Bundesliga, 6. Spieltag:Mia san mia

Dem Tabellenführer aus Mainz könnte Bayerns Taktik gelegen kommen, in Hamburg treffen Weltklasse-Spieler auf Weltklasse-Fans. Und: das Duell der Top-Torjäger.

David Binnig

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(Foto: dpa)

FC Köln - 1899 Hoffenheim (Freitag, 20.30 Uhr) Das spricht für Köln: Die Defensive. Selbst gegen die während der Wiesn besonders motivierten Münchner Bayern rührte man so festen Beton an, dass auch Thomas Müller und Kollegen nicht durchkamen. Auch am Dienstag machten Kölns Verteidiger in der überwältigenden Mehrheit der 90 Minuten einen guten Job. 0:2 gegen den souveränen Tabellenführer aus Mainz zu verlieren, ist keine Schande. Außerdem: Lukas Podolski (der Herr in Rot) hat bereits nach fünf Spielen halb so viele Tore erzielt wie in der ganzen vergangenen Saison. Außerdem macht er viel für die Defensive (siehe Foto). Das spricht für Hoffenheim: Die Kölner Offensive. Zwar hat Lukas Podolski bereits jetzt halb so viele Tore erzielt wie in der ganzen vergangenen Saison, aber - zum Glück für Hoffenheim - ist das Köln- eben nicht das Nationaltrikot. Hier noch ein wenig Statistik aus der vergangenen Saison: Bundesligaspiele des Lukas Podolski: 27. Saisontore des Lukas Podolski: zwei.

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(Foto: dpa)

Bayern München - 1. FC Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für München: Die Taktik des "Kaputtspielens" (Zitat Holger Badstuber) hat funktioniert. Zumindest gegen Hoffenheim. "Hoffenheim war stehend k.o.", befand Uli Hoeneß nach dem bayrischen 2:1-Sieg, zu dem Daniel van Buyten das entscheidende Tor in der Nachspielzeit beisteuerte. Außerdem: Der FC Bayern ist der FC Bayern ist der FC Bayern - und gewinnt allein schon wegen der Mia-san-mia-Einstellung Spiele gegen aufmüpfige Emporkömmlinge. Das spricht für Mainz: Die bayrische Taktik des "Kaputtspielens" könnte den Mainzern gelegen kommen. Denn Mainz kann Kontern - die eigenen Offensivspieler sind schnell, quirlig, technisch gut und kalt vor dem Tor. Und wenn's eng wird, haben die Mainzer ja immer noch ihre Bank, beziehungsweise die Spieler, die von dort kommen: diese Joker stechen. Beim Spiel gegen Köln kam Lewis Holtby (rechts auf dem Foto) von jener Sitzgelegenheit aus auf den Platz und traf zwei Mal. André Schürrle (links auf dem Foto) hat bereits drei Joker-Tore auf dem Konto. Außerdem: Es macht jungen talentierten Fußballern (wie Schürrle, Holtby, Risse und Kollegen) sicher besonders großen Spaß, alteingesessene Platzhirsche, die stolz auf ihre Mia-san-mia-Einstellung sind, zu besiegen. Und: Wer will schon den (Tabellen-)Platz an der Sonne hergeben? Besonders wenn das eigene Selbsbewusstsein gerade in neue Dimensionen vordringt und ein wohliges Gefühl aufkommt: Mia san Mainz.

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(Foto: dapd)

Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Frankfurt: Der Kapitän ist wieder an Bord. Chris kann der anfälligen Abwehr vielleicht dauerhaft wieder mehr Stabilität verleihen. Außerdem: Theofanis Gekas hat sich warm geschossen. Der Grieche traf auch bei der 1:2-Niederlage gegen Leverkusen. Seine Saisonbilanz: drei Tore, eine Vorlage. Das spricht für Nürnberg: Die Schlussphase. Gegen den VfB Stuttgart gelang Javier Pinola das entscheidende Tor zum 2:1 in der 90. Minute. Frankfurt dagegen kassierte in jenen ominösen 60 Sekunden das entscheidende Tor zum 1:2 gegen Leverkusen. Außerdem: Julian Schieber (siehe Foto: der Herr in Schräglage). Der vom VfB ausgeliehene Stürmer zeigte dem VfB, warum man ihn dort hätte behalten sollen. Schieber schoss das 1:0 und bereitete das entscheidende 2:1 vor. Seine Saisonbilanz: zwei Tore, zwei Vorlagen. Ein weiteres Pro-Nürnberg-Argument: Die positive Körpersprache. Nachdem die 90. Minute im Spiel gegen Stuttgart das Glück und drei Punkte brachte, erlaubte Trainer Dieter Hecking seinen Spielern eine Gefühlseruption: "Wir können heute mit einem Strahlen durch die Gegend laufen."

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(Foto: AP)

VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Stuttgart: Die Erinnerung an das 7:0 gegen Mönchengladbach. Und die Abteilung Attacke. Pavel Pogrebnyak hat gegen Gladbach dreimal getroffen - und auch Cacau (zwei Saisontore) scheint in Form zu kommen. Martin Harnik und Ex-Weltmeister Mauro Camoranesi sind immer für eine (positive) Überraschung gut. Das spricht für Leverkusen: Die 90. Minute. In jenen 60 Sekunden gelang Bayer am vergangenen Spieltag der 2:1-Siegtreffer gegen Frankfurt - während Stuttgart in jener ominösen Minute den 1:2-Niederlagentreffer im Spiel gegen St. Pauli hinnehmen musste. Außerdem: Der VfB hat schon viermal verloren in dieser Saison. Und: Simon Rolfes ist zurück (siehe Foto). Der lange verletzte Nationalspieler wurde gegen Frankfurt eingewechselt - und überstand (auch wenn es auf dem Foto nicht so aussieht) seinen ersten Saisoneinsatz unverletzt.

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(Foto: AP)

FC St. Pauli - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für St. Pauli: Die Euphorie, die Fans, der jüngste Sieg. Am fünften Spieltag bewiesen die St. Paulianer Moral - und drehten einen Rückstand gegen Mönchengladbach noch in einen 2:1-Sieg. Außerdem: Gerald Asamoah. Der Ex-Nationalspieler brachte gegen Gladbach die Wende und zwar schnell: Nach seiner Einwechslung brauchte er drei Minuten, um zu treffen. Das spricht für Dortmund: Die Euphorie, die Fans, der jüngste Sieg. Außerdem: die Offensive, die Defensive - und das dazwischen: Nuri Sahin (im Bild) entwickelt sich im defensiven Mittelfeld zu einem Weltklasse-"Sechser". Beim 5:0-Sieg über Kaiserslautern bereitete der 22-Jährige drei Tore vor. Vor ihm spielt Shinji Kagawa eine bisher überragende Saison - und vor dem arbeitet Lucas Barrios und trifft und trifft (zwei Mal gegen den FCK).

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(Foto: dapd)

Werder Bremen - Hamburger SV (Samstag, 18.30 Uhr) Das spricht für Bremen: Da muss man eine Weile überlegen... Immerhin hat auch der HSV sein vergangenes Spiel verloren - und nach fünf Spielen und vier Punkten wird es schon aus Wahrscheinlichkeits-Gründen Zeit für eine Wende. Wofür ein solch besonderes Spiel wie das Nordderby natürlich gerade recht kommt. Außerdem: Wolfsburg hat am Mittwoch gezeigt, wie man den HSV schlägt (nämlich mit Kontern, Kampf (siehe Foto) und Stürmern, denen vermutlich Eiswasser durch die Adern fließt - so kalt waren sie vor dem Hamburger Tor). Das spricht für Hamburg: El Corazón - das Herz. "Ich habe eine Mannschaft gesehen, die Herz hat, die gut organisiert war", sagte Trainer Armin Veh nach der unglücklichen 1:3-Niederlage seines HSV gegen Wolfsburg. Seine Mannen konnten nach dem Spiel 64 Prozent Ballbesitz und ein Eckenverhältnis von 15:1 vorweisen - aber nur ein Tor und null Punkte. Außerdem: Der HSV hat doppelt so viele Punkte wie Werder.

