Bundesliga, 30. Spieltag:Gegen, äh, ja genau: Leverkusen

Berliner und Kölner Fans müssen draußen bleiben, Hannover zittert vor der Roten Laterne und Bayern denkt schon zwei Schritte weiter. Die Bundesliga-Vorschau.

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Eintracht Frankfurt; Reuters

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Berliner und Kölner Fans müssen draußen bleiben, Hannover zittert vor der Roten Laterne und Bayern denkt schon zwei Schritte weiter. Die Bundesliga-Vorschau.

Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt (Freitag, 20.30 Uhr)

Zum Auftakt dieser Vorschau ein kurzer Rückblick: Am vergangenen Wochenende hat Eintracht Frankfurt ein 1:2 in ein 3:2 verwandelt. Gegen Leverkusen! Durch einen Fallrückzieher kurz vor Schluss!! Von Maik Franz!!!

Ein solches Frankfurter Franz-Fallrückzieher-Szenario war vor der Saison eigentlich undenkbar und beweist dreierlei: 1. zeigen die Frankfurter einen ungeahnten Glauben an sich selbst, den schon die Bayern vor einigen Wochen spüren musste; 2. können bei den Frankfurtern mehr Spieler ein Tor schießen, als das Trainer Michael Skibbe vor der Saison glaubte; und 3. entdeckt die Eintracht die Freude am Fußballspiel. Unverhofft ist nach drei Siegen in Folge ein Platz im internationalen Geschäft in greifbare Nähe gerückt. Sogar der als Trainer zur notorischen Skepsis verpflichtete Skibbe sagt: "Wie werden alles, wirklich alles daran setzen, unsere Chance zu ergreifen." Hinzu kommt: Gegen keinen Klub siegte die Eintracht so oft wie gegen Gladbach, nämlich 29 mal, und nirgendwo schossen sie so viele Tore wie bei der Borussia, nämlich 52.

Maik Franz wird am Freitag allerdings wegen einer Gelbsperre fehlen. Vielleicht erzielt für die total verrückte Eintracht ja Oka Nikolov den Siegtreffer. Der ist Torwart.

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Jürgen Klopp; dpa

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FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr)

18 Jahre. So lange war Jürgen Klopp beim FSV Mainz gewesen, zuerst als Stürmer, dann als Abwehrspieler und schließlich als Trainer. Am Wochenende kehrt er als Dortmunder Trainer zurück an seine ehemalige Wirkungsstätte, die er einst mit Tränen in den Augen verabschiedete: "Ich werde euch nie vergessen."

Zumindest die Verbundenheit zu seinem ehemaligen Klub wird Klopp am Samstag allerdings für 90 Minuten vergessen, denn nach 13 Punkten aus den vergangenen fünf Partien ist die Borussia wieder dort, wo sie nach Ansicht der gelb-schwarzen Anhängerschar mindestens hingehört: auf Tuchfühlung zur Spitze. Dortmunds Torjäger Lucas Barrios wird trotz eines Blutergusses an der Wade ziemlich sicher dabei helfen, die Ambitionen auf einen Champions-League-Platz zu untermauern. Fehlen wird allerdings Sebastian Kehl wegen eines Faserrisses im linken Adduktorenbereich.

Möglichst schnell vergessen will Mainz Jürgen Klopp zwar nicht, dafür aber die Misere aus den vergangenen drei Partien, von denen der Aufsteiger keine einzige gewinnen konnte. Zuletzt verloren die Mainzer zudem Andreas Ivanschitz durch die schnellste Rote Karte in der Geschichte der Bundesliga nach nur 188 Sekunden Einsatzzeit. Er wird wie Florian Heller (Gelbsperre) nicht dabei sein, um Klopp bei seiner Rückkehr erneut die Tränen in die Augen zu treiben. Dafür ist die Sperre von Aristide Bancé abgelaufen.

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Hertha BSC Berlin, Reuters

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Hertha BSC Berlin - VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr)

Die Gesänge und Anfeuerungsrufe werden im Berliner Olympiastadion irgendwie anders klingen als sonst. Es werden wohl die gleichen Lieder und Sprechchöre sein wie bei jedem anderen Heimspiel auch, nur leiser und aus der Ferne. Und wenn die Spieler in Richtung Ostkurve blicken, dann werden sie eine leere Tribüne sehen. Der Lärm, der ins Stadion dringt, kommt wahrscheinlich von der Waldbühne nebenan.

