Bundesliga 18. Spieltag:Leverkusen trotzt den Raketen

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Leverkusens Daniel Carvajal: durchsetzungsstark gegen Frankfurt 

(Foto: AFP)

Aus dem Gästeblock fliegt Pyrotechnik aufs Feld, doch Leverkusen stört das nicht: Nach einer Spielunterbrechung gewinnt das Team souverän gegen Frankfurt. Wolfsburg lässt Stuttgart keine Chance, ein Mainzer bekommt in drei Minuten zwei gelbe Karten.

Die Spiele im Überblick

Bayer Leverkusen hat einen starken Start nach der Winterpause erwischt und bleibt nach dem 3:1 (2:0) gegen Eintracht Frankfurt erster Verfolger von Spitzenreiter Bayern München. Im Bundesliga-Topspiel zwischen dem Tabellenzweiten und -vierten fielen zunächst die Frankfurter Fans unangenehm auf: Sie schossen Feuerwerkskörper auf den Rasen und sorgten für eine siebenminütige Spielunterbrechung. Erst danach fielen vor 28 762 Zuschauern die Tore: Sebastian Boenisch (31. Minute) und Stefan Kießling (32.) sorgten mit einem Doppelschlag für die 2:0-Führung, André Schürrle (58.) erzielte das 3:0, Alexander Meier (78.) für den Gästetreffer.

Mit dem elften Saisonsieg bauten die Leverkusener im Kampf um einen Champions-League-Platz den Abstand zu den Frankfurtern auf sechs Zähler aus und nahmen zugleich Revanche für die 1:2-Niederlage zum Saisonauftakt bei der Eintracht. Allerdings mussten sie in der 15. Minute bangen, dass die Partie überhaupt bis zum Ende über die Bühne gehen würde. Eintracht-Anhänger feuerten Leuchtraketen auf das Spielfeld, woraufhin Schiedsrichter Wolfgang Stark beide Mannschaften zur Sicherheit in die Kabine schickte und erst nach sieben Minuten wieder anpfiff. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der mit Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne saß, sah konsterniert zu.

"15, 20 Leute bringen den Fußball in Verruf", schimpfte Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser auf die zündelnden Zuschauer. "Es ist extrem unangenehm und sehr deprimierend. Diese Gruppe hat kein Interesse am Fußball", sagte Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen.

Die 22 Profis taten sich nach der Unterbrechung schwer, wieder in Gang zu kommen. Die erste und einzige Chance vor der Pause hatten die in Bestbesetzung angetretenen Gäste durch einen Kopfball von Takashi Inui (18.). Allmählich fing sich der fünfmalige deutsche Vizemeister vom Rhein und setzte durch einen fulminanten 18-Meter-Schuss von Gonzalo Castro (30.) das Startsignal zur Offensive, die in den folgenden drei Minuten durch einen Doppelschlag gekrönt wurde.

Bayer-Neuzugang Boenisch schoss aus Nahdistanz das Führungstor, nachdem ihm der vom VfL Wolfsburg zurückgekehrte Marco Russ den Ball vor die Füße geköpft hatte. Wenige Sekunden später erzielte Kießling nach Querpass von Castro das 2:0. Es war der 13. Saisontreffer für den derzeit erfolgreichsten Liga-Stürmer und eine weitere Empfehlung für Löw, der ihn lange nicht für das Nationalteam berücksichtigt hat. Zumal Kießling nach der Halbzeit auch noch als Vorbereiter zum 3:0 glänzte: Seinen Querpass schoss Schürrle aus zwölf Metern ein.

Die Frankfurter hatten den spielfreudigen Gastgebern nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen. Ein Kopfball von Olivier Occéan (69.), der für den enttäuschenden Karim Matmour eingewechselt wurde, gegen den Pfosten sorgte für erste Gefahr im zweiten Durchgang. Das 3:1 durch Alexander Meiers zwölftes Saisontor (78.) kam zu spät. Am Ende waren die Hessen mit dem Resultat gut bedient, da Eintracht-Torwart Kevin Trapp mehrere Großchancen von Bayer mit starken Paraden vereitelte.

