Fußball-Bundesliga:Hoffenheim verliert und rutscht ab

Viel Kampf und doch kein Sieg: 1899 Hoffenheim verliert unglücklich gegen lässige Leverkusener und steht in der Tabelle nun schon auf Platz 16. Der VfB Stuttgart wird von starken Freiburgern vorgeführt und verliert 0:3. Der FC Augsburg kassiert den späten Ausgleich gegen Borussia Mönchengladbach.

Überblick

TSG 1899 Hoffenheim - Bayer 04 Leverkusen

Hoffenheims Sven Schipplock ärgert sich über die verpassten Punkte.

(Foto: dapd)

Für Trainer Markus Babbel wird die Lage bei der TSG 1899 Hoffenheim immer prekärer. Die Kraichgauer unterlagen am Sonntagabend Angstgegner Bayer 04 Leverkusen unglücklich mit 1:2 (0:2) und rutschten in der Fußball-Bundesliga auf den Relegationsplatz 16 ab. Lars Bender (15. Minute) und Daniel Carvajal (38.) sicherten mit ihren jeweils ersten Saisontreffern den Sieg für die cleveren Gäste vor 22 100 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. Den Gastgebern gelang nur das Anschlusstor durch Fabian Johnson (59.) trotz großer Überlegenheit in der zweiten Halbzeit.

"Jeder im Stadion hat gesehen, dass die Mannschaft das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Die Mannschaft hat die Köpfe nicht hängen lassen, leider konnten wir unsere Chancen nicht nutzen", sagte Babbel. "Mit der gezeigten Leistung bin ich nicht ganz zufrieden, aber wir nehmen den Auswärtssieg natürlich gerne mit", sagte Leverkusens Trainer Sascha Lewandowski.

Die Leverkusener zogen nach Punkten als Tabellenfünfter mit den vor ihnen liegenden Teams vom FC Schalke 04 und von Eintracht Frankfurt gleich. Die Hoffenheimer konnten auch im neunten Spiel ihrer viereinhalbjährige Erstliga-Geschichte nicht gegen Leverkusen gewinnen und kassierten die achte Niederlage. Manager Andreas Müller hatte zwar vor der Partie erklärt, es gebe "keine Schnellschüsse", was den Trainerposten angeht. Doch Babbel, der nur ein Sieg in den letzten acht Spielen aufweisen kann, muss in den nächsten Begegnungen am Mittwoch beim 1. FC Nürnberg und am nächsten Sonntag gegen Werder Bremen wohl punkten, wenn der 40-Jährige nicht seinen Job verlieren will.

Für Babbel begann das Wochenende gleich mit einer schlechten Nachricht: Kurzfristig musste er auf Torwart Tim Wiese verzichten, der sich im Abschlusstraining eine Innenbandverletzung im Knie zuzog. Für ihn rückte der 20 Jahre alte Koen Casteels ins Tor. Gleich auf neun Positionen änderte das Leverkusener Trainer-Gespann Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä seine Startelf im Vergleich zum unbedeutenden Europa-League-Spiel in Charkow. Mit einer Bilanz von nur einer Niederlage in den vergangenen neun Bundesliga-Spielen traten die Gäste selbstbewusst auf.

Hoffenheim wirkte hingegen verunsichert. Die Gastgeber mühten sich, hatten mehr Ballbesitz, konnten damit aber nichts anfangen. Ganz anders zunächst Leverkusen: in der Defensive stark, kontersicher, clever. So auch bei der Führung durch Bender. Nach einem Freistoß von Gonzalo Castro kam der Nationalspieler nach einer Kopfballstafette an den Ball und drückte den Ball über die Linie. Die Kraichgauer brauchten einige Minuten, um sich zu erholen, hatten dann aber ihre beste Phase vor der Pause mit dem Lattenschuss von Roberto Firmino (30.) als Höhepunkt.