15.000 Fans werden dort zum Public Viewing erwartet. Für das Olympiastadion durfte die Hertha gegen Stuttgart höchstens 25.000 Tickets verkaufen, das ist die Strafe für die Randale einiger Berliner Anhänger, die nach dem 1:2 gegen Nürnberg den Platz stürmten. Die Ostkurve ist komplett gesperrt, die eingefleischten Fans werden also außen vor sein. "Das ist irre", findet Michael Preetz, der Manager des Tabellenletzten, "und passt zu dieser Saison". Aus sportlicher Sicht dürfte der Zuschauerausschluss die Berliner eigentlich gar nicht so sehr stören, vor eigenem Publikum haben sie ohnehin erst einmal gewonnen - am ersten Spieltag. Vielleicht klappt es ja vor halbleeren Rängen.

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Bauzmjohann; dpa

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Hannover 96 - Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr)

Wer weiß, was der Schalker Trainer Felix Magath da schon wieder ausgeheckt hat! Taktische Winkelzüge? Spielmachertraining für den zuletzt eher zaghaften Spielmacheranwärter Baumjohann (im Bild)? Waldläufe mit Medizinbällen? Jedenfalls verordnete der Trainerfuchs kurzfristig ein Trainingslager in der Nähe der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. "Wir wollen uns in Ruhe auf das Spiel vorbereiten, unsere Kräfte bündelt, um das Maximale aus der Saison rauszuholen", sagte Magath am Donnerstag vor der Abreise. Den genauen Ort des Trainingslagers nannte er nicht.

Jedenfalls dürfte der Samstag ein ziemliches Kontrastprogramm zum vergangenen Wochenende werden, als Schalke daheim gegen Bayern antreten durfte - und verlor. Hannover gilt schließlich nicht nur als langweiligste Stadt Deutschlands neben Gelsenkirchen, die Mannschaft spielte in diesem Jahr bislang - man muss es so hart sagen - einfach langweiligen und schlechten Fußball. Sieben Punkte holte Hannover aus zwölf Spielen, kassierte dabei 27 Tore, gewann nur eines der vergangenen zehn Heimspiele und bekommt wahrscheinlich bald von der Vorrundenlachnummer Hertha BSC demnächst die Rote Laterne überreicht: Felix Magath hat als Trainer noch nie in Hannover verloren (vier Siege, zwei Unentschieden).

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Chinedu Obasi; AP

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1899 Hoffenheim - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)

1899 Hoffenheim hat dieses Mal ein echtes Heimspiel, ganz ohne Kölner Fans. Denn auch die 3000 Plätze im Gäste-Block werden dieses Mal von Hoffenheim-Anhängern belegt, nachdem Köln am 23. März vom DFB-Sportgericht wegen "unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger in fünf Fällen" dazu verurteilt worden waren, die Partie am Samstag unter Ausschluss der eigenen Fans zu bestreiten.

Ganz ohne störende Nebengeräusche kommt Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick derzeit dennoch nicht aus. Zuletzt sorgte ein nächtlicher Disco-Ausflug von sechs Profis unmittelbar nach dem 0:4 in Wolfsburg für Wirbel. "Wir nehmen diese Dinge sehr ernst und beobachten genau, wer professionell lebt und wer nicht", sagt Rangnick. Gegen Köln muss er auf die verletzten Spieler Per Nilsson, Isaac Vorsah, Demba Ba und Matthias Jaissle verzichten. Zudem ist der Einsatz von Andreas Ibertsberger und Torhüter Timo Hildebrand, der immer noch an einer Rückenverletzung laboriert, fraglich. Dafür dürfte Chinedu Obasi (im Bild) erstmals seit dem 6. Februar wieder in der Anfangself stehen.

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Torsten Frings; dpa

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Werder Bremen - SC Freiburg (Samstag, 15:30 Uhr)

Ans Hinspiel werden sich die Akteure des SC Freiburg nur ungern erinnern. 0:6 stand da am Ende auf der Anzeigetafel. "Freiburg hat zwar richtig auf die Mütze bekommen", sagt Bremens Trainer Thomas Schaaf über das Spiel im vergangenen November. "Man darf sie aber nicht unterschätzen." Klar.

Kapitän Torsten Frings (Bild) kehrt nach Ablauf seiner Sperre ins Team zurück, und auch Tim Borowski trainierte am Donnerstag nach auskurierter Grippe wieder mit der Mannschaft. "Es sieht aus, als wäre er am Samstag dabei", sagt Schaaf. Nach der Niederlage in Dortmund hat Bremen derzeit fünf Punkte Rückstand auf Platz drei, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigen würde.

In Freiburg dagegen übt man sich derzeit in Galgenhumor. Zwar holte die Mannschaft in den vergangenen drei Spielen fünf Punkte, doch fühlten sich die Unentschieden gegen Hoffenheim und Bochum an wie Niederlagen. "Wir haben alles probiert. Doch dann stehst du auf dem Spielfeld und weißt gar nicht, warum du nicht gewonnen hast", sagte Kapitän Heiko Butscher. In Bremen soll es nun eine Überraschung geben. "Wenn wir es schaffen, zu Null zu spielen, wäre das eine tolle Leistung. Und dann hätten wir mit ziemlicher Sicherheit auch die drei Punkte", sagt Trainer Robin Dutt.

