Bundesliga:Alario glänzt gleich im ersten Spiel für Leverkusen

Bayer Leverkusen - Hamburger SV

Leverkusens Lucas Alario (l.), feiert mit Torschütze Kevin Volland: Die beiden harmonieren gegen den Hamburger SV perfekt.

(Foto: dpa)

Dank seines 39-Millionen-Sturmduos hat Bayer Leverkusen den Sprung ins Tabellen-Mittelfeld geschafft, der Hamburger SV rauscht nach einem Traumstart mit zwischenzeitlicher Tabellenführung dagegen ungebremst in den Keller. Der im Vorjahr 20 Millionen Euro teure Kevin Volland mit seinem dritten und vierten Saisontor (20./83. Minute) und der für 19 Millionen verpflichtete Argentinier Lucas Alario bei seinem Bundesliga-Debüt (23.) schossen die Rheinländer zum 3:0 (2:0) gegen den HSV. Flügelspieler Leon Bailey bereitete zwei Treffer vor, Alario gab die Vorlage zum 3:0.

"Heute haben wir es über 90 Minuten gut gemacht, jetzt müssen wir schauen, dass wir auch mal auswärts punkten", sagte Doppeltorschütze Volland nach dem zweiten Leverkusener Saisonsieg. Die Rheinländer verbesserten sich zum Abschluss des sechsten Spieltags mit sieben Punkten auf Rang zehn. Mit zwölf Treffern haben sie nach Tabellenführer Dortmund (19) und dem FC Bayern (14) die meisten Tore erzielt. "Das war eine geschlossene Leistung, die vor allem über die Mentalität kam", sagte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger.

Der mit zwei Siegen gestartete HSV rangiert nach der vierten Niederlage in Serie als 15. direkt vor den Abstiegsrängen. "Wir waren von Anfang an nicht da", gab Abwehrspieler Dennis Diekmeier zu. Sportdirektor Jens Todt urteilte: "Alle haben sich bemüht, trotzdem waren wir heute deutlich unterlegen und haben verdient verloren."

Während HSV-Coach Markus Gisdol auch mangels Alternativen angesichts von sechs Verletzten dieselbe Startelf wie beim 0:3 gegen Dortmund aufbot, änderte Herrlich seine gegenüber dem 1:2 in Berlin auf sechs Positionen. Kapitän Lars Bender stand nach zwei Einsätzen in der Englischen Woche und vorheriger Verletzungspause gar nicht im Kader.

Fifa entscheidet zugunsten von Leverkusen

Dass Alario, für den erst am Donnerstag nach einer wochenlangen Hängepartie die Freigabe kam, direkt in der Startelf steht, war für Herrlich aber schnell klar. Der Weltverband Fifa hatte unter der Woche das von Bayer beantragte Eilverfahren zugunsten von Leverkusen entschieden. Demnach sei die Verweigerung der Spielberechtigung für den 24 Jahre alten Stürmer durch dessen früheren Club River Plate Buenos Aires und den argentinischen Verband AFA nicht rechtens gewesen. "Es hat Spaß gemacht mit Lucas heute vorne", sagte Volland.

Die Gastgeber waren wie erwartet dominant, agierten aber in der Anfangsphase viel zu sehr mit hohen Bällen, die vor allem der Ex-Leverkusener Kyrgiakos Papadopoulos meist aus der Gefahrenzone köpfte. Die erste Großchance hatte dann plötzlich der HSV, als ein Schuss von Sejad Salihovic aus 30 Metern nur knapp das Ziel verfehlte (16.). Doch dann schlug Bayer eiskalt zu: Erst nutzte Volland eine Vorlage des Jamaikaners Baileys, der erstmals in einem Heimspiel in der Startelf stand, dann Alario. Mehmedi vergab nach einer weiteren schönen Einzelleistung Baileys die Chance zum 3:0 kläglich (36.).

Der HSV erholte sich vom Doppelschlag lange nicht. Zur Pause brachte Gisdol in Vorjahres-Retter Luca Waldschmidt und Bakery Jatta frische Spieler für die Offensive und stellte von 4-3-3 auf 4-2-3-1 um. Das zeigte zumindest etwas Wirkung. Der HSV war nun etwas besser im Spiel, ohne wirklich gefährlich zu werden, ehe Volland mit seinem zweiten Treffer für die endgültige Entscheidung sorgte.

Köln schrammt knapp am Negativrekord vorbei

Der 1. FC Köln hat mit einem 0:0 bei Hannover 96 einen historisch schlechten Fehlstart in die Fußball-Bundesliga verhindert. Nach einer deutlichen Leistungssteigerung des Europa-League-Starters nach der Pause reichte es am Sonntag vor 47 000 Zuschauern im sechsten Saisonspiel immerhin zum ersten Punkt. Bei zuvor fünf Niederlagen am Stück wären die Kölner im Fall einer weiteren Pleite der Klub gewesen, der den schlechtesten Saisonstart in der Geschichte der Bundesliga hingelegt hätte. Mit einem Zähler bleibt das Team von Trainer Peter Stöger aber Tabellenletzter. "Im Endeffekt sind wir sehr glücklich, dass wir hier den ersten Punkt geholt haben. Die Art und Weise lässt auf mehr hoffen", sagte der Kölner Torhüter Timo Horn. "Keiner kann von uns erwarten, dass wir hier Hannover an die Wand spielen. Wir hatten zwei 100-prozentige Chancen, aber vor dem Tor ist es wie verhext."

Die überraschend stark in die Saison gestarteten Hannoveraner verpassten den vierten Saisonsieg und den Sprung auf den dritten Tabellenplatz. "Wir waren nicht griffig genug und haben zu viel liegen lassen", sagte Sportchef Horst Heldt. "Aber wir müssen alle zufrieden sein mit dem 0:0." Das Team von Trainer André Breitenreiter war vor der Pause drückend überlegen, erst in der zweiten Hälfte spielten auch die Gäste mit und kamen zu guten Gelegenheiten. 96 blieb aber im saisonübergreifend achten Heimspiel am Stück ohne Gegentor.

Die unter Breitenreiter noch ungeschlagenen Niedersachsen begannen dominant und hätten die Partie früh entscheiden können. Ohne den verletzten brasilianischen Neuzugang Jonathas im Sturm war 96 aber zu großzügig. Der frühere Düsseldorfer Ihlas Bebou in seinem ersten Spiel von Beginn an (6. Minute) und Niclas Füllkrug (12.) vergaben früh hundertprozentige Chancen. Ohne den verletzten Nationalspieler Jonas Hector bekam die Kölner Abwehr immer wieder arge Probleme. Salif Sané köpfte nach einer halben Stunde nur an die Latte.

Köln mit deutlicher Leistungssteigerung

Einmal mehr wurde die gute Leistung Hannovers vom eigenen Anhang konterkariert. Trotz des starken 96-Spiels schwieg der Großteil der hannoverschen Fans. Aus Protest gegen die Politik von Clubchef Martin Kind und dessen geplante Übernahme der Anteilsmehrheit an der Profigesellschaft gilt weiterhin der Stimmungsboykott der Ultras, der trotz zunehmender Kritik von Breitenreiter und Sportchef Horst Heldt gerade erst verlängert worden war.

Trotz der anfangs klaren Unterlegenheit seines Teams demonstrierte der laut FC-Führung nicht gefährdete Kölner Coach Stöger all jene Gelassenheit, mit der die Rheinländer die Krise meistern wollen. Während sein Kollege Breitenreiter nahezu die gesamte Zeit direkt am Spielfeldrand entlang lief und coachte, saß Stöger lange ruhig auf seiner Bank und verzichtete zur Pause auf Wechsel.

Dies wurde mit einer deutlichen Leistungssteigerung belohnt. Im zweiten Durchgang gelang auch den Kölnern die ein oder andere Offensivaktion. Die beste Möglichkeit vergab Yuya Osako, der nach einer guten Stunde an einer hervorragenden Reaktion von Hannovers Keeper Philipp Tschauner scheiterte. "Die Basis ist da, die Mannschaft lebt", sagte Verteidiger Dominique Heintz nach dem ersten kleinen Erfolgserlebnis: "Jetzt haben wir die Köpfe frei und können mehr Selbstvertrauen einbringen. Es geht in die richtige Richtung, wir haben gekämpft und waren unangenehm."

Hannover blieb insgesamt aber spielbestimmend und hatte zahlreiche weitere Chancen. Dennoch fiel bis zum Ende kein Tor mehr.

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