Bundesliga, 31. Spieltag:Um Würste und Filetsteaks

Dunkle Wolken über Hamburg, eine Kampfansage aus dem Ruhrpott und die Hoffnung auf eine leckere Belohnung für einen Sieg gegen den FC Bayern. Die Bundesliga-Vorschau

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Maniche Kempter, ap

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1. FC Köln - VfL Bochum (Freitag, 20.30 Uhr)

Gerade als in Köln angesichts des halbwegs gesicherten Klassenerhalts in dieser Saison Langeweile droht, tut sich wieder was: Unter der Woche zeigte Mittelfeldspieler Maniche (li.) einem Fotografen auf dem Trainingsgelände seine Wertschätzung per Stikefinger und bekam dafür eine drastische vereinsinterne Strafe aufgebrummt. Wäre doch gelacht, wenn bei den jecken Rheinländern nach den Fan-Schmähungen gegen den umstrittenen Trainer Zvonimir Soldo endlich einmal Ruhe einkehren würde - nein, in Köln gehören hadern, scheitern, meckern und zetern einfach dazu wie das frische Kölsch neben dem gerade Getrunkenen.

Immerhin steht der FC trotz seiner klubinternen Kapriolen nicht so sehr mit dem Rücken zur Wand wie die Bochumer. Geradezu traditionell befindet sich der VfL zum Ende der Saison da, wo man sich zu Genüge auskennt: kurz vor den Abstiegsplätzen. Vielleicht kommt Heiko Herrlichs Truppe der Kölner-Querulantenhaufen gerade recht, denn das Motivationsplus dürfte nach der fast beschlossenen Rettung des FC eindeutig auf Seiten des VfL liegen. Langweilig wird beiden Klubs bestimmt nicht so bald.

Foto: ap Texte: Dominik Prantl, Jonas Beckenkamp, Jürgen Schmieder und David Bernreuther

Petric, ddp

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Hamburger SV - FSV Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr)

Die erste Hürde, um überhaupt in Hamburg antreten zu können, musste der FSV Mainz bereits am Freitag hinter sich bringen. Wegen der Vulkanaschewolke aus Island und des folglich gesperrten Frankfurter Flughafens stieg das bislang schwächste Auswärtsteam der Liga kurzfristig auf die Bahn um. Die erschwerte Anreise ist derzeit die aufregendste Meldung aus der FSV-Geschäftsstelle, was mit der komfortablen Situation der Mainzer zu tun hat: Der FSV (bisher 41 Punkte) wird die Saison als der Bester der drei Aufsteiger abschließen und kann mit nur zwei weiteren Punkten den Vereinsrekord von 43 Zählern aus der ersten Bundesligasaison 2004/05 einstellen.

Während die Saison in Mainz damit schon jetzt als gelungen verbucht werden darf, hängen über dem Hamburger SV auch im übertragenen Sinne dunkle Wolken - trotz der reellen Chancen auf die Qualifikation für ein weiteres Jahr in der Europa League, wo die Mannschaft heuer zudem im Halbfinale steht. Mainz, Fulham und Hoffenheim heißen in den kommenden neun Tagen die wenig namhaften Gegner, mit denen auch das Schicksal von Hamburgs Trainer Bruno Labbadia verknüpft sein dürfte.

Der muss seit dieser Woche auf einen weiteren Stürmer verzichten, nachdem schon Paolo Guerrero vergangene Woche wegen eines Flaschenwurfs bis zum Saisonende gesperrt wurde. Nun zog sich auch noch Mladen Petric (im Bild) im Training einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu, weshalb Labbadia verkündete: "Mladen wird uns 14 Tage bis drei Wochen fehlen. Das ist sehr bitter."

Foto: ddp

Magath Schalke, dpa

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Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr)

Wer hätte das gedacht! Vier Spieltage vor Saisonende mischt Mönchengladbach noch mit im Kampf um Meisterschaft und die Champions-League-Plätze - auch wenn die Borussia dabei eher die Statistenrolle als Sparringspartner übernimmt. Mit Schalke 04, Bayern München und Bayer Leverkusen trifft Gladbach in den folgenden Wochen auf das Toptrio der Bundesliga, und darf sich trotz der schweren Aufgaben dennoch auf einen lockeren Saisonendspurt freuen: Bei jetzt schon 37 Punkten haben die Gladbacher mit dem Abstieg nichts mehr zu tun.

Rein statistisch gibt es auf Schalke ohnehin wenig zu holen für die Borussen. Seit dem 25.8.1992 haben sie dort nicht mehr gewonnen, im Sommer 2005 rettete Lars Bögelund mit einem Volleyschuss in den Winkel den einzigen Punkt aus den vergangenen neun Gastspielen in Gelsenkirchen. Und Felix Magath (im Bild) verlor als Trainer bei sechs Siegen und drei Unentschieden noch nie ein Heimspiel gegen Gladbach.

