Bundesliga: Abstiegskampf:Daum in Bedrängnis

Frankfurt präsentiert sich beim 0:3 gegen Mainz wie ein Absteiger, Trainer Christoph Daum warnt vor Überheblichkeit. Gladbach kommt den Hessen näher und hofft wieder, während Stuttgart die Abstiegsgefahr so gut wie gebannt hat.

im Überblick.

Christoph Daum war schon Deutscher Meister, er hat auch in der Türkei mehrere Titel gewonnen und wäre fast einmal Bundestrainer geworden. Momentan orientiert er sich allerdings an anderen Maßstäben. "Du musst unglaublich gut sein, um den Relegationsplatz zu bekommen", mahnte der Trainer von Eintracht Frankurt nach dem Spiel gegen Mainz 05. "Das muss sich jeder vor Augen führen."

FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt 3:0

Der Frankfurter Trainer Christoph Daum bei der Pressekonferenz nach dem 0:3 gegen Mainz.

(Foto: dpa)

Seine Mannschaft steht auf dem Relegationsplatz, und der Abstand nach unten ist gering. Vor 20.300 Zuschauern im ausverkauften Bruchwegstadion deklassierte Mainz die Eintracht am Samstag mit 3:0 (3:0) und hat zwei Spieltage vor dem Saisonende im Kampf um einen Platz im internationalen Geschäft fünf Punkte Vorsprung auf den 1. FC Nürnberg, der mit 0:2 in Dortmund verlor. Die Frankfurter warten dagegen weiter auf den ersten Sieg unter Christoph Daum.

Andreas Ivanschitz (26. Minute) und der starke Elkin Soto (39., 45.) erzielten die Treffer für das Team von Trainer Thomas Tuchel. Bei den wie ein Absteiger agierenden Frankfurtern sah Verteidiger Sebastian Rode in der 43. Minute nach einer Notbremse gegen Florian Heller die Rote Karte und fehlt der Eintracht damit am kommenden Samstag im Abstiegsduell gegen den 1. FC Köln.

Die Rheinländer können im Abstiegskampf nach dem 2:0 gegen Bayer Leverkusen wieder etwas gelassener sein. Mit Interimstrainer Volker Finke auf der Bank gelang Köln nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen ein überraschender Sieg, der Leverkusens Mini-Hoffnung im Meisterschaftsrennen zunichte machte - und die vorzeitige Dortmunder Meisterschaft ermöglichte. Milivoje Novakovic erzielte beide Tore für die Kölner (67./83.)

Ein Gewinner des Spieltags ist auch Borussia Mönchengladbach: Nach dem ersten Auswärtssieg unter Trainer Favre wähnt sich der Tabellensiebzehnte endgültig wieder im Rennen um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga. Ein Traumtor von Marco Reus in der 76. Minute besiegelte am Samstag den ersten Auswärtssieg bei Hannover 96 seit 22 Jahren.

Zwei Spieltage vor dem Saisonende haben die Gladbacher zwar immer noch zwei Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 15, gehen aber mit ordentlich Rückenwind in das Saisonfinale. "Wir haben einen guten Lauf, und das müssen wir ausnutzen", sagte Borussen-Kapitän Filip Daems nach dem zweiten Sieg hintereinander.

Die Notwendigkeit, auch in den noch ausstehenden Partien gegen Freiburg und in Hamburg punkten zu müssen, machte Trainer Lucien Favre nach dem ersten Auswärtssieg unter seiner Leitung keine Angst. "Die Spieler können mit dem Druck sehr gut leben", sagte der Schweizer.

Hannover 96 scheint dagegen nach der geschafften Europa-League-Qualifikation im Rennen um die Champions-League-Plätze die Puste auszugehen. "Wir haben letzte Woche ein großes Ziel erreicht. Da kann schon mal eine Delle kommen", sagte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Die Gastgeber zeigten vor 48.800 Zuschauern in der AWD-Arena eine ganz schwache Leistung und verloren erstmals nach zuvor fünf Siegen wieder ein Heimspiel. "Wir waren in allen Belangen unterlegen", bekannte auch 96-Coach Mirko Slomka.

Erleichterung in Stuttgart

Große Freude hingegen beim VfB Stuttgart: Nach dem 2:1 (0:1)-Derbysieg bei 1899 Hoffenheim herrschte ausgelassene Jubelstimmung, doch Glückwünsche zum Klassenverbleib wollten weder der Trainer noch die Spieler annehmen.

"Das war noch nicht die Rettung. Nicht in dieser Saison", sagte Bruno Labbadia. Trotz des zwei Spieltage vor Saisonende in der Fußball-Bundesliga auf fünf Punkte ausgebauten Vorsprungs auf den Relegationsplatz traut der VfB-Coach dem Braten noch nicht. Der Prestigeerfolg beim badischen Rivalen wurde jedoch als "big point" im Abstiegskampf gefeiert. "Wir haben einen verdammt langen Weg hinter uns. Nach vielen kleinen Schritten zuvor war das heute ein sehr großer Schritt", erklärte Sportdirektor Fredi Bobic.

Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena schossen Cacau (63. Minute) und Zdravko Kuzmanovic (67./Foulelfmeter) die Gäste am Samstag aus der Gefahrenzone und verdarben dem Rivalen in dessen 100. Bundesligaspiel zugleich das Jubiläum. Peniel Mlapa (14.) hatte Hoffenheim in Führung gebracht.

Die Stuttgarter können mit nunmehr 39 Punkten nicht mehr direkt absteigen. Die zahlreichen VfB-Fans skandierten daher schon Minuten vor dem Abpfiff "nie mehr zweite Liga". "Leider kann man uns noch nicht gratulieren, aber es sieht jetzt schon viel besser aus", sagte Siegschütze Kuzmanovic.

Weit entfernt von Glückwünschen ist auch der Hamburger SV, der auch die letzte theoretische Chance auf die Teilnahme an der Fußball-Europa-League verspielt hat. Im ersten Spiel nach der Vertragsunterschrift von Cheftrainer Michael Oenning unterlagen die Norddeutschen am Samstag dem SC Freiburg mit 0:2 (0:1) und kassierten damit die erste Bundesliga-Heimniederlage gegen die Breisgauer seit 1995.

Vor 52.985 Zuschauern in der Hamburger Arena erzielte Papiss Demba Cissé (16./87. Minute) beide Treffer für die Gäste. Den HSV-Kickern, die damit aus ihren letzten neun Spielen nur einen Sieg holten, enttäuschten bei allem Bemühen einmal mehr und wurden beim von Oenning ausgerufenen "Schaulaufen" in der Schlussphase sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Oenning zeigte sich anschließend resigniert: "Ich bin sehr enttäuscht aufgrund der Leistung, die wir abgeliefert haben. Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch einen Schritt zurück machen. Es war der Endpunkt einer schwierigen Saison."

Bereits am Freitag hatte Wolfsburg mit 1:0 gegen Bremen gewonnen, Kaiserslautern und St. Pauli trennten sich 2:0.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: