätzliche Strafe für den VfL steht allerdings noch aus. "Deshalb von mir keine Aussage dazu", beschied am Sonntag Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

"Der Fußball lebt durch seine Fans", stand vor dem Anpfiff auf einem Plakat im Fanblock der Bochumer Ultras. Das konnte man so oder so interpretieren. "Sieg oder Becherwurf", spöttelten derweil die Leverkusener Fans per Spruchband. Sie zündeten zum Anpfiff verbotenerweise ungefähr 30 knallrote Bengalo-Leuchtfeuer. Das Spiel wurde vom Schiedsrichter Felix Zwayer trotzdem angepfiffen, nachdem sich der Qualm verzogen hatte.

Diaby mit verbotenem Elfmeter

Bei den Gästen stand Mittelstürmer Patrik Schick zwei Monate nach einem Muskelfaserriss wieder in der Startelf, bei Bochum Stürmer Simon Zoller sieben Monate nach einem Kreuzbandriss wieder im Kader. Die Leverkusener stellten den Gastgebern verwirrenderweise eine Viererkette aus vier Innenverteidigern entgegen. Odilon Kossounou rechts und Piero Hincapie links bekamen ungewohnte Vertikal-Aufgaben aufgebürdet. Nach einer halben Stunde musste Abwehrchef Jonathan Tah jedoch verletzungsbedingt durch Außenverteidiger Mitchel Bakker ersetzt werden, der Hincapie nach innen schob.

Während die Bochumer Anhänger im mit 25 000 Zuschauern gefüllten Stadion einen betont braven Eindruck machen zu wollen schienen, um ihrem Klub keinen weiteren Kummer zu bereiten, zeigten sich die VfL-Spieler auf dem Rasen gewohnt zupackend. Als in der 42. Minute auf den Anzeigetafeln gerade zum wiederholten Mal prophylaktisch ein "respektvoller Umgang" eingefordert wurde, drosch Bochums Kapitän Anthony Losilla den Ball respektlos an die Latte des Leverkusener Tors. So blieb es zur Pause bei einem trotzdem angemessenen 0:0.

Auch nach der Pause, das Publikum blieb kultiviert, deutete sich zunächst kein Treffer an, bis der gerade eingewechselte Bochumer Eduard Löwen in der 64. Minute im Strafraum Leverkusens Paulinho zu Fall brachte. Der anschließende Elfmeter-Treffer durch Diaby zählte aber nicht, weil der Franzose beim Schuss ausrutschte und den Ball dadurch mit beiden Füßen berührte. Das ist verboten - und passierte kürzlich im Pokal auch dem Kölner Florian Kainz, dessen Team deshalb ausschied.

Am Ende schienen die Bochumer am Sieg interessierter zu sein als Bayer. Sie investierten mehr, vermochten aber auch keinen Treffer zu erzielen. Zehn Minuten vor Schluss immerhin wurde zur Freude der VfL-Fans Simon Zoller zu seinem Comeback eingewechselt. Das musste an diesem Tag für Jubel genügen.

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