Zu Null in Bremen - das ist in dieser Spielzeit nur Schalke (0:2) und Hannover (0:0) gelungen.

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Bayern München; ddp

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Bayer Leverkusen - FC Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr)

Seit Mittwochnacht träumt ganz München. Träumt von Madrid, vom Champions-League-Finale, vom FC Barcelona. Die Katalanen müssen zwar noch den durchaus beachtenswerten Gegner Inter Mourinho aus dem Weg räumen und die Bayern noch, äh, ja genau, Lyon. Aber wer will jetzt noch an eine Niederlage glauben? Das Finale Bayern - Barcelona ist ausgemachte Sache, Trainer Louis van Gaal blickt schon mal voraus: "Wenn wir gegen Barcelona spielen, gewinnt Barcelona vielleicht neunmal gegen uns. Aber es geht immer um das eine Mal. Das kann in einem Finale passieren."

Zwischendurch müssen die Münchner noch in, äh, ja genau, Leverkusen ran. Doch wer will jetzt noch an eine Niederlage glauben? Leverkusen hat sich wieder ins Weiche-Knie-Kusen verwandelt und zuletzt drei Spiele verloren. Und Bayern gegen Leverkusen ist traditionell eine klare Sache: Neun der vergangenen zehn Spiele gewannen die Münchner, zuletzt in Leverkusen sogar vier Mal. Der letzte Werkself-Sieg datiert vom 28. August 2004: 4:1. Im Leverkusener Tor stand ein gewisser Jörg Butt, zwei Tore schoss ein gewisser Dimitar Berbatov.

Das war der dritte Spieltag. Nach 34 Spieltagen war Bayern Meister, Leverkusen Sechster.

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VfL Bochum - Hamburger SV (Sonntag, 15.30 Uhr)

Das große Ziel des Hamburger SV ist zum Greifen nahe. Nach dem 3:1 über Standard Lüttich steht der HSV im Halbfinale der Europa League. Das Endspiel im eigenen Stadion ist nur noch zwei Spiele entfernt. Doch die überzeugenden Auftritte im Europapokal stehen im krassen Gegensatz zu den Negativschlagzeilen, mit denen der Klub zuletzt in der Bundesliga auf sich aufmerksam machte: In der Rückrunde gelangen erst drei Siege, und am vergangenen Wochenende sorgte Paolo Guerrero (im Bild beim Schulterschluss mit Jarolim) mit seinem Flaschenwurf auf einen Fan für einen Eklat.

Gegen Lüttich durfte Guerrero trotzdem mitspielen und erzielte sogar den dritten Treffer - in der Europa League ist die Hamburger Welt eben in Ordnung. Doch in der Bundesliga ist der Peruaner für die restlichen fünf Spiele gesperrt worden. Dagegen will der HSV Einspruch einlegen, aber am Sonntag beim abstiegsbedrohten VfL Bochum wird der "Flaschenwerfer" fehlen. "Wir müssen kämpfen", sagte Guerrero. Gegen seine Sperre und gegen das drohende Verpassen des Europapokals in der nächsten Saison.

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1. FC Nürnberg - VfL Wolfsburg (Sonntag, 17.30 Uhr)

Seine Mannschaft müsse "geil" sein, hatte Wolfsburgs Trainer Lorenz-Günther Köstner vor dem Rückspiel im Europa-League-Viertelfinale gegen Fulham gesagt - und damit wohl einen Appell an die Siegermentalität seiner Spieler loswerden wollen. Den Nachweis der Geilheit blieb der deutsche Meister dann aber schuldig, vielmehr stärkte die etwas lustlose Vorstellung in einer solch entscheidenden Partie den Eindruck einer Wolfsburger Achterbahnsaison. Und wie es der Zufall will, steht an diesem Sonntag die Partie beim 1. FC Nürnberg an, gegen den im Hinspiel am 13. Spieltag mit einer 2:3-Heimpleite der Leistungsabfall der "Wölfe" seinen Lauf nahm.

Bis zu diesem Spiel hatte der Werksklub in komfortabler Schlagdistanz zu den Champions-League-Plätzen gelegen, doch danach ging es schleichend bergab. In Nürnberg erinnern sie sich sicher gerne an jenes Aufeinandertreffen, das dem "Club" nicht nur das seltene Gefühl eines Auswärtssieges vermittelte, sondern auch die Treffsicherheit von Albert Bunjaku nachhaltig unter Beweis stellte. Der Schweizer traf damals doppelt und zeigt seither zumeist jene "Geilheit" vor dem Tor, die den Wolfsburgern gegen Fulham fehlte.

Foto: getty

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