Bundesliga:Vor dem Neustart noch die Abstiegsfrage klären

Sport Bilder des Tages GER, 1.FBL, Werder Bremen Ankunft Quarantaene -Parkhotel Bremen / 11.05.2020, Parkhotel, Bremen,

Maskenball: Milot Rashica (vorne), Torjäger von Werder Bremen, auf dem Weg zum Trainingsplatz.

(Foto: Nordphoto/Imago)

Die Regel dürfte am Donnerstag Thema sein in der Video-Schalte der Klubs - wobei sich andeutet, dass es wohl auch bei einem Saisonabbruch Absteiger geben wird. Die DFL plant weitere Änderungen der Statuten.

Von Johannes Aumüller und Philipp Selldorf

Es hat in diesem Jahrtausend nicht viele Heimspiele gegeben, in denen der 1. FC Köln auf sein Geißbock-Maskottchen am Spielfeldrand verzichten musste. Im Frühjahr 2001 durfte Hennes VII. wegen der Maul- und Klauenseuche nicht ins Stadion, 2008 musste er wegen Arthrose passen. Aber wenn die Kölner am Sonntag gegen Mainz ihr erstes Corona-Heimspiel bestreiten, darf Nachfolger Hennes IX. auch nicht dabei sein, weil er nicht zu den 322 Lebewesen gezählt wird, die es nach Ansicht der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für den reibungslosen Ablauf eines Spieles und zwangsläufig braucht.

Wenn der Profifußball an diesem Wochenende neu startet, wird er nicht nur vor leeren Rängen ablaufen, sondern auch viele gewöhnungsbedürftige Details offenbaren. So hat die DFL verfügt, dass auf der Ersatzbank alle Masken tragen müssen, die Trainer den Schutz nur für kurze Zurufe abnehmen dürfen und die Spieler weder in enger Umarmung jubeln noch auf den Boden spucken sollen. Wenn sich die Vertreter der 36 Erst- und Zweitligisten am Donnerstag zur nächsten Mitgliederversammlung zusammenschalten, werden sie auch ein paar Fragen klären, die nicht ganz so plakativ daherkommen, aber mindestens ebenso gravierende Auswirkungen haben können wie Maskenpflicht oder Spuckverbot.

Die DFL kündigte Änderungen in den Statuten an, mehr als ein halbes Dutzend Passagen der Spielordnung soll es dem Vernehmen nach betreffen. Vor allem die Auf- und Abstiegsregel dürfte ein Thema sein, weil dazu vor dem Wochenende Klarheit herrschen sollte. Mancher Klub mag hoffen, dass diese ob der derzeitigen Umstände außer Kraft gesetzt wird. Aber davon ist nicht auszugehen. Wahrscheinlicher ist, dass Formulierungen gefunden werden, nach denen es nach dieser Saison unabhängig vom konkreten Fortgang in der Bundesliga in jedem Fall Absteiger geben soll - auch bei einem vorzeitigen Abbruch. Die Bild-Zeitung berichtete bereits, dass es im Falle des Saisonabbruchs einen Meister und zwei Absteiger geben soll; gewertet werde dabei die aktuelle Tabelle zum Zeitpunkt des Abbruchs.

Auch zur Zahl der Wechsel soll eine Entscheidung fallen

Zudem soll es bei der Video-Schalte am Donnerstag eine Entscheidung dazu geben, ob die Mannschaften an den ausstehenden neun Spieltagen nicht nur wie gewohnt drei-, sondern fünfmal auswechseln können. Diese Möglichkeit schuf der Weltverband Fifa zuletzt, sie wird von den meisten Beteiligten bisher gutgeheißen. Laut Kicker ist darüber hinaus eine Satzungsänderung geplant, wonach Spiele "aus übergeordneten zwingenden rechtlichen, organisatorische(n) und/oder sicherheitstechnischen Gründen" kurzfristig in andere Stadien verlegt werden können. Zugleich will die DFL ihr 51-seitiges Hygiene-Konzept noch einmal als statuarische Pflicht verankern. Ein Verstoß gegen die akribische Zusammenstellung kann dann also Konsequenzen haben - und das ist mehr als eine Protokollnotiz, sondern dürfte gleich erste Aufregung provozieren.

Denn das von einer medizinischen Taskforce ausgearbeitete Konzept, das der Politik als Grundlage für ein Ja zum frühen Neustart diente, sieht zum Beispiel vor, dass jede Mannschaft "die letzten sieben Tage vor Saisonbeginn als Trainingslager in Quarantäne" verbringt. Diverse Klubs interpretieren die Vorgabe ohnehin schon so, dass sie ihre Quarantäne nicht volle sieben Tage durchziehen, sondern am siebten Tag bereits spielen. Und Borussia Mönchengladbach bezog sogar erst am Montag sein Quarantäne-Quartier im vereinseigenen Hotel am Borussia-Park - spielt aber bereits fünf Nächte später am Samstag bei Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr).

Die Erklärung dafür geht so: Ursprünglich, also vor der Corona-Pause, war einmal ein Sonntag als Termin für das Spiel vorgesehen. Und als die DFL vergangene Woche die neuen Anstoßzeiten beschloss, sei das Hotel bereits gebucht gewesen und es nicht mehr möglich gewesen, den Einzug einen Tag eher zu erledigen - weil das Hotel da noch geschlossen gewesen sei.

Die Gladbacher verweisen darauf, dass dies im engen Austausch mit der DFL geschen sei, und diese gibt sich mit der Erklärung auch zufrieden. "Im Zusammenwirken aller Vorgaben und Maßnahmen, insbesondere einer Bildung von zwei isolierten Bereichen für die Spieler/Trainer/Betreuer im Klub und zu Hause, hat die Task Force das sechstägige Trainingslager als vertretbar beurteilt", teilte sie auf Anfrage mit: "Daher gibt es keine Konsequenzen."

Bei anderen Verstößen gegen das Konzept dürfte es nicht so leicht möglich sein, das abzumoderieren. Denn dieses ist nun einmal die Basis dafür, dass an diesem Wochenende überhaupt wieder gespielt werden darf.

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