Bundesliga:Als bei Werder die Lichter ausgingen

In Bremen fällt zur Saisoneröffnung 2004 der Strom aus, Rostock tritt 1991 mit einem Sieg der Bundesliga bei, Rehhagel kehrt 1997 triumphal nach München zurück. Fünf Geschichten vom ersten Spieltag.

Von Christoph Dorner

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1991/92: Hansa Rostock gegen 1. FC Nürnberg - 4:0

Michael Speis FC Hansa Rostock re gegen Rainer Zietsch 1 FC Nürnberg; Fußball-Bundesliga

Quelle: imago/WEREK

Am 3. August 1991 treten mit Dynamo Dresden und Hansa Rostock erstmals zwei ostdeutsche Fußballvereine in der Bundesliga an, die deshalb auf 20 Vereine aufgestockt wird. Während Dynamo zu Hause mit 0:1 gegen Kaiserslautern verliert, fegt Rostock den 1. FC Nürnberg vor 13 000 Zuschauern mit 4:0 aus dem Ostseestadion. Die Tore schießen zwei Mal Weichert, Sedlacek und Spieß.

Was danach geschieht, ähnelt dem politischen Wiedervereinigungsprozess: Auf eine Phase der Euphorie mit einem Auswärtssieg bei den Bayern am zweiten Spieltag, einem 5:1 gegen Dortmund und Tabellenplatz eins am siebten Spieltag folgt die große Ernüchterung. In der Rückrunde wird die Mannschaft von Trainer Uwe Reinders bis auf den drittletzten Platz durchgereicht. Auch der zweite "Wessi"-Trainer, Erich Rutemöller, vermag Hansa an den letzten Spieltagen nicht mehr vor dem Abstieg zu retten.

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Saison 1997/98: Bayern München gegen 1. FC Kaiserslautern - 0:1

Fußball-Bundesliga

Quelle: imago

Als das Spiel vorbei ist, fängt Otto Rehhagel an zu rennen. Er läuft einmal schräg über den Rasen des Münchner Olympiastadions, fuchtelt wild mit den Armen, spritzt mit seiner Trinkflasche Wasser ins Nichts und bleibt auf dem Weg in die Fankurve um ein Haar an der Werbebande hängen. Es ist ja auch eine Sensation: Aufsteiger Kaiserslautern gewinnt durch ein Kopfballtor der dänischen Wuchtbrumme Michael Schjønberg mit 1:0 beim FC Bayern, also dem Verein, der Rehhagel noch vor Ende der Saison 1995/96 gefeuert hatte.

Für den Trainer ist der Sieg in München eine Genugtuung: "Das war doch interessant, was ich in München erlebt habe, ich hab einige Menschen kennengelernt", sagt er nach dem Spiel verschmitzt. Wie weit die Euphorie des ersten Spieltags den 1. FCK tragen würde, ist damals dennoch nicht abzusehen. Am 34. Spieltag ist Kaiserslautern Meister und Bayern - mit Kahn, Matthäus, Basler, Scholl, Elber - nur Zweiter.

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Saison 2004/05: Werder Bremen gegen FC Schalke 04 - 1:0

Fußball-Bundesliga

Quelle: imago

Als amtierender Meister darf Werder Bremen am Abend des 6. August 2004 das Eröffnungsspiel der 42. Bundesliga-Saison zu Hause austragen. Mit dem Anpfiff der Partie gegen Schalke gehen im ausverkauften Weserstadion jedoch plötzlich die Lichter aus. Erst heißt es, ein Baggerfahrer habe die Hauptleitung zum Stadion durchtrennt. Anderntags findet der Energieversorger heraus, dass eine Muffe im Hochspannungsnetz der Hansestadt den Geist aufgegeben und einen Kurzschluss verursacht hat. Die Flutlichtmasten funktionieren zwar, dafür bleicht es im restlichen Weserstadion zappenduster wie auf Millionen Fernsehbildschirmen.

Die Bremer Fans vertreiben sich die Wartezeit mit Laola-Wellen, singen: "Fußball geht auch ohne Strom". Kurz bevor Winfried Straub, Geschäftsführer der DFL, und die Polizei das Spiel aus Sicherheitsgründen absagen wollen, kann es doch weitergehen. Mit 66 Minuten Verspätung wird das Spiel von Schiedsrichter Trautmann angepfiffen, Nelson Valdez trifft für Werder sechs Minuten vor Spielende - um 23:14 Uhr. Es ist bis auf weiteres das "späteste" Tor, das je in der Bundesliga gefallen ist. In der Saison kommt Werder dann auch spät und klettert am letzten Spieltag noch vom fünften auf den dritten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt.

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2006/07: VfB Stuttgart gegen 1. FC Nürnberg - 0:3

Fußball-Bundesliga

Quelle: imago

Dass am 12. August 2006 im Gottlieb-Daimler-Stadion die beiden großen Sieger der Saison aufeinander treffen, ist so vor Saisonbeginn nicht abzusehen. Der VfB hat nach dem Abgang der sogenannten jungen Wilden und dem gescheiterten Experiment mit Giovanni Trapattoni im Winter immerhin einen schwäbischen Trainer verpflichtet: Armin Veh, der aber im Verein nur als Übergangslösung gehandelt wird. Dazu kamen zwei kleine Mexikaner, Osorio und Pardo.

Nach der glatten 0:3-Niederlage gegen allenfalls solide Nürnberger maulen, auf schwäbsich: bruddeln, bereits die ersten Stuttgarter Fans: das kann ja eine Saison werden. Doch nach einem schwachen Start setzt der VfB im Spätherbst zu einer Aufholjagd an, die schließlich mit der völlig unerwarteten Meisterschaft enden wird. Am Ende können es die Stuttgarter sogar halbwegs verschmerzen, das Pokal-Finale mit 2:3 nach Verlängerung gegen die von Hans Meyer trainierten Nürnberger zu verlieren. Für den "Club" ist es nach einem guten sechsten Platz in der Liga der erste Titel nach 39 Jahren.

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2014/15: Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen - 0:2

23 08 2014 xvex Fussball 1 Bundesliga Borussia Dortmund Bayer 04 Leverkusen v l Enttäuscht Tr; Fußball-Bundesliga

Quelle: imago/Jan Huebner

Ein 0:2 gegen Leverkusen, das kann schon einmal passieren. Dass sich der BVB allerdings schon nach neun Sekunden ein Gegentor durch Karim Bellarabi einfängt, wird zur Ouvertüre für eine völlig verkorkste Dortmunder Saison. "Die Wachheit der Mannschaft zu Spielbeginn gehört eindeutig zu meinem Aufgabenbereich", sagt Jürgen Klopp nach dem Spiel zerknirscht. Dass in den kommenden Wochen noch etliche Slapstick-Gegentore folgen werden, wodurch Dortmund zu Anfang der Rückrunde bis auf Platz 18 der Tabelle durchgereicht wird, ahnt der Meistertrainer wahrscheinlich nicht.

Eigentlich wollte der BVB mit seinem Überfall-Fußball Meister Bayern angreifen - trotz des Abgangs von Robert Lewandowski nach München. Erst als Klopp während der Rückrunde seinen Abschied aus Dortmund zum Saisonende verkündet, fängt sich die verunsicherte Mannschaft, wird noch Tabellensiebter und darf deshalb in der Europa League antreten.

© SZ.de/schma/olkl
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