Bundesliga:Angst sucht den FC Bayern heim

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Xabi Alonso (r.) and Thomas Müller sprechen nach dem knappen Spiel gegen Werder Bremen vermutlich über eine nicht all zu souveräne Leistung.

(Foto: AFP)

Von Maik Rosner, Bremen

Am Ende gab es für die Münchner zusätzlich zu den drei Punkten sogar noch ein Präsent, allerdings nicht ohne das schlechte Gewissen zu unterfüttern. Wo er denn gesteckt habe, wollte Werders Torschütze Max Kruse von Bayerns Innenverteidiger Mats Hummels wissen, "ich habe eine halbe Stunde vor der Kabine gewartet", sagte der ehemalige Kollege aus der Nationalmannschaft. Sein Trikot überreichte Kruse dennoch, Hummels verstaute es in seinem Rucksack.

Ein bisschen stand diese Szene am Samstagabend für den Auftritt des FC Bayern in Bremen insgesamt. Beschenkt durften sich die Münchner nach dem 2:1 (2:0) im Weser-Stadion durchaus fühlen. Denn dass sich der von ihnen gewünschte Ertrag in Form des zweiten Auswärtssieges in Serie eingestellt hatte, lag auch an Werder, das sich zwar in der ersten und letzten halben Stunde als widerspenstig erwiesen hatte, in den entscheidenden Szenen aber auch als spendabel.

Arjen Robbens 1:0 in der 30. Minute war eine vergebene Chance von Kruse vorausgegangen, ehe Franck Ribéry im Gegenzug bedacht für Robben zurücklegte, der präzise ins Toreck vollendete. Und David Alabas 2:0 per direktem Freistoß aus knapp 20 Metern in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs war auf ein Foul an Robben gefolgt, das in die Kategorie unnötig bis ungeschickt einzuordnen war. Hinzu kamen Felix Wiedwalds für strenge Beobachter etwas verzögert wirkende Flugeinlage bei Alabas Linksschuss - und während der gesamten Partie manch hastig abgeschlossener Angriff der Bremer.

Der Hauptgrund für den Sieg ist das Künstlerduo Robbéry

In Summe durften sich, ähnlich wie beim ebenfalls knappen 2:1-Sieg beim SC Freiburg am Freitag vor einer Woche, vor allem die Solisten des Meisters als Gewinner fühlen. In Freiburg galt das für Robert Lewandowski wegen seiner beiden Tore, von denen vor allem das zweite in der Nachspielzeit als Beleg seiner besonderen Fähigkeiten stand. Diesmal galt es für Robben, der erst sehr sehenswert traf, dann den Freistoß vor dem 2:0 herbeiführte und insgesamt viele Aktionen inszenierte. Ähnlich engagiert präsentierte sich Ribéry, nicht nur wegen seiner gekonnten Vorarbeit zu Robbens 1:0.

Es ist vermutlich kein besonders gutes Zeichen, wenn das schon etwas in die Jahre gekommene Künstlerduo Robbéry als Hauptgrund für einen Sieg der Bayern betrachtet werden darf oder muss. Der Franzose und der Niederländer, beide 33 Jahre alt, hatten Carlo Ancelottis Mannschaft jene Finessen verliehen, die einen Erfolg ermöglichten. Erstaunlicherweise erstmals seit fast zwei Jahren hatten sie beim 1:0 gemeinsam ein Tor herbeigeführt. "Franck ist ein wichtiger Spieler, das hat er wieder gezeigt", lobte Kumpel Alaba artig.

"Wir haben etwas Angst gekriegt"

Durchweg zufrieden dürfte Ribéry aber ebenso wenig gewesen sein wie Kollege Robben. "Wir gehen 2:0 in Führung und dann muss es normalerweise vorbei sein", befand dieser, "in der zweiten Halbzeit hat Bremen mehr Druck gemacht und wir hätten besser organisiert sein müssen. Es gibt noch einiges zu verbessern." Denn über die Flügelartisten und Alabas Kunstschuss hinaus stellte sich der übergeordnete Eindruck ein, der deutsche Branchenführer befinde sich weiterhin auf der Suche nach Souveränität.

"Wir hatten 60 Minuten lang eine gute Balance", sagte Ancelotti trotz einiger Turbulenzen schon in der ersten Halbzeit milde, "dann haben wir unsere Spielidee verloren und nur noch verteidigt." Der Trainer beklagte gar, "wir haben etwas Angst gekriegt" und man habe sich gesorgt, weil seine Mannschaft bald nach Kruses Anschlusstor (53.) fast nur noch darauf bedacht war, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. Für die Werder-Fans waren die in die Defensive gedrängten Münchner ein eher überraschender Anblick - für deren Kapitän ein Anlass zu einer kritischen Bestandsaufnahme.

Lahm warnt vor den kommenden Wochen

"Es gibt positive Sachen, es gibt aber auch viele negative Sachen", sagte Philipp Lahm. "Dass wir besser spielen müssen, das wissen wir alle", ergänzter er, und die Frage, ob er den zweiten wackeligen Sieg hintereinander als insgesamt okay oder in die Rubrik "Luft nach oben" einsortiere, stellte sich seiner Ansicht nach gar nicht. "Luft nach oben, das ist ja klar, das sieht ja jeder", antwortete Lahm. Es müsse sich aber keiner sorgen. "Die Mannschaft ist nicht so, dass sie sagt: 'Es ist alles in bester Ordnung'. Die Mannschaft will auch besser spielen. Dass wir uns verbessern müssen, ist außer Frage. Vor allem, wenn es in die entscheidende Phase geht, muss man besser Fußball spielen", sagte er.

Gut zwei Wochen sind es nur noch bis zur ersten Verabredung mit dem für Lahm "richtigen Brocken" FC Arsenal im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Davor stehen noch die Heimspiele gegen den FC Schalke in der Liga und gegen den VfL Wolfsburg im Pokal-Achtelfinale auf der Agenda, gefolgt vom oberbayrischen Vergleich beim FC Ingolstadt. "Wir haben interessante Spiele noch vor Arsenal", sagte Lahm. Es klang fast wie eine Warnung.

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