Diego tänzelt für Wolfsburg

Mittelfeldstar Diego und Startelf-Rückkehrer Alexander Madlung haben Dieter Hecking einen erfolgreichen Einstand als Trainer des VfL Wolfsburg beschert. Am Samstag gewannen die Niedersachsen verdient mit 2:0 (0:0) gegen den VfB Stuttgart und konnten sich in der Fußball-Bundesliga von den Abstiegsrängen absetzen. Im ersten Spiel unter Heckings Verantwortung schossen Diego (51. Minute) mit seinem fünften Saisontor und Madlung (67.), der erstmals in dieser Saison von Beginn an spielte, den sechsten Heimsieg in Serie gegen die Schwaben heraus. Nach 18 Spielen hat der VW-Club vor dem Niedersachsen-Derby am kommenden Wochenende bei Hannover 96 nun neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16. Der VfB kassierte dagegen einen Dämpfer im Rennen um die erneute Europapokal-Qualifikation.

VfL Wolfsburg v VfB Stuttgart - Bundesliga

Wolfsburgs Diego: Kam gegen Stuttgart ungestört zum Torschuss

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Ich war nicht zufrieden, wie wir gespielt haben. Wir waren viel zu verhalten. Das war noch nicht das, was wir uns vorstellen. Unter dem Strich bleibt ein etwas glücklicher Sieg", sagte Hecking nach der Partie. Stuttgarts Bruno Labbadia lobte die Qualität von Diego: "Ich denke, dass wir ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht haben. Doch dann war die Einzelqualität von Diego ausschlaggebend. Wir haben das Spiel stellenweise sehr gut im Griff gehabt, uns hat aber die Effizienz gefehlt. Wir sind schon ein ganzes Stück enttäuscht."

Beide Teams erspielten sich erst nach der Pause nennenswerte Torchancen. In der ersten Halbzeit hatten die nur 24 125 Zuschauer bei Minusgraden wenig Gelegenheit, sich am Spiel zu erwärmen. Die Schwaben wirkten zunächst frischer, ohne offensiv zu glänzen. Erst nach gut zehn Minuten setzte Wolfsburg die Maßgaben ihres neuen Trainers - kompakt stehen und dominant spielen - ansatzweise um. Bei den Stuttgartern blieb Shinji Okazaki als einzige Spitze in Abwesenheit des gelbgesperrten Vedad Ibisevic danach wirkungslos. Wolfsburg war in der Folge das klar spielbestimmende Team, offenbarte von Hecking neu ausgerichtet jedoch noch zahlreiche Abstimmungsprobleme. Erschreckend viele Fehlpässe lähmten das Offensivspiel des VfL merklich. Auch 7,5-Millionen-Euro-Neuzugang Ivan Perisic von Borussia Dortmund blieb auf der rechten Seite blass.

Die einzige richtige Chance vor der Pause hatten die Gäste durch einen Weitschuss des früheren Wolfsburgers Christian Gentner, bei dem sich VfL-Schlussmann Diego Benaglio ziemlich strecken musste (43.). Zur Pause reagierte Hecking auf das harmlose Angriffsspiel seines neuen Teams und brachte den in der Vorbereitung verletzten Angreifer Bas Dost. Der mit sieben Toren bislang erfolgreichste Wolfsburger kam für den enttäuschenden Ricardo Rodriguez, der erstmals seit dem 20. Oktober wieder von Beginn an spielen durfte.

Zur Führung bedurfte es jedoch einer Einzelleistung Diegos, der in Ermangelung ernsthafter Stuttgarter Abwehrversuche durch die gesamte VfB-Hälfte laufen und aus 22 Metern einschießen konnte. Dabei sah allerdings auch Gäste-Keeper Sven Ulreich unglücklich aus. Knapp eine Viertelstunde später hatte Ulreich keine Chance, als der gewohnt solide spielende Madlung als Ersatz für den gelbgesperrten Naldo einen Diego-Freistoß ins Tor köpfte. Bis zum Spielende passierte in der niveauarmen Begegnung kaum noch etwas. Die erwartete Schlussoffensive Stuttgarts blieb aus.

