Bundesliga:Hertha guckt nach unten

Bundesliga: Lucas Tousart nach dem Spiel.

Lucas Tousart nach dem Spiel.

(Foto: IMAGO/Uwe Koch/Eibner-Pressefoto/IMAGO/Eibner)

Berlin verliert deutlich gegen Frankfurt, dem VfB gelingt gegen Gladbach ein starkes Comeback, Leverkusen verpasst einen Sieg beim FC Bayern. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Anna Dreher und Jonas Wengert

VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 3:2 (1:2) Tore: 0:1 Alassane Pléa (14.), Marcus Thuram (35.), 1:2 Wataru Endo (38.), 2:2 Chris Führich (51.), 3:2 Sasa Kalajdzic (83.)

Wäre Fußball eine durch und durch gerechte Angelegenheit, stünde der VfB Stuttgart wohl nicht auf dem vorletzten Tabellenplatz. Eine junge, teils hochtalentierte Mannschaft, die sich trotz großer Verletzungssorgen mit viel Engagement immer wieder um ein attraktives Spiel bemüht - gerade im Vergleich mit manch anderen Bundesligisten wird man das Gefühl nicht los, dass der VfB eigentlich deutlich besser dastehen müsste.

Dass Fußball dann aber bisweilen doch eine gerechte Angelegenheit ist, zeigte der Stuttgarter Comeback-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. Von Vornherein war klar: Der VfB brauchte dringend drei Punkte und er legte entsprechend los. Borna Sosa (10. Minute) und Tiago Tomas (12. Minute) vergaben beste Möglichkeiten auf die Führung. Die gelang dafür nur kurz darauf Alassane Pléa für Gladbach nach einem herausragenden Zuspiel von Florian Neuhaus. Eine der wenigen guten Kombinationen der Borussia verwandelte Marcus Thuram gar zum 2:0 aus Gästesicht, ehe Wataru Endo kurz darauf verkürzte.

In der zweiten Halbzeit spielte Stuttgart die Gladbacher dann zwischenzeitlich an die Wand, war in allen Belangen überlegen und erspielte sich teils Chancen im Minutentakt. Sowohl dem Ausgleichstreffer von Chris Führich als auch dem emotionalen 3:2 von Sasa Kalajdzic gingen vergebene Möglichkeiten voraus - die Stuttgarter blieben aber jeweils wach und erzwangen einen hochverdienten Sieg, der noch höher hätte ausfallen können. Am vorletzten Platz in der Tabelle ändert das zwar vorläufig nichts, aber das Comeback gegen Gladbach hievt den VfB deutlich näher in Richtung Klassenerhalt. Die Borussia liegt hingegen nur noch vier Punkte vor dem Relegationsplatz.

FC Bayern München - Bayer 04 Leverkusen 1:1 (1:1), Tore: 1:0 Niklas Süle (18.), 1:1 Thomas Müller (36., Eigentor)

Man könnte meinen, ein Spieler wie Thomas Müller hat schon alles erlebt in seiner langen Karriere. Aber am Samstag kam tatsächlich eine neue Erfahrung hinzu - auf die der 32-Jährige gerne verzichtet hätte. Nach einer Freistoßflanke von Kerem Demirbay wollte Müller klären, sprang dem Ball gewohnt artistisch entgegen - obwohl kein Gegenspieler gefährlich lauerte - und lenkte ihn so an Torwart Sven Ulreich vorbei ins Netz. Sein erstes Eigentor in 615 Pflichtspielen. Ausgerechnet bei seiner Startelf-Rückkehr nach seiner zweiten Corona-Infektion. Das war nicht nur für ihn persönlich ärgerlich, sondern für die gesamte Mannschaft, die ab diesem 1:1 in der 36. Minute irgendwie den Faden verlor.

Bundesliga: Und da war der Ball dann drin - im eigenen Tor: Thomas Mueller erzielt den Ausgleichstreffer für Bayer Leverkusen.

Und da war der Ball dann drin - im eigenen Tor: Thomas Mueller erzielt den Ausgleichstreffer für Bayer Leverkusen.

(Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/imago)

Niklas Süle hatte die Münchner in der 18. Minute nach einer Ecke von Joshua Kimmich zunächst sehenswert in Führung gebracht und dabei Abstimmungsprobleme im Leverkusener Strafraum zu nutzen gewusst - mit zunehmender Spieldauer taten dies dann jedoch die Gäste. Die anfängliche Überlegenheit der Gastgeber war passé. Bayer kam zu Chancen im Minutentakt: Amine Adli fing erst einen misslungenen Rückpass von Dayot Upamecano ab, traf dann jedoch aus spitzem Winkel den rechten (42.) und eine Minute später den linken Pfosten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff versuchte es noch Charles Aránguiz. Die Bayern hatten Glück, dass sie nicht mit einem 1:4 in die Kabine gehen mussten.

