Süddeutsche Zeitung

25. Bundesliga-Spieltag:Bochums Haaland heißt Masovic

Der VfL fügt RB Leipzig den achten Gegentreffer der Woche zu und holt drei überraschende Punkte im Abstiegskampf. Hoffenheim gewinnt mal wieder - und Stuttgart ist neuer Letzter. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Sebastian Fischer und Jonas Wengert

VfL Bochum - RB Leipzig 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Masovic (48.)

"Wir wurden aufgefressen", haben die Leipziger nach dem 0:7 bei Manchester City im Champions-League-Achtelfinale unter der Woche treffend analysiert, als sie allein von Erling Haaland fünf Gegentreffer eingeschenkt bekamen. Bochum hat keinen Haaland, aber es reichte am Samstag ein Erhan Masovic: Der Innenverteidiger erzielte schon seinen vierten Treffer im Jahr 2023, gegen Leipzig drückte er per Kopf einen Abpraller über die Linie.

Auf der anderen Seite vergaben die Leipziger riesige Chancen, die vielleicht größte André Silva nach einem grandiosen Sololauf von Dominik Szoboszlai in der Nachspielzeit - der Ball prallte vom Innenpfosten zurück in die Arme von Bochums Torwart Manuel Riemann. So gelang dem VfL ein besonders wichtiger von vielen Heimsiegen unter Trainer Thomas Letsch. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt vier Punkte.

TSG Hoffenheim - Hertha BSC 3:1 (2:0), Tore: 1:0 Kramaric (23., Handelfmeter), 2:0 Kramaric (Foulelfmeter, 38.), 3:0 Bebou (51.), 3:1 Jovetic (90.+2) - Rote Karte: Dabbur (71.)

Der Tabellen-Achtzehnte spielt zu Hause gegen den Fünfzehnten, nach schier unendlicher Niederlagenserie und mit einem angezählten Trainer - klingt nach Endspielatmosphäre. In Sinsheim blieben aber mal wieder einige Plätze im Stadion frei. Leisen Jubel gab es dann aber schon, als Andrej Kramaric einen Handelfmeter in die Mitte chippte und auch den zweiten Strafstoß souverän verwandelte. Beide waren übrigens ausnahmsweise unumstritten.

Hoffenheim war deutlich besser, das 3:0 nach einer Einzelaktion von Ihlas Bebou war Ausdruck der Überlegenheit. So gewann die TSG zum ersten Mal im neuen Jahr ein Spiel - und überholt die Hertha, die das schwächste Auswärtsteam der Liga bleibt.

VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg 0:1 (0:0), Tor: 0:1 Marmoush (56.)

Stuttgart gegen Wolfsburg, das bedeutet gerade auch ein Duell von zwei zukünftigen Nationalspielern. Klingt aber spektakulärer, als es war: Außenverteidiger Josha Vagnoman, von Bundestrainer Hansi Flick für die kommenden Freundschaftsspiele erstmals nominiert, saß wie meistens zu Beginn nur auf der Bank. Felix Nmecha spielte im Wolfsburger Mittelfeld immerhin mit. Spektakuläres gelang dem Spieler eine Reihe weiter vorne: Stürmer Omar Marmoush, vergangene Saison an den VfB verliehen, traf für Wolfsburg aus der Distanz.

Beim VfB kam nach einer Stunde dann Vagnoman, um in der erstaunlich verunsicherten Viererkette Waldemar Anton zu ersetzen. Aber das brachte auch nichts mehr. Durch Schalkes späten Treffer rutschte Stuttgart auf Rang 18.

Borussia Dortmund - 1. FC Köln 6:1 (4:1), Tore: 1:0 Guerreiro (15.), 2:0 Haller (17.), 3:0 Reus (32.), 4:0 Malen (36.), 4:1 Selke (42.), 5:1 Haller (69.), 6:1 Reus (70.)

Davie Selke hätte sich wahrscheinlich einen anderen Anlass gewünscht, um seinen Kritikern ein Argument für seine Fähigkeiten zu liefern. Selke, von Beruf Stürmer beim 1. FC Köln, hat am Samstag in Dortmund zum ersten Mal für seinen neuen Klub ein Tor geschossen. Allerdings war der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:4 ein ausgesprochen unbedeutender. 6:1 gewann der BVB am Ende, der FC war mehrere Klassen unterlegen.

Das Ergebnis war einerseits keine große Überraschung, schließlich ist Dortmund die deutlich beste Rückrundenmannschaft und seit Jahresbeginn in der Bundesliga unbesiegt. Andererseits hatte die Borussia zuletzt gegen Schalke nur 2:2 gespielt, war gegen den FC Chelsea aus der Champions League ausgeschieden und trifft nach der Länderspielpause auf den FC Bayern. So mancher hatte vielleicht eine Umkehr des Trends befürchtet. Doch das Gegenteil war der Fall: Dortmund holte sich zumindest über Nacht die Tabellenführung und sendete die Botschaft nach München, dass es dieses Jahr tatsächlich und ausnahmsweise mal wieder ein Duell um die Schale geben soll. "Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia!", sangen die Fans.

Das Spiel war eine Demonstration der Stärke: Mal war Donyell Malen zu schnell für seine Gegner, mal zauberte der zweimalige Torschütze Marco Reus, mal Raphaël Guerreiro. Sebastian Haller traf auch doppelt. Und Marius Wolf, von Hansi Flick erstmals für die Nationalelf nominiert, trieb einen Angriff nach dem anderen über seine rechte Seite vors Kölner Tor.

FC Augsburg - Schalke 04 1:1 (0:0), Tore: 1:0 Maier (51.), 1:1 Bülter (Foulelfmeter, 90.+3) - Rote Karte: Demirovic (53.)

In der Rückrundentabelle stand Schalke vor dem Spieltag auf Platz sieben - zwei Siege, fünf Unentschieden, davon eines am vergangenen Wochenende gegen den Erzrivalen aus Dortmund. Nun ging die Reise zum FCA, der seine letzten vier Heimspiele allesamt gewann. Es wurde das erwartbar zähe Spiel. Die spannendste Frage in Halbzeit eins: Würde Schalkes Éder Balanta um einen Platzverweis herumkommen? Der Kolumbianer sah bereits nach fünf Minuten Gelb und führte danach einige brenzlige Zweikämpfe. Nach einer guten halben Stunde hatte Trainer Thomas Reis Erbarmen und wechselte seinen Mittelfeldspieler aus.

So träge Halbzeit eins, so wild der Start nach der Pause: Augsburgs Arne Maier fing einen schwachen Abschlag von Torwart Ralf Fährmann ab, spielte einen schicken Doppelpass mit Ermedin Demirović und traf zum 1:0. Nur zwei Minuten später traf Demirović selbst - allerdings nicht das Tor, sondern Tom Krauß an der Mittelinie mit hohem Bein im Gesicht. Die Folge: glatt Rot. Anschließend wurde es ein Spiel voll Zoff, Zank und Zweikämpfen. Joker Simon Terodde vergab nach einer scharfen Hereingabe aus sechs Metern die Chance zum Ausgleich (71.). Schalke drängte aufs Comeback und bekam in der Nachspielzeit einen Elfmeter zugesprochen. Bülter verwandelte - sein viertes Tor im vierten Spiel in Serie. Die Königsblauen bleiben weiter ungeschlagen.

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