Fabian Klos in Bielefeld:Der Fan will noch Profi bleiben

Fabian Klos in Bielefeld: So sieht man ihn nicht mehr ganz so oft: Fabian Klos (rechts) ist in dieser Saison meist Ersatzspieler.

So sieht man ihn nicht mehr ganz so oft: Fabian Klos (rechts) ist in dieser Saison meist Ersatzspieler.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Fabian Klos bleiben elf Spiele für Arminia Bielefeld - jenen Klub, bei dem er als ewiger Torschützenkönig und für seine liebenswerte Unscheinbarkeit verehrt wird. Als Fußballer aufhören möchte er noch nicht.

Von Ulrich Hartmann

Zuletzt hat der "Fußballgott" häufiger mal auf der Ersatzbank sitzen müssen. Auch das war ein Indiz dafür, dass eine Ära endet. Fabian Klos, 34, der Arminia Bielefeld am Saisonende nach elf Jahren verlässt, ist aktuell der einzige Armine, dem die Fans vor den Heimspielen hinter seinem Nachnamen stets noch den Zusatz "Fußballgott" hinterherschreien. Dies gilt als besondere Auszeichnung, als Ritterschlag.

Klos hat für Bielefeld drei Jahre in der dritten, sechs Jahre in der zweiten und bald zwei Jahre in der ersten Liga gespielt. Er verkörpert die Launen, die Leidenschaft und die Authentizität dieses sympathischen Klubs mit Ecken und Kanten. Mit 162 Treffern in 385 Pflichtspielen führt er die ewige Torschützenliste der Arminia vor Artur Wichniarek, Norbert Eilenfeldt und Volker Graul an. Folgte man im Fußball den Ritualen von Eishockey und Basketball, dann müssten die Bielefelder im Sommer sein Trikot unters Stadiondach hängen und die Rückennummer 9 nie wieder vergeben. Sie brauchen diese 9 aber noch.

Klos ist ein recht untypischer Fußballprofi. Er war nie in einem Nachwuchs-Leistungszentrum, hat mit 19 Jahren noch in der Kreisliga gespielt sowie mit 21 in der fünften Liga und hat sich eigentlich auch nicht zugetraut, Fußballprofi zu werden. Viele Tore für den Heimatklub Gifhorn in der Niedersachsenliga brachten ihm 2009 allerdings ein surreales Vorstellungsgespräch beim Wolfsburger Trainer Felix Magath ein. Klos saß als verschüchterter Versicherungs-Azubi zusammen mit seinem Vater in Magaths Büro, das Herz schlug ihm bis zum Hals und Magath rührte seelenruhig in einer Tasse Tee. An jenem Tag ist aus dem Hobbykicker Klos ein Fußballprofi geworden. Er spielte zwei Jahre in Wolfsburgs zweiter Mannschaft und wechselte 2011 nach Bielefeld.

Fabian Klos in Bielefeld: Größter Erfolg: Klos feiert den Bundesliga-Aufstieg 2020.

Größter Erfolg: Klos feiert den Bundesliga-Aufstieg 2020.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Bei der Arminia ist Klos zum Fußball-Helden avanciert. Als er kürzlich mitteilte, dass er nach dieser Saison fortgeht, starteten Fans die Petition, ihm ein Denkmal zu bauen. Klos gilt als ikonischer Armine, umso seltsamer erscheint, dass TV-Interviewer ihn immer wieder versehentlich "Stefan" genannt haben - zuletzt vor dem jüngsten Spiel gegen Union Berlin, als der erfahrene Sky-Reporter Ulli Potofski eine rührende und aufrichtige Lobrede auf Klos hielt, ihn dabei aber drei Mal "Stefan" nannte. Stefan Klos, 50, war in den Neunzigern bei Borussia Dortmund einer der besten deutschen Torhüter.

Fabian Klos prägt mithin eine liebenswerte Unscheinbarkeit, die gut zur ostwestfälischen Mentalität passt. Er sagt, er habe sich eigentlich immer eher als Fußballfan gefühlt denn als Fußballprofi. Er benötigt keinen Luxus, pflegt eine überschaubare Sammlung von Tauschtrikots nur solcher Fußballer, die er besonders bewundert (darunter Jérôme Boateng und Mats Hummels), entspannt sich am liebsten mit Hund und Freundin auf der Couch und wird bald zum ersten Mal Vater.

Beenden will er seine Karriere aber noch keineswegs. Dazu, sagte er in einer Pressekonferenz am Mittwoch, sei er noch "viel zu heiß auf Fußball". Er wartet neugierig auf Angebote. Zum Abschied aus Bielefeld wünscht er sich den nochmaligen Klassenerhalt. Das würde sein Fußball- und Lebensmotto bestärken. Klos hält sich für einen Glückspilz und sagt gern: "Ich habe jedes Ziel erreicht, das ich mir nie gesetzt habe."

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