Bundesliga: Abstiegsfinale:Alles aus für Frankfurt

Am Ende steht die Verbitterung: Trotz zwischenzeitlicher Führung in Dortmund steigt Eintracht Frankfurt aus der Bundesliga ab. Mönchengladbach muss in die Relegation, der VfL Wolfsburg ist gerettet - trotz eines Eklats um Diego.

Carsten Eberts

Fast hätte es Christoph Daum doch noch geschafft. Was hätte es ihm gut getan, dem Verschmähten, der in den vergangenen Wochen so viel Kritik hatte vertragen müssen. Eintracht Frankfurt führte tatsächlich 1:0 bei Meister Borussia Dortmund, stand für ein paar Minuten auf dem so wichtigen Relegationsplatz, weil Wolfsburg zurücklag und Gladbach führte.

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Abstieg aus der Bundesliga: Christoph Daum.

(Foto: dapd)

Noch nie war der Trainer zuvor in seinem Leben abgestiegen, nun ist es soweit: Die Eintracht, bei Daums Amtsantritt nicht wirklich in Abstiegsnot, muss in die zweite Liga.

Die Konstellation vor dem Saisonfinale war äußerst spannend: Anders als in den vergangenen Jahren wurde der Liga ein direktes Endspiel verwehrt, der Abstiegskampf wurde in Fernduellen entschieden. Der VfL Wolfsburg konnte sich aus eigener Kraft retten, Borussia Mönchengladbach hätte mit einem Sieg zumindest den Relegationsplatz sicher. Einzig Eintracht Frankfurt musste auf fremde Hilfe hoffen - und zwar nicht zu knapp.

Die Partie begann für Frankfurt glücklich: Benjamin Köhler zupfte Jakub Błaszczykowski am Trikot, als dies nichts half, nahm er beide Arme zu Hilfe. All dies geschah im Strafraum - Elfmeter. Lucas Barrios lief an, doch Torhüter Ralf Fährmann ahnte die Ecke, parierte gekonnt. Ging da doch noch was?

Nur eine Minute wiederholte sich das Schicksal von Hinrundenstürmer Theofanis Gekas erneut: Einen langen Ball erreichte der Grieche am Fünfmeterraum, doch wie so häufig in den vergangenen Wochen landete der Ball trotzdem nicht im Tor, sondern diesmal gar an der Latte.

Wenige Sekunden nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit zeigte Gekas dann doch, wie wertvoll er sein kann. Der Grieche rettete einen langen Flankenball von Halil Altintop vor dem Toraus und bugsierte das Spielgerät in die Mitte, wo Sebastian Rode zum 1:0 für Frankfurt einköpfte.

Sollte die Eintracht, das mit Abstand schlechteste Team der Rückrunde, tatsächlich noch den direkten Abstieg vermeiden? Man hätte Borussia Dortmund gewiss Wettbewerbsverzerrung vorwerfen können: Eine Niederlage am letzten Spieltag, zu Hause gegen einen Abstiegskandidaten.

Doch so weit kam es nicht: Ein Treffer von Lucas Barrios (68.) und ein Eigentor von Frankfurts Marco Russ (72.) konnte die Eintracht nicht mehr ausgleichen, Dortmunds Dede verschoss sogar noch einen zweiten Elfmeter. Kurz vor Schluss schaffte Barrios noch das 3:1.

Der Rest waren Frankfurter Tränen. Jan Åge Fjørtoft schaute diesmal nicht vorbei.

Magath steigt nicht ab

Schlecht sah es zwischenzeitlich auch für den VfL Wolfsburg aus, doch am Ende blieb es dabei: Felix Magath steigt nicht ab! Nie! "Das ist mir in meiner Karriere noch nie gelungen", hatte er vor dem Spiel gescherzt. Dank eines 3:1 in Hoffenheim bleibt der VfL Wolfsburg auf dem rettenden 15. Tabellenplatz - und schickt Borussia Mönchengladbach in die Relegation.

Für den ersten Wolfsburger Eklat des Tages sorgte trotzdem Diego. Als Magath ihm verkündete, dass der Brasilianer zunächst auf der Bank sitzen soll, verließ Diego dem Vernehmen nach eilig die Mannschaftssitzung und verweigerte auch die Anreise zum Stadion. Magath strich Diego daraufhin aus dem Kader - ausgerechnet vor dem wichtigsten Spiel der Saison. Als Magath gefragt wurde, ob er Diego aufhalten wollte, sagte der Trainer: "Warum sollte ich?" Er nominierte stattdessen den Dänen Thomas Kahlenberg für die Startelf - zum ersten Mal seit Januar.

Der große Schock dann direkt nach der Pause. Hoffenheims Rudy nutzte die mäßig sortierte Wolfsburger Defensive für einen feinen Steilpass, Roberto Firmino erlief den Ball geschwind und streichelte ihn an Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio vorbei ins Tor. Frankfurt führte zu diesem Zeitpunkt in Dortmund - Wolfsburg zitterte gewaltig.

Doch die durch den Diego-Eklat stark verunsicherte Wolfsburger Mannschaft raffte sich tatsächlich nochmal auf - vor allem Mario Mandzukic: Erst legt er den Ball an Torhüter Starke vorbei ins rechte Eck (60.), dann köpft der Kroate eine Dejagah-Flanke ins Tor (73.) Für die Entscheidung sorgte schließlich Grafite: Der Brasilianer stand genau richtig, fälschte einen verunglückten Schuss von Sascha Riether ab ins Tor (78.).

Felix Magath sprudelte nach dem Schlusspfiff vor Erleichterung: "Ich bin sehr erleichtert, fühle mich aber auch unheimlich leer. Denn so eine Saison wie in diesem Jahr habe ich persönlich noch nie erlebt. Zwischendurch waren wir sogar einmal aufgrund der anderen Ergebnisse in der 2. Liga, doch dann hat die Mannschaft noch einmal ein anderes Gesicht gezeigt und sich selbst aus dem Schlamassel geholt. Nun haben sich die Spieler ein paar Tage Urlaub verdient und am Ende der Saison sind fast alle glücklich."

Gladbach in die Relegation

Endgültig zum Trainer der Rückrunde mauserte sich jedoch Gladbachs Lucien Favre. Schließlich hätte niemand damit gerechnet, dass Borussia Mönchengladbach doch noch den direkten Abstieg vermeiden kann. Das 1:1 in Hamburg reicht jedoch für die Relegationsspiele.

Kurzzeitig war sogar noch mehr möglich: In der 49. Minute guckte sich Juan Fernando Arango bei seinem Freistoß aus stolzen 28 Metern genau an, was Frank Rost in seinem Tor veranstaltete - und übertölpelte Hamburgs Keeper zum 0:1. Die Blamage für den HSV verhinderte jedoch Änis-Ben Hatira (71.) - die Gladbacher Saison geht damit in die Verlängerung.

Favre zeigte sich enttäuscht: "Ich bin von unserer zweiten Halbzeit sehr enttäuscht. Da gab es zu wenig Bewegung, wir haben die Quittung bekommen. Zumindest haben wir die Relegation erreicht. Als wir erfahren haben, dass Frankfurt zwischenzeitlich in Dortmund geführt hat, haben wir die Orientierung verloren. Das darf aber keine Entschuldigung sein."

Die Gladbacher Relegationsspiele finden am 19. Und 25. Mai statt. Gegner ist der drittplatzierte der zweiten Liga: der VfL Bochum oder Greuther Fürth.

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