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(Foto: dapd)

FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr) Das spricht für Schalke: Klaas-Jan Huntelaar (der während des Spiels völlig auf den Ball fixiert ist. Siehe Foto) und Florian Bruns. Erstgenannter traf am vergangenen Spieltag in der 87. Minute zum erlösenden Schalker 2:1 gegen den SC Freiburg. Zweitgenannter traf in der 71. Minute zum Spiel drehenden 2:1 des FC St. Pauli gegen Borussia Mönchengladbach. Schalke ist also im Auf-, Gladbach im Abwind. Außerdem: Die Zahl 13. Nicht aus einem mythologisch-mysteriösen Grund, sondern aus einem statistischen: jene Zahl dokumentiert die Gegentreffer, die Mönchengladbach in den vergangenen drei Spielen kassierte. Das spricht für Mönchengladbach: Vieles, was vor dem 2. Spieltag passiert ist. Die Borussia startete gut in die Saison - mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen, Leverkusen wurde gar mit 6:3 überrollt. Außerdem: Das Potenzial - vor allem in der Offensive. Idrissou, Reus, Herrmann, Arango, de Camargo können viel mehr als das, was sie in den vergangenen drei Spielen zeigten.

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(Foto: dpa)

VfL Wolfsburg - SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr) Das spricht für Wolfsburg: Die Wiedervereinigung des Meistersturms. Trainer Steve McClaren brachte zuletzt wieder den zu Saisonbeginn verschmähten Stürmer Grafite von Beginn an. Und die grüne Tormaschine funktioniert nach wie vor: beim 3:1-Sieg über den HSV erzielte Grafite zwei Tore (wer sonst noch für den VfL traf, ist ja klar: Grafites Sturmpartner Edin Dzeko - es war sein fünftes Saisontor). Damit hat Wolfsburg mindestens doppelt so viele treffsichere Stürmer wie Freiburg. Das spricht für Freiburg: Der Ein-Mann-Sturm. Zwar besitzt der SC nur einen Spieler, der wirkliche Torgefahr ausstrahlt, doch der heißt Papiss Cissé. Auch bei der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen die bis dahin sehr unglücklichen Schalker schoss Cissé das Freiburger Tor. Es war sein fünftes in dieser Saison (damit kommt es im Spiel gegen Wolfsburg zum Duell der Top-Torjäger der Bundesliga).

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(Foto: AFP)

1. FC Kaiserslautern - Hannover 96 (Sonntag, 17.30 Uhr) Das spricht für Kaiserslautern: Einiges - wenn die Spieler es schaffen, das Ergebnis des Dortmund-Spiels zu verdrängen. Der Saisonstart verlief für die Roten Teufel richtig gut, man schlug sogar den FC Bayern. Und wer die Bayern schlägt, kann jeden besiegen. Außer Mainz vielleicht. Das spricht für Hannover: Zahlen. Da wäre zum einen die Null (so viele Tore hat der FCK gegen Dortmund geschossen), dann die fünf (so viele Tore hat Dortmund gegen den FCK geschossen), außerdem die eins (Anzahl der Bremer Treffer gegen Hannover) und schließlich die vier (Hannovers Trefferzahl gegen Bremen). Die Niederlage der Roten Teufel gegen Dortmund war beeindruckend, der Hannoveraner Sieg über Bremen auch. Die eigenen Stürmer tun das, wofür sie bezahlt werden (Abdellaoue und Ya Konan haben beide bereits dreimal getroffen) und die jungen Spieler tun viel dafür, bald noch besser bezahlt zu werden: Schmiedebach (siehe Foto: der Herr im 90-Grad-Winkel), Stoppelkamp und Rausch spielen bislang eine sehr gute Saison. Ihre Spielweise ist aggressiv (siehe Foto).

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