Es dauerte etwas, dann hatten sich die Bayern berappelt. Der in der 61. Minute für Müller eingewechselte Marcel Sabitzer tauchte, kaum war er auf dem Platz, frei vor Leverkusens Keeper Lukas Hradecky auf, der das Eins-gegen-eins jedoch gewann. Danach hatten beide Mannschaften noch Chancen, aber es fehlte an Entschlossenheit und Präzision - und blieb so beim Remis.

RB Leipzig - SC Freiburg 1:1 (0:1) Tore: 0:1 Ermedin Demirovic (38.), 1:1 Angelino (90.)

Dass Leipzig zehn Spieltage vor Saisonende um den Einzug in der Champions League spielen würde, hätte zu Beginn der Spielzeit wohl kaum jemanden überrascht - dass der SC Freiburg zu diesem Zeitpunkt allerdings punktgleich liegen und ebenfalls um einen Platz in den Top vier kämpfen würde hingegen sehr wohl.

Leider hielt das zweite Spitzenspiel an diesem Bundesligasamstag nicht, was es auf dem Papier versprach. Beide Mannschaften konzentrierten sich auf die Verteidigung, sodass sich die Partie größtenteils zwischen den beiden Strafräumen bewegte. Kurz vor der Halbzeit landete der Ball dann eher zufällig bei Freiburgs Stürmer Ermedin Demirovic, der ihn über RB-Keeper Peter Gulasci ins Tor spitzelte. Lange sah es dann so aus, als würden die Breisgauer tatsächlich mit einem Auswärtssieg in der Tabelle an Leipzig vorbeiziehen. Erst in der 90. Minute zielt RB-Außenstürmer Angelino punktgenau ins Eck und erzielte so den Ausgleich. Leipzig und Freiburg liegen damit weiter punkgleich auf Rang vier und fünf.

Bundesliga: Ausgleich kurz vor Schluss: SC-Torwart Flekken kann dem zielgenauen Schuss von Leipzigs Angelino nur hinterherschauen.

Ausgleich kurz vor Schluss: SC-Torwart Flekken kann dem zielgenauen Schuss von Leipzigs Angelino nur hinterherschauen.

(Foto: Cathrin Mueller/Getty Images)

Hertha BSC - Eintracht Frankfurt 1:4 (0:1), Tore: 0:1 Ansgar Knauff (17.), 0:2 Tuta (48.), 0:3 Jesper Lindström (56.), 1:3 Davie Selke (61.), 1:4 Rafael Borré (63.)

"Sie haben nicht unbedingt einen Lauf", hatte Hertha-Manager Fredi Bobic vor der Partie gegen seinen Ex-Klub gesagt. In der Tat hatte die Eintracht ihre vergangenen drei Spiele jeweils ohne eigenen Treffer verloren. Doch wenn es in der Bundesliga ein Team gibt, das sich in so einer Situation bestens als Aufbaugegner eignet, dann ist es Hertha BSC. Bei der Frankfurter Führung hatte Filip Kostic den Ball auf der Außenbahn eigentlich schon fast verdaddelt - da aber zwei Herthaner den Angriff nicht final klärten, fand die Flanke doch ihren Weg in den Strafraum, wo dann BVB-Leihgabe Ansgar Knauff mit dem Kopf und viel Entschlossenheit sein erstes Saisontor erzielte.

Bundesliga: BVB-Leihgabe Ansgar Knauff jubelt.

BVB-Leihgabe Ansgar Knauff jubelt.

(Foto: O.Behrendt/imago)

Zu Beginn der zweiten Halbzeit irrte Herthas vierter Ersatztorwart vor dem zweiten Frankfurter Treffer durch seinen Strafraum und legte den dritten für Jesper Lindström gleich selbst auf. Dass der winzige Berliner Hoffnungsschimmer durch das Tor des eingewechselten Davie Selke gerade einmal zwei Minuten Bestand hatte, ehe Rafael Borré den alten Abstand wiederherstellte, sagt alles über die aktuelle Lage der Hertha. "Das ist der schwierigste Job meiner Karriere." - Auch diesen Satz hatte Bobic vor der der Partie gesagt. Leichter ist es am Samstag nicht für ihn und die Berliner geworden: Mit nun acht Spielen ohne Sieg taumeln sie dem Abstieg entgegen.

