Bundesliga:Gladbach jubelt im Rheinderby dank Elvedi

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Nico Elvedi (Mitte) schießt das entscheidende Tor im Rheinderby gegen den 1. FC Köln. Seine Gladbacher Kollegen bedanken sich. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Mönchengladbach gewinnt 1:0 im Derby gegen den 1. FC Köln.
  • Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg trennen sich torlos unentschieden.
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Der 1. FC Köln ist mit einem Frust-Erlebnis beim Erzrivalen in seine erste Europacup-Saison seit 25 Jahren gestartet. Im 87. Bundesliga-Derby bei Borussia Mönchengladbach verlor der Europa-League-Teilnehmer zum Abschluss des 1. Bundesliga-Spieltags verdient mit 0:1 (0:0). Damit kassierte Kölns Trainer Peter Stöger in seiner fünften Saison als FC-Trainer erstmals eine Niederlage im Auftaktspiel.

Die im Vorjahr nur neuntplatzierte Borussia setzte dagegen im Kampf um die direkte Rückkehr nach Europa gleich ein Zeichen. Den Siegtreffer erzielte der Schweizer Außenverteidiger Nico Elvedi (49.) - es war das erste Tor im 47. Bundesliga-Spiel für den 20-Jährigen. Positiv: Vor und während des brisanten Derbys gab es nach Polizeiangaben keine nennenswerten Zwischenfälle.

"Rhein-Derbys machen Spaß, und wenn sie dann so ablaufen, dann sind das vorbildliche Derbys", meinte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl, der den Sieg im Sky-Interview als "hochverdient" bezeichnete. "Wir hatten noch so viele große Chancen." Das räumte auch Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke ein: "Es war kein unverdienter Sieg. Aber wir sind ein bisschen traurig, weil auch wir am Ende einige Chancen hatten." Schmadtke bezeichnete es als "ärgerlich, dass das Gegentor aus einem Konter resultierte".

Erst zum zweiten Mal in der Bundesliga-Historie trafen die beiden Erzrivalen am 1. Spieltag aufeinander, auch beim zuvor einzigen Mal gewann die Borussia 2003 mit 1:0. Am Sonntag begann die Elf vom Niederrhein mit den insgesamt 29 Millionen Euro teuren Neuzugängen Matthias Ginter und Denis Zakaria, die beide zu den Besten ihres Teams gehörten. Vor allen der im Pokal (2:1 in Essen) noch enttäuschende Schweizer Zakaria bot eine beherzte und überzeugende Vorstellung, auch wenn er mitunter etwas ungestüm agierte.

Gladbach deutlich zielstrebiger

Die Gäste begannen mit dem für rund 17 Millionen aus Mainz verpflichteten Jhon Cordoba als Ersatz für den nach China abgewanderten Torjäger Anthony Modeste couragiert und versteckten sich keineswegs. Zu Chancen kamen aber zunächst nur die deutlich zielstrebigeren Gladbacher, die vor allem auf den Außenbahnen immer wieder Kölner Schwächen aufdeckten: Schüsse von Thorgan Hazard (6.) und Lars Stindl (9.) sowie ein Kopfball von Raffael (15.) wurden jedoch zur leichten Beute von FC-Keeper Timo Horn.

Mit zunehmendem Druck der Borussia verlegten sich die Kölner mehr und mehr aufs Kontern - und dafür haben sie in Cordoba wie zuvor in Modeste einen idealen Spieler in ihren Reihen. Der Kolumbianer scheiterte jedoch in der 17. Minute mit einem Lupfer an Gladbachs Keeper Yann Sommer und schoss eine Viertelstunde später knapp am oberen Toreck vorbei.

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Vier Minuten nach der Pause dann jedoch die verdiente Führung für die Gladbacher: Nach einer Hereingabe des sehr agilen Ibrahima Traoré setzte sich Elvedi am langen Eck gegen Timo Horn und den vor der Pause eingewechselten Neuzugang Jannes Horn durch und schoss dem Torhüter den Ball durch die Beine. Schiedsrichter Deniz Aytekin gab den Treffer nach kurzer Rücksprache mit seinem Video-Assistenten, Traoré hatte beim Pass von Raffael nicht im Abseits gestanden.

Das Tor belebte das Spiel deutlich. Stöger brachte in Sehrou Guirassy einen zweiten Stürmer, der Borussia eröffneten sich nun mehr Räume zum Kontern. Schon im direkten Gegenzug blockte Torschütze Elvedi einen Schuss Cordobas im letzten Moment.

Ein korrekter Videobeweis hat den SC Freiburg um einen erfolgreichen Saisonauftakt gebracht. Gegen Eintracht Frankfurt mit dem eingewechselten Bundesliga-Rückkehrer Kevin-Prince Boateng kamen die Breisgauer am Sonntag nicht über ein 0:0 hinaus. Ein Tor von SC-Stürmer Tim Kleindienst erkannte Schiedsrichter Manuel Gräfe dabei mit Hilfe der neuen Technik wegen einer Abseitsstellung zurecht nicht an (17. Minute).

Freiburgs Trainer Christian Streich konnte vor 24 000 Zuschauern allein mit dem Engagement seines Teams zufrieden sein. Fußballerisch war die Darbietung zu wenig, es fehlte an Ideen. So hat der Startfluch der Breisgauer auch 16 Jahre nach dem bislang letzten Auftakterfolg in der deutschen Eliteklasse weiter Bestand. Frankfurts Kevin-Prince Boateng hatte 833 Tage nach seinem zuvor letzten Bundesliga-Spiel, damals im Trikot des FC Schalke 04, im ausverkauften Schwarzwald-Stadion zum Anpfiff auf der Bank Platz nehmen müssen. Eintracht-Trainer Niko Kovac wechselte den Halbbruder von Weltmeister Jérôme Boateng in der 67. Minute unter Pfiffen ein.

"Es war für mich etwas schwer, nach nur einem Training auf dem Platz zu stehen", sagte Kevin-Prince Boateng in Sky. Die Eintracht habe in Freiburg zwei Punkte liegen lassen. "Aber wir können positiv nach vorne schauen. Wenn wir unsere Chancen nutzen, können wir viel erreichen."

Elf ausländische Profis in Frankfurts Startelf

Der Pokal-Finalist der vergangenen Saison hatte die Sommerpause für einen großen Umbruch genutzt und lief mit sechs Zugängen sowie elf ausländischen Profis von Beginn an auf. Freiburgs Streich dagegen vertraute beinahe der gleichen ersten Elf wie zuletzt im DFB-Pokal, gab nur im Angriff Kleindienst den Vorzug vor Nils Petersen. Auf den Rängen drückten Fans vor dem Anpfiff mit "Scheiß DFB"-Rufen und kurzzeitig hochgehaltenen Bannern mit der Aufschrift "Kritikresistenter Altherrenklub" sowie "Intransparent und verlogen" ihre Missstimmung gegen den Deutschen Fußball-Bund aus. Auf dem Rasen entwickelte sich gleich ein munteres Spiel, in dem die Gäste in der ersten Hälfte den Ton angaben und die klar besseren Chancen hatten.

Vor allem der wuchtige neue Stürmer Sebastien Haller sorgte für Unruhe und Gefahr im Strafraum. Bei einem Drehschuss des 23-Jährigen streckte sich SC-Torhüter Alexander Schwolow erfolgreich (11. Minute). Nach einer guten halben Stunde setzte sich Haller gegen die SC-Abwehr durch und knallte den Ball an die Latte. Auch ein Kopfball von Defensiv-Zugang Simon Falette hätte die Führung für die schwächste Mannschaft der vergangenen Rückrunde bringen können (17.).

Auf der Gegenseite half Schiedsrichter Gräfe dann der Videobeweis, um Kleindiensts Treffer zurecht nicht anzuerkennen. Passgeber Florian Niederlechner hatte vor der entscheidenden Hereingabe im Abseits gestanden (17.) - es war der größte Aufreger in der Offensive der Freiburger vor der Pause. Bundesliga-Referee Gräfe hatte vor seinem ersten Saisoneinsatz mit Kritik an den früheren Schiedsrichter-Chefs Hellmut Krug und Herbert Fandel zum Saisonstart für Aufsehen gesorgt.

Ohne die abgewanderten Leistungsträger Vincenzo Grifo und Maximilian Philipp brachten die Freiburger auch nach dem Wechsel die Defensive der Eintracht wenig in Bedrängnis. Nach einer knappen Stunde schickte Streich, der am Donnerstag seinen Vertrag verlängert hatte, Joker Petersen und später dann auch Marco Terrazzino aufs Feld. Die Begegnung verlor an Qualität. Strafraumszenen wurden seltener. In der Schlussphase drängten noch mal die Freiburger, Petersen sorgte noch zehn Minuten vor dem Ende noch für einen gefährlichen Abschluss.

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