Vielleicht schickt der selbstbewusste Schalker Macher auch deshalb noch einmal eine Kampfansage in den Süden: "Wir sind die einzige Mannschaft, die dem FC Bayern vier Spieltage vor Schluss noch Paroli bieten kann. Zwei Punkte sind aufzuholen." Schließlich sei es ein Vorteil für Schalke, dass die Münchner im Halbfinale der Champions League stehen: "Diese internationalen Spiele erfordern vom Verein und von der Mannschaft sehr viel Aufmerksamkeit. Um diese Spiele herum wird so mancher Punkt in der Liga gelassen."

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Gross, getty

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VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30h)

Nur noch sieben Punkte trennen die Schwaben von den längst eingefangenen Überfliegern aus Leverkusen - wer hätte das noch zur Winterpause je für möglich gehalten? Doch seit beim VfB der Schweizer Trenchcoat-Trainer Christian Gross (im Bild) den Kojak gibt, fragt man sich nicht nur, wann er endlich den Lutscher an der Seitenlinie auspackt, sondern auch, was das Geheimnis des plötzlichen Erfolgs bei der einstigen Katastrophentruppe aus Stuttgart ist.

Über weite Teile der Hinrunde spielte die Mannschaft unter Markus Babbel, als habe sie zu viel isländische Vulkanasche eingeatmet, doch in der Rückrundentabelle liegen Lehmann & Co. souverän auf Platz eins. Nur von Platz acht grüßt dort übrigens Bayer Leverkusen, wo ein erneutes Auftreten des Vizekusen-Syndroms mittlerweile jegliche Hoffnungen auf den Titel zunichte gemacht hat. Da passt es ins Bild, dass der große Ballack-Befürworter Rudi Völler, seineszeichens Leverkusener Sportchef, schon einmal sachte beim FC Chelsea vorgefühlt haben soll, wie es denn um den Verbleib des DFB-Kapitäns in London aussehe. Michael Ballack und Vizekusen - da war doch mal was.

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Schäfer Eigler Wolf, ddp

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SC Freiburg - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15:30 Uhr)

Nürnbergs Trainer Dieter Hecking ist genervt, wenn er auf die Partie beim SC Freiburg angesprochen wird. "Zum 168. Mal: Das ist kein Endspiel. Die Fußball-Bundesliga endet auch in diesem Jahr am 34. Spieltag", sagte Hecking und bemühte sich vor dem Gastspiel am Samstag beim SC Freiburg weiterhin um Ruhe im Kampf um den Klassenverbleib. "Wenn man hektisch und aktionistisch wird, dann geht es meistens schief", sagte Hecking, "man muss eine gewisse Gelassenheit haben, sonst macht man sich bekloppt, und das will ich eigentlich nicht."

Ruhe und Gelassenheit also - die kann sich der 1. FC Nürnberg (im Bild v. li. Andreas Wolf, Dennis Diekmeier, Christian Eigler und Raphael Schäfer) nach zuletzt drei Siegen aus sechs Spielen und 28 Punkten auch eher leisten als Freiburg, das trotz ansprechender Leistungen nur zwei Punkte aus drei Spielen erreichte und am vergangenen Spieltag in Bremen mit 0:4 unterlegen war. "Mit jedem Punktgewinn der Konkurrenz wächst natürlich der Druck auf uns. Deshalb müssen wir das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg unbedingt gewinnen", sagte Trainer Robin Dutt.

Mit 28 Zählern liegt Nürnberg als Tabellen-14. einen Platz vor dem punktgleichen VfL Bochum. Hannover 96 folgt mit einem Punkt weniger auf dem Abstiegs-Relegationsplatz, Freiburg ist mit 25 Punkten Tabellen-17. "Aber wir dürfen nicht auf die anderen schauen, das kann man ohnehin nicht beeinflussen", sagte Hecking, "aber im Moment spricht nichts dafür, dass der FCN es nicht schafft." Also alles ruhig in Nürnberg. Noch.

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Pizarro, dpa

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VfL Wolfsburg - Werder Bremen (Samstag, 15:30 Uhr)

"Jetzt geht's um die Wurst", sagt Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß vor der Partie gegen Werder Bremen - und meint wahrscheinlich nicht die Produkte aus der Fabrik seines Bruders. Vielmehr geht es für beide Mannschaften um die Teilnahme an den internationalen Wettbewerben in der kommenden Saison. Wolfsburg hat zwei Punkte Rückstand auf Platz sechs, der für die Europa League reichen würde, Bremen liegt drei Punkte hinter Leverkusen und dem Qualifikations-Platz zur Champions-League.

Die Zuschauer dürfen sich auf ein torreiches Spiel freuen, haben doch beide Mannschaften in dieser Spielzeit gemeinsam 121 Treffer erzielt und mussten bereits 88 hinnehmen. Bremens Trainer Thomas Schaaf warnte seine Profis vor den VfL-Stürmern Grafite und Edin Dzeko: "Der Angriff ist das Wolfsburger Prunkstück. Dzeko und Grafite stehen für Qualität. Man darf ihnen keinen Raum geben." Ähnliches könnte auch Wolfsburgs Trainer Lorenz-Günther Köstner über den Bremer Claudio Pizarro (im Bild) sagen, der mit zwei Toren den Rekord von Giovane Elber als erfolgreichster Ausländer in der Bundesliga einstellen würde.

"Ich bin gespannt, was die Mannschaft anbietet. Das Ausscheiden spukt noch immer den Köpfen herum", sagt Köstner. Seine Mannschaft zeigte zuletzt beim Sieg in Nürnberg die erhoffte Reaktion und gewann sieben der letzten acht Punktspiele. Der angeschlagene Abwehrspieler Alexander Madlung steht vermutlich wieder in der Startelf.

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Hoeneß, dpa

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FC Bayern München - Hannover 96 (Samstag, 18.30 Uhr)

Auch für den FC Bayern geht es um die Wurst. Kaum sind die so genannten Wochen der Entscheidung mit Spielen gegen Schalke, Leverkusen und Manchester vorbei, da stehen für die Münchner in Liga und Champions League erneut wichtige Entscheidungen an. Während an der Säbener Straße viele vom Gewinn der Champions League träumen, erinnerte der bodenständige Franz Beckenbauer daran, dass doch die Meisterschaft das "Faustpfand" des FC Bayern und somit das Wichtigste sei. Mit einem Sieg gegen Hannover käme der FCB diesem Ziel einen Schritt näher, vielleicht würde ja dann auch der "Kaiser" die Erlaubnis zum Träumen erteilen.

Für Hannover geht es dagegen nicht um die Wurst - sondern ums Filetsteak. Auf die Frage, was im Falle eines Sieges gegen den Tabellenführer passieren würde, sagte 96-Trainer Mirko Slomka: "Vielleicht gibt es dann keine Würstchen von Uli Hoeneß, aber Filetsteaks von Clemens Tönnies." Der Schalke-Boss ist Inhaber einer Fleischfabrik und könnte Hannovers hungrige Elf mit einer Ladung Grillfleisch belohnen, wenn sie die Bayern schlägt. Dagegen wirkt ein Dankespaket voll eingeschweißter Rostbratwürste aus dem Hause Hoeneß wie ein Mahl zweiter Klasse. Nebenbei täten die drei Punkte auch im Kampf um den Klassenerhalt gut.

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Dede, dpa

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Borussia Dortmund - 1899 Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr)

Er ist einer der Dortmunder Publikumslieblinge, doch den Aufschwung der Borussia in der Rückrunde erlebte er meist nur von der Bank aus mit: Dede (im Bild nach seinem Kreuzbandriss 2008). Sein letztes Spiel von Anfang an machte der Brasilianer im November 2009, im Winter verdrängte ihn der junge Marcel Schmelzer von seinem Stammposten links in der Viererkette. Am Sonntag gegen Hoffenheim ist Schmelzer wegen der fünften gelben Karte gesperrt. Dede wird voraussichtlich zum ersten Mal seit fünfeinhalb Monaten wieder in der ersten Elf stehen - ausgerechnet an seinem 32. Geburtstag.

"Die Geburtstagsfeier findet für mich auf dem Platz statt", verkündet Dede. Von Anfang an zu spielen sei für ihn "das absolut größte Geschenk" und "durch nichts zu ersetzen". Damit die Stimmung bei Dedes Geburtstagfete nicht in den Keller sinkt, sollte Dortmund gegen die krisengeplagten Hoffenheimer möglichst gewinnen. Bei einem Sieg kann der BVB-Anhang weiter von Platz drei und der Qualifikation für die Champions League träumen, bei einer Niederlage könnte es aber auch mit der Europa League noch einmal eng werden.

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Preetz, Reuters

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Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin (Sonntag, 17.30 Uhr)

Zum Glück hat die Hertha am Wochenende wieder ein Auswärtsspiel. Im heimischen Olympiastadion hat die Mannschaft nämlich seit 14 Spielen nicht mehr gewonnen, auswärts gab es in der Rückrunde immerhin schon vier Siege. Und zum Glück geht es auch noch gegen Frankfurt. Nirgendwo gelangen den Berlinern mehr Auswärtssiege als bei der Eintracht. Vor dem x-ten Endspiel der Saison für den Tabellenletzten machen also zumindest diese beiden Statistiken Mut.

Der Blick auf die Tabelle dagegen weniger: Noch immer fehlen fünf Punkte auf den Relegationsplatz, Rang 15 ist sechs Punkte entfernt. Um dem Abstieg noch zu entrinnen, müsse sein Team von den restlichen vier Spielen wohl drei gewinnen, rechnete Hertha-Manager Michael Preetz (im Bild) vor. Es wäre sicher nicht verkehrt, in Frankfurt damit anzufangen, besonders weil die Gegner in den folgenden drei Partien Schalke, Leverkusen und Bayern heißen. Und zu allem Überfluss sind auch noch zwei Heimspiele dabei.

Foto: Reuters

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