VfL Bochum - SpVgg Greuther Fürth 2:1 (1:0) Tore: 1:0 Maxim Leitsch (35.), 1:1 Armel Bella Kotchap (64., Eigentor), 2:1 Anthony Losilla (71.)

Nicht nur Fürth, sondern auch Bochum war als klarer Abstiegskandidat in die Saison gestartet. Doch während die Spielvereinigung die ohnehin geringen Erwartungen zumindest in der Hinrunde noch unterbot, erwies sich der VfL früh als äußerst unangenehmer Gegner und sammelte Punkt um Punkt. Bochum schlug ja in der Rückrunde sogar die Bayern mit 4:2 und verpasste unter der Woche gegen Freiburg den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale nur hauchdünn durch einen Fehler von Verteidiger Maxim Leitsch in der 120. Minute.

Bundesliga: Abpraller versenkt: Bochums Pokal-Pechvogel Maxim Leitsch drückt den Ball VfL-Führung über die Linie.

Abpraller versenkt: Bochums Pokal-Pechvogel Maxim Leitsch drückt den Ball VfL-Führung über die Linie.

(Foto: Boia Gabriel/imago)

Eben jener Maxim Leitsch sorgte nun gegen Fürth für ein wenig Wiedergutmachung, indem er den Torwart-Abpraller nach einem glänzend getretenen Freistoß von Eduard Löwen zur VfL-Führung über die Linie drückte. In der zweiten Hälfte sorgte dann ein Eigentor von Bochums Armel Bella Kotchap für den Fürther Ausgleich. Mit einem Sieg hätte sich die schon weit abgeschlagenen Kleeblätter bis auf sechs Punkte an den Relegationsplatz heranschieben können. Daraus wurde aber nichts - ganz im Gegenteil: Anthony Losilla sorgte mit einem abgefälschten Schuss für den Bochumer Sieg. Der VfL dürfte damit den Klassenverbleib so gut wie sicher haben, eben jener ist für den Tabellenletzten aus Fürth nun wohl endgültig außer Reichweite.

VfL Wolfsburg - 1. FC Union Berlin 1:0 (1:0), Tore: 1:0 Taiwo Awoniyi (24., Eigentor)

Vor der Partie stand selbstverständlich das Wiedersehen von Max Kruse mit seinem Berliner Ex-Verein im Mittelpunkt. Der Neu-Wolfsburger war erst in der Winterpause zur Überraschung vieler von Europa-League-Aspirant Union zum abstiegsbedrohten VfL gewechselt. Auf dem Platz lies es Kruse dann erstaunlich ruhig angehen. Er gewann zwar dreiviertel seiner Zweikämpfe, schoss in den 86. Minuten bis zu seiner Auswechslung allerdings kein einziges Mal aufs Tor.

Deutlich mehr Aufmerksamkeit zog hingegen sein Stürmer-Pendant Taiwo Awoniyi auf Union-Seite auf sich. Nach einer Wolfsburger Ecke köpfte er den Ball an seinem eigenen Keeper Andreas Luthe vorbei ins Netz - ein Eigentor, das ein Angreifer nicht kaltschnäuziger hätte erzielen können. Awoniyi stand auch beim vermeintlichen Ausgleichstreffer der Berliner im Mittelpunkt - der zählte aufgrund eines Fouls des Nigerianer am Wolfsburger Maximilian Arnold nicht, eine harte Entscheidung von Schiedsrichter Patrick Ittrich. So blieb es beim Heimsieg für den VfL, der sich damit weiter von den Abstiegsrängen entfernt.

Bundesliga: Tor des Tages: Taiwo Awoniyi (Nr. 14) köpft einen Wolfsburger Eckball in bester Stürmer-Manier am eigenen Torwart Andreas Luthe vorbei ins eigene Netz.

Tor des Tages: Taiwo Awoniyi (Nr. 14) köpft einen Wolfsburger Eckball in bester Stürmer-Manier am eigenen Torwart Andreas Luthe vorbei ins eigene Netz.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Wie in vielen Stadien zeigten Spieler und Fans auch bei dieser Partie ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Die Wolfsburger trugen nicht nur ein Friedenszeichen auf ihren Trikots, auch der Mittelkreis wurde dank zweiter zusätzlicher Linien in ein Peacezeichen umgebaut.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: