Bundesliga: Abstiegskampf:"Wir steigen eh nicht ab!"

Bremen, Wolfsburg und Stuttgart stecken mitten im Abstiegskampf - nur wahrhaben wollen sie das nicht. Auch andere Vereine täuschten sich bereits schwer. Die überraschendsten Abstiege in Bildern.

Steffen Jüngst

10 Bilder

Werder Bremen - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

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Bremen, Wolfsburg und Stuttgart stecken mitten im Abstiegskampf - nur wahr haben wollen sie das nicht. Doch auch andere Vereine täuschten sich bereits schwer. Die überraschendsten Abstiege in Bildern.

Werder Bremen  hatte große Saisonziele. Kapitän Torsten Frings sagte im September: "Wir wollen in der Bundesliga oben mitspielen und uns international qualifizieren. Am liebsten natürlich wieder in der Champions League." Mittlerweile hat Werder nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. Und viele Spieler und Verantwortliche denken wohl immer noch: "Wir steigen eh nicht ab."

Der VfB Stuttgart war vor der Saison zurückhaltender. Trainer Christian Gross wollte kein konkretes Saisonziel angeben, Spieler wie Christian Gentner sahen das offensiver: "Fakt ist, dass es wieder viele Anwärter auf die ersten fünf Plätze gibt. Wir wollen auf jeden Fall dazugehören. Ich glaube, wir müssen uns nach oben keine Grenzen setzen." Nun ist der VfB Vorletzter, dennoch sagt Manager Fredi Bobic: "Viele meiner Kollegen beneiden uns um die Qualität unseres Kaders. Wir vertrauen darauf, dass die Spieler den Karren aus dem Dreck ziehen." Heißt übersetzt: "Wir steigen eh nicht ab."

Beim VfL Wolfsburg will man sich nicht von den hohen Saisonzielen trennen. Noch am 9. November 2010 sagte der damalige Trainer Steve McClaren: "Unser selbstgestecktes Saisonziel ist noch nicht verspielt. Wir wollen am Ende unter den besten Fünf der Liga stehen." Mittlerweile hat Wolfburg nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz, Kapitän Marcel Schäfer sagte kürzlich: "Wir müssen mit einem Auge sogar nach unten schielen." Heißt übersetzt: "Wir steigen eh nicht ab."

Andere Klubs erwischte es in der Bundesliga-Historie hingegen doch...

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Quelle: SZ

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1. FC Nürnberg 1968/69

Als Meister direkt in die zweite Liga. Dieses Kunststück schaffte bisher nur der 1. FC Nürnberg. Auch deswegen sagt man in Franken gerne: "Der Club is a Depp." Georg Volkert, in beiden Spielzeiten Stammspieler beim FCN, erklärt das Phänomen heute so: "Man denkt sich immer: Ach des packma scho wieder, wir kriegen noch die Kurve. Wir haben ja noch sechs Spiele. Doch dann hat man nur noch fünf, nur noch vier... plötzlich ist dann ein Knacks da." Trotzdem kann Nürnberg mit einem Sieg im letzten Spiel in Köln noch den Klassenerhalt schaffen - und verliert mit 0:3. "Die hatten Messer im Stutzen" schildert Volkert die ungleich höhere Motivation der Kölner. Ein weiterer Grund für den Abstieg war ein großer Spielerumbruch vor der Saison. Trainer Max Merkel ließ beispielsweise Torjäger Franz Brungs, im Meisterjahr noch mit 25 Toren, zu Hertha BSC Berlin ziehen. "In der Mitte fehlte uns dann der Vollstrecker. Das war ein entscheidender Faktor.", sagt Volkert. Nach dem Abstieg 1969 bleibt Nürnberg neun Jahre zweitklassig. Der "Club" is eben a Depp.

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Quelle: SZ

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Alemannia Aachen 1969/70

Alemannia Aachen war nur ein Jahr später die nächste Mannschaft, die von einem Spitzenplatz in der Vorsaison direkt in die 2. Bundesliga durchgereicht wurde. In der Saison 1968/69 war die Alemannia noch Vizemeister geworden, die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Da aber nicht nur der Club a Depp ist, sondern auch andere Vereine, wurde der Vertrag von Trainer Michael Pfeiffer trotz des Erfolgs nicht verlängert. Sein Nachfolger Georg Stollenwerk wurde schnell entlassen, auch dessen Nachfolger Willibert Weth und die zur damaligen Zeit völlig revolutionären Verpflichtungen eines Konditionstrainers und eines Psychologen (!) halfen am Ende nicht. Abgeschlagen stieg Aachen als Tabellenletzter ab.

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Quelle: SZ

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VfB Stuttgart 1974/75

Mit vielem hatte der VfB Stuttgart vor der Saison 1974/75 gerechnet, nur nicht mit dem Abstieg. In der Saison zuvor stand man noch im Halbfinale des Uefa-Pokals gegen Feyenoord Rotterdam. Doch schon der Saisonstart mit nur einem Sieg und zwei Punkten aus sieben Spielen missglückte völlig. Die Parallelen zur aktuellen Saison sind nicht zu übersehen. Insgesamt drei Trainer (Hermann Eppenhof, Fritz Millinger, Albert Sing) konnten Stuttgart damals nicht retten.  Der Präsident (damals Hans Weitpert) war völlig überfordert. Finanziell war der VfB in Schwierigkeiten, die Transferbilanz war katastrophal. Am Ende fehlten dem VfB zwei Punkte zum Klassenerhalt. Nachfolger von Weitpert wurde ein gewisser Gerhard Mayer-Vorfelder.

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Quelle: imago sportfotodienst

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Werder Bremen 1979/80

Das nächste Gründungsmitglied der Bundesliga, das den erstmaligen Abstieg verkraften musste, war Werder Bremen (im Bild Franz Hiller und Norbert Siegmann) in der Saison 1979/80. Schon in den Jahren zuvor steckte Bremen im Mittelfeld der Tabelle fest. Eine katastrophale Auswärtsbilanz war dann einer der Gründe für den Abstieg in die 2. Bundesliga. Bremen holte auswärts nur ein Unentschieden und einen Sieg, alle anderen Spiele gingen verloren. Die Ergebnisse im Weserstadion allein (zehn Siege, zwei Unentschieden, fünf Niederlagen) reichten nicht, um in der Liga zu bleiben. Zehn Spiele verlor Werder mit vier oder mehr Gegentoren, rekordverdächtige 93 Gegentore waren es am Saisonende.

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Quelle: imago sportfotodienst

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FC Schalke 04 1980/81

Schalke 04 sorgte in den siebziger Jahren für viele negative Schlagzeilen. Erst der Bundesligaskandal, dann ein totales Führungschaos mit vier Präsidenten von 1976 bis 1980. In der Saison 1980/81 stieg Schalke schließlich nach 55 Jahren erstmals wieder ab. Präsident Hans-Joachim Fenne musste wegen finanzieller Probleme während der Saison Leistungsträger wie Rolf Rüssmann und Wolfram Wuttke verkaufen. Im Frühjahr 1981 verpflichtete Fenne dann Rudi Assauer als Manager. Doch am Ende eines katastrophalen Saisonfinales stand der Abstieg. Nur einen Punkt holte Schalke aus den letzten sechs Spielen. In den Revierderbys gegen Bochum (0:6) und Duisburg (1:5, im Bild kassiert Schalkes Torwart Norbert Nigbur das 0:5) gab es zwei peinliche Niederlagen.

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Quelle: SZ

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1. FC Kaiserslautern 1995/96

Andreas Brehme (rechts im Bild) weinte in den Armen von Rudi Völler. Dieses Bild symbolisierte den Abstieg des 1. FC Kaiserslautern am Ende der Saison 1995/96 wohl wie kein Zweites. Im Jahr zuvor war Kaiserslautern noch Vierter geworden und qualifizierte sich fürs internationale Geschäft, doch dann musste man die Abgänge von Ciriaco Sforza und Stefan Kuntz hinnehmen. Sforza und Kuntz wurden nicht gleichwertig ersetzt, es kamen unter anderem Claus-Dieter Wollitz und Bernd Hollerbach. Vor allem die insgesamt 18 Unentschieden waren letztlich zu wenig. Skurril auch: Nur eine Woche nach dem Abstieg gewann Kaiserslautern den DFB-Pokal durch ein 1:0 gegen den Karlsruher SC.

Borussia Mönchengladbach - 1860 München 3:1, Enttäuschung bei 1860 Spielern

Quelle: dpa/dpaweb

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1860 München 2003/04

1860 München absteigen? Mit Spielern wie Thomas Häßler, Martin Max und Davor Suker? Unmöglich! Das dachten sich die Verantwortlichen 1860 vor Saisonbeginn 2003/04 wohl auch und ersetzten die Stars mit Spielern wie Francis Kioyo, Gerhard Poschner, Matthias Lehmann oder Daniel Baier, um wirklich sicher zu gehen, dass der Abstieg auch definitiv klappt. Die Fans wurden davon aber ebenso wenig in Kenntnis gesetzt wie Trainer Falko Götz von seiner Entlassung. Vizepräsident Hans Zehetmair hatte die Trennung schon offiziell verkündet, ohne dass Götz überhaupt informiert war.

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Quelle: AP

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1. FC Nürnberg 2007/08

Erst als Meister abgestiegen, dann als Pokalsieger: Dieses "Double" hat sich der 1. FC Nürnberg 2008 gesichert. Durch den DFB-Pokalsieg 2007 spielte Nürnberg in der anschließenden Saison 2007/08 im Uefa-Pokal und überwinterte dort sogar. Gleichzeitig aber rutschte Nürnberg direkt zum Saisonstart in den Abstiegskampf. Auch die Entlassung von Trainer Hans Meyer in der Rückrunde half dem "Club" nicht. Vor allem die katastrophale Chancenverwertung ließ auch den neuen Trainer Thomas von Heesen verzweifeln. Am letzten Spieltag verlor Nürnberg dann das letzte Saisonspiel mit 0:2 gegen Schalke und stieg zum insgesamt siebten Mal ab. Bei den Fans hielt sich die Freude über das "Double" in Grenzen.

Hertha BSC Berlin - VfL Wolfsburg

Quelle: ddp

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Hertha BSC Berlin 2009/10

Sowohl die Fans als auch die Mannschaft von Hertha BSC Berlin dachten sich fast die komplette Saison: "Abstieg niemals". Monatelang wurde in der Saison 2009/2010 betont, dass die eigene Mannschaft doch viel zu stark sei. In der Vorsaison war Berlin noch Vierter geworden und hatte lange um die Meisterschaft mitgespielt. Marko Pantelic, Josip Simunic und Andrej Voronin verließen den Verein - und schon am sechsten Spieltag fand sich Hertha auf dem letzten Platz wieder, holte in der Hinrunde ganze sechs Punkte. Einen neuen Negativrekord schaffte Berlin mit 16 sieglosen Heimspielen in Serie, nur das erste Spiel gegen Hannover gewann Hertha im Olympiastadion.

Aber ob diese Beispiele für Werder Bremen, den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg tatsächlich als Warnungen dienen, ist eher fraglich.

© sueddeutsche.de/jüst/jüsc
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