Gladbach bleibt torlos in Hoffenheim

1899 Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach

Hoffenheim-Trainer Marco Kurz: Kein Sieg zum Debüt

(Foto: dpa)

Glanzloses Debüt für Marco Kurz: Die TSG 1899 Hoffenheim kam im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer nur zu einem 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach und ist weiter ein ganz heißer Abstiegskandidat in der Fußball-Bundesliga. Zum Rückrunden-Auftakt konnte der Tabellen-16. am Samstag wenigstens die siebte Niederlage in Serie verhindern, der letzte Sieg war das 3:2 gegen Schalke 04 am 3. November. Gladbach blieb im sechsten Spiel hintereinander ungeschlagen, ließ aber vor 26 500 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena ebenso zündende Ideen im Angriff vermissen.

"Wir müssen uns ins Spiel reinfressen, weil wir durch die Substanz des Selbstvertrauens nicht leben können auf Grund der Vergangenheit. Von daher war es ein ordentlicher Schritt. Ein 0:0 gegen Mönchengladbach ist schon was", sagte Kurz. Auch Gladbachs Lucien Favre konnte mit dem Remis leben: "Es war ein wenig zögerlich manchmal: Wer übernimmt die Verantwortung? Aber ein Punkt auswärts ist nicht schlecht."

Andreas Beck führte die Hoffenheimer als neuer Kapitän aufs Feld. Im Tor stand erstmals seit zwei Monaten wieder Ex-Nationalkeeper Tim Wiese und blieb weitgehend beschäftigungslos. Kurz hatte dem 31-Jährigen zwar die Spielführerbinde weggenommen, ihn aber wieder zur Nummer 1 gemacht. Die Gastgeber übernahmen gleich das Kommando und schossen zunächst aus allen Lagen. Roberto Firmino vergab nach Hereingabe von Kevin Volland in der 7. Minute die erste dicke Chance und scheiterte dann mit einem satten Schuss an Borussia-Schlussmann Marc-Andre ter Stegen (20.).

Die Gladbacher, die noch nie in Hoffenheim gewonnen haben, mussten kurzfristig auf den erkrankten Innenverteidiger Martin Stranzl verzichten. Erstmals seit drei Monaten und nach einer langwierigen Knieverletzung in der Startelf stand Luuk de Jong, der niederländische 12-Millionen-Euro-Rekordeinkauf. Kapitän Filip Daems saß auf der Bank, Angreifer Igor de Camargo, der nach Angaben von Sportdirektor Max Eberl den Verein verlassen kann, war nicht im Kader. Das galt auch für Hoffenheims einzigen Wintereinkauf, den Peruaner Luis Advincula.

Erst nach 30 Minuten musste Wiese zupacken - bei einem harmlosen Freistoß von Juan Arango. Seine Vorderleute standen bis dahin weitgehend sicher und bestens eingestellt vom einstigen Defensivspezialisten Kurz gegen die abwartenden Gladbacher. Überhaupt wirkte das Spiel TSG viel geordneter und disziplinierter im Vergleich zu den letzten Auftritten unter Markus Babbel und auch Interimscoach Frank Kramer. Sejad Salihovic versuchte immer wieder, auch nach vorne Akzente zu setzen. Der Bosnier musste aber schon nach 35 Minuten verletzt vom Platz, und so fehlte der TSG eine wichtige Schaltstation.

Die schwache Partie nahm auch nach dem Wechsel kaum Fahrt auf. Die Borussia hoffte auf einen Geistesblitz von Arango oder de Jong, konnte sich aber jetzt immerhin eine leichte Feldüberlegenheit erspielen. Brouwers hätte aus der ersten Torgelegenheit der Gäste in der 70. (!) Minute unbedingt das 1:0 machen müssen - doch der völlig freie Kapitän köpfte am Tor von Wiese vorbei. Die TSG-Profis und ihr Trainer rauften sich noch zweimal die Haare, als ter Stegen zunächst einen harten Flachschuss von Tobias Weis entschärfte (76.) und der eingewechselte Joselu (85.) den Ball am rechten Pfosten vorbeihämmerte. Und so hatte Kurz zehn Monate nach seiner Beurlaubung als Chefcoach des 1. FC Kaiserslautern nichts zu feiern bei seinem Comeback auf der Bundesligabühne.

Mainz und Freiburg enttäuschen

1. FSV Mainz 05 v SC Freiburg - Bundesliga

Shawn Parker von Mainz ist verblüfft: rote Karte zum Spielende 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FSV Mainz 05 und der SC Freiburg haben zum Rückrunden-Auftakt der Fußball-Bundesliga den Sprung auf Platz fünf verpasst. Das 0:0 zwischen den punktgleichen Überraschungsteams konnte die 27 519 Zuschauern am Samstag nur phasenweise erwärmen. Torchancen blieben bei ähnlicher Spielanlage Mangelware. Stimmung kam erst in den letzten Minuten auf: Der eingewechselte Mainzer Shawn Parker musste nach zwei Fouls innerhalb kurzer Zeit in der 89. Minute mit Gelb-Rot vom Platz.

"Am Ende können wir froh sein über das Ergebnis. Das Leben geht weiter", sagte 05-Trainer Thomas Tuchel. "Der Punkt ist nicht unverdient. Gegen Mainz ist spezifische Intelligenz nötig, das ist immer höchst anspruchsvoll", meinte sein Freiburger Gegenüber Christian Streich.

Auf beiden Seiten fehlten wichtige Stammkräfte wie Elkin Soto (verletzt) und Jan Kirchhoff (gesperrt) bei den 05ern sowie Jan Rosenthal (gesperrt) und Cedric Makiadi (Afrika-Cup) bei den Breisgauern. Dem Engagement tat dies keinen Abbruch. In der Spielewiese ähnlich angelegt, lieferten sich die Tabellennachbarn einen offenen Schlagabtausch. Früh wurde versucht, das gegnerische Aufbauspiel zu unterbinden. Das verlangte bei den eisigen Temperaturen hohe Laufbereitschaft von den Akteuren.

Nur selten ergaben sich beim Abnutzungsduell auf überschaubarem Niveau ordentliche Torchancen. Die erste erspielten sich die Freiburger. Karim Guédé zog aus 16 Metern ab, traf aber nur das Außennetz (4.). Auf der Gegenseite fand der agile Nicolai Müller nach Vorarbeit von Zdenek Pospech in SC-Schlussmann Oliver Baumann seinen Meister (7.). Die beste Chance zur Mainzer Führung vergab Kapitän Nikolce Noveski. In seinem 200. Bundesligaspiel brachte er aus sieben Metern nicht den Ball an Baumann vorbei. Den Mainzern gelang es auch nach der Pause nicht, sich in der Freiburger Hälfte festzusetzen. Gute Ansätze wurden mit leichten Fehlern vertan.

Die Gäste trauten sich öfter nach vorn, durchschlagenden Erfolg aber hatten auch sie nicht. Ein Treffer von Pavel Krmas wurde wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt (54.). Auf der Gegenseite war Müller der Führung nahe. Er eilte allein auf Baumann zu, konnte ihn aber nicht überwinden (66.). Nach 71 Minuten forderten die Mainzer vehement einen Strafstoß, als Andreas Ivanschitz im Strafraum zu Fall kam. Immerhin wurden die Bemühungen verstärkt, doch noch den Siegtreffer zu erzielen. Pospech allerdings zielte in guter Position zu ungenau, übersah zudem den noch besser postierten Adam Szalai (77.).

Fünf Minuten später scheiterte der ehemalige tschechische Nationalspieler frei vor Baumann. Nach einem harten Einsteigen gegen Torhüter Baumann schickte Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) den schon verwarnten Parker vorzeitig zum Duschen.

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