Bundesliga, 30. Spieltag:Szenario fürs Selbstvertrauen

Eine Verteilung des Erfolgs auf verschiedene Klubs wäre gut für den deutschen Fußball. Wahrscheinlich aber gibt es jenseits von München einen tränenreichen Mai. Ein Ausblick.

Dominik Prantl

Am Samstag trat in der Halbzeit des Spiels Bayer Leverkusen gegen Bayern München Bundestrainer Joachim Löw vor das Mikrofon und sagte einige sehr interessante Dinge. Ja, Bastian Schweinsteiger werde sehr wahrscheinlich neben Michael Ballack das zentrale Mittelfeld der Nationalmannschaft bilden. Nein, für den in Ungnade gefallenen Kevin Kuranyi ist der WM-Zug noch nicht abgefahren, Löw werde sich dazu jedenfalls noch einmal "Gedanken machen". Überhaupt sei außerdem die vergangene Fußballwoche mit dem Weiterkommen der Bayern und dem Einzug der Hamburger ins Halbfinale der Europa League nicht nur sehr erfreulich gewesen, sondern auch "sehr wichtig für Deutschland und das Selbstvertrauen der Spieler". Hat Löw gesagt.

Wer die deutsche Meisterschaft gewinnt, konnte natürlich auch der Bundestrainer nicht sagen. Allerdings hat Bayer Leverkusen nach dem 1:1 gegen Bayern München jetzt schon sechs Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Die Schalker wiederum waren beim 2:4 gegen Hannover "einfach nur schlecht", wie der Schalker Abwehrmann Heiko Westermann den verpassten Sprung an die Tabellenspitze unverblümt kommentierte. Und weil im entscheidenden Moment eine geheimnisvolle Konstante namens "Bayerndusel" den Ausschlag geben wird, müssen sich die Fans von Schalke im Westen über Bremen im Norden bis Berlin im Osten wahrscheinlich auf einen tränenreichen Mai einstellen. Dann kegelt der FC Bayern als Deutscher Meister nämlich mit ziemlicher Sicherheit die Berliner aus der Ersten Liga (8. Mai), um eine Woche später - ausgerechnet in Berlin - die Bremer im Pokalfinale zu demoralisieren (15. Mai) und schließlich den FC Messi im Champions-League-Finale zu bezwingen (22. Mai). Dass die Münchner dabei kein einziges Mal in die gegnerische Hälfte vorstoßen, macht gar nichts, weil Arjen Robben per Freistoß aus 70 Metern trifft.

Dann gäbe es da noch ein ziemlich gewagtes Szenario, das dafür umso wichtiger für Deutschland und das Selbstvertrauen der Spieler wäre, um kurz mit Joachim Löw zu sprechen. In diesem Szenario gibt es außer den Bayern mit ihrer Titelgier und dem reichlich unverschämten Abstiegsgespenst so etwas wie Gerechtigkeit und Gleichverteilung: Bremen gewinnt den DFB-Pokal, Hertha BSC Berlin verbleibt in der Bundesliga durch einen Sieg am letzten Spieltag gegen die Bayern, die dafür die Champions League gewinnen und Hamburg die Europa League. Mann, wäre das was für das Selbstvertrauen im ganzen Land. Und wenn dann erst Kuranyi im ersten Spiel Deutschland bei der WM in Südafrika zum 1:0 trifft, als Deutscher Meister mit Schalke...

Okay, ein spannendes Saisonfinale würde uns für den Anfang auch reichen

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