Doch der nächste Schock folgte fünf Minuten später, als Carvajal nach schöner Kombination vollstreckte. Nach dem Wechsel setzte 1899-Trainer Babbel auf Offensive, brachte den Ex-Leverkusener Eren Derdiyok und Sven Schipplock. Die Maßnahme zeigte Wirkung. Hoffenheim wurde stärker, erspielte sich ein klares Übergewicht. Leverkusen war zu sehr auf Sicherung des Vorsprungs bedacht - und wurde bestraft, als Johnson (59.) mit einem verdeckten Schuss Bernd Leno im Bayer-Tor überwand. Sechs Minuten später hatte Schipplock den Ausgleich auf den Fuß, verzog aber nur knapp. In der 73. Minute vergab Schipplock erneut eine Chance zum Remis. Von Bayer war nicht mehr viel zu sehen, außer ein Lattentreffer von Andre Schürrle nach einem Freistoß (66.). Am Ende hatte die Werk-Elf das Glück auf ihrer Seite und wurde für ihre Passivität in Halbzeit zwei nicht bestraft.

Freiburg düpiert müden VfB

Der SC Freiburg hat die Spitzenränge der Fußball-Bundesliga im Visier und zeigt sich bestens gerüstet für das Heimspiel am Mittwoch gegen Tabellenführer Bayern München. Die Breisgauer gewannen das Baden-Württemberg-Derby gegen den VfB Stuttgart hochverdient mit 3:0 (1:0) und verbesserten sich auf den sechsten Rang, während die Auswärtsserie der Schwaben nach zuletzt sechs Spielen ohne Niederlage riss. Jan Rosenthal (22.), Pavel Krmas (67.) und Max Kruse (74.) erzielten die Treffer gegen den enttäuschenden VfB, der den Schwung des spektakulären 5:1-Erfolgs in der Europa League am vergangenen Donnerstag beim rumänischen Rekordmeister Steaua Bukarest nicht in die Liga mitnehmen konnte.

SC Freiburg - VfB Stuttgart

Häufiges Bild in Freiburg: Stuttgarts Torwart Sven Ulreich (l.) ist in Bedrängnis.

(Foto: dpa)

"Das Ergebnis ist ein wenig zu hoch, weil wir bis zum 0:2 auch vier, fünf gute Torchancen hatten. Dann fällt das 0:2, und am Schluss haben natürlich die Kräfte nachgelassen", meinte Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic und Freiburgs Julian Schuster ergänzte: "Wir hatten in der zweiten Halbzeit Glück, dass wir nicht den Ausgleich kassiert haben. Aber wir haben eine geschlossene Teamleistung gezeigt. Es ist schön, dass wir das Derby ohne Gegentor gewinnen konnten."

Die Freiburger erwischten vor 24.000 Zuschauern, unter ihnen Bundestrainer Joachim Löw, den besseren Start, fanden früh ihren Rhythmus und inszenierten einige gute Angriffe. Schon nach zwölf Minuten hatte Daniel Caligiuri den Führungstreffer auf dem Fuß, vertändelte den Ball jedoch im Strafraum. Wenig später zwang Julian Schuster VfB-Torhüter Sven Ulreich mit einem wuchtigen Schuss von der Strafraumgrenze zu einer Glanzparade.

Stuttgart tat sich schwer im Spielaufbau und kam in der 22. Minute zur ersten Großchance durch Zdravko Kuzmanovic, der jedoch nur den Pfosten traf. Doch der Schuss ging buchstäblich nach hinten los, denn im Gegenzug erzielte wenige Sekunden später Rosenthal aus 22 Metern das 1:0 für die Gastgeber. Beim VfB wirkte der Gegentreffer offenbar wie ein Weckruf, denn es folgten einige gefährliche Angriffe, bei denen die Freiburger jedoch kühlen Kopf bewahrten und ihrerseits unbeirrt weiter den Weg in die Offensive suchten.

Aufseiten der Stuttgarter war jedoch bis zur Pause nichts zu sehen von der Souveränität, mit der sie Bukarest geschlagen hatten. Nach dem Wechsel drängte die Stuttgarter auf den Ausgleich, begannen wesentlich aggressiver. Zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff verpassten Shinji Okazaki und anschließend auch noch Cristian Molinaro jeweils freistehend eine hereingabe von Christian Gentner zum Ausgleich. Doch die Angriffe der Gäste entpuppten sich schnell als Strohfeuer und Freiburg übernahm wieder das Regiment.

Zunächst verhinderte VfB-Torhüer Ulreich mit einem Reflex den zweiten Gegentreffer, beim 0:2 wenig später machte er jedoch keine gute Figur. In der Folge musste der VfB dem Kraftaufwand in Bukarest offensichtlich Tribut zollen, denn ein Aufbäumen war nicht mehr zu erkenne. Stattdessen drängten die Gastgeber auf den vierten Treffer. Caligiuri und Torschütze Krause waren die herausragenden Akteure der Freiburger. Aufseiten der Stuttgarter wusste allenfalls Gentner zu gefallen.

Augsburg hadert mit Remis

FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach

Kopfballtreffer nach fünf Minuten: Sascha Mölders ist gegen Gladbach erfolgreich. 

(Foto: dpa)

Bundesliga-Schlusslicht FC Augsburg hat nach vier Niederlagen in Serie gegen Borussia Mönchengladbach zwar seine Pleiteserie gestoppt, aber einen echten Befreiungsschlag verpasst. Die frühe Führung durch Sascha Mölders (5. Minute) konnten die Schwaben vor 30.045 Zuschauern nicht über die Zeit retten und mussten sich mit dem späten Ausgleich durch Patrick Herrmann (85.) mit dem 1:1 (1:0) begnügen. Auch wenn die Augsburger mit sieben Punkten weiter am Tabellenende stehen: Für ein wenig Ruhe im zuletzt aufgeregten Umfeld dürfte der Punktgewinn vor der englischen Woche mit Spielen gegen den VfB Stuttgart und den SC Freiburg aber sorgen - und den Druck auf Trainer Markus Weinzierl verringern.

Gladbach hingegen bestätigte drei Tage nach dem Einzug in die K.o.-Runde der Europa League den Trend zum Mittelmaß. Ein richtiger Lauf fehlt der Mannschaft von Lucien Favre, die im dichten Tabellen-Mittelfeld herum dümpelt. Das ärgerte auch den Trainer. "Wir haben viel zu früh ein Tor gekriegt, erst in der zweiten Halbzeit haben wir versucht, mehr nach vorne zu machen", sagte Favre und fügte hinzu: "Das soll keine Entschuldigung sein - aber wenn du am Donnerstag spielst, ist es am Sonntag nicht einfach."

"Jeder weiß, was auf dem Spiel steht", hatte Weinzierl vor der Partie gesagt - und reagiert. Der 37-Jährige versuchte es nach den jüngsten Pleiten von vornherein mit einer offensiveren Formation und vertraute Mölders und Thorsten Oehrl zum ersten Mal in dieser Saison als Doppelspitze. Lohn für seine neue und vor allem mutigere Aufstellung gab es ziemlich schnell: Bereits in der fünften Minute musste der Gladbacher Keeper Marc-André ter Stegen hinter sich greifen.

Mal wieder war es Mölders, der in seinem dritten Spiel nach auskuriertem Knöchelbruch zum dritten Mal traf. Eine Flanke von Kevin Vogt nutzte der beste Augsburger Torschütze für einen lässigen Heber zum 1:0 (5.), bei dem ter Stegen weit vor dem eigenen Tor allerdings nicht gerade gut aussah. Wie groß die Erleichterung über den ersehnten frühen Treffer war, sah man deutlich, als sich die Mannschaft im Kollektiv zu Weinzierl begab und feierte.

Mit einem frühen Treffer im Rücken in ein Spiel zu gehen, war für den FCA ein ganz neues Gefühl. Die Lauer-Taktik - wenn sie auch ein schönes Fußballspiel verhinderte - ging auf. Der Treffer jedoch blieb lange die einzige echte Torchance in der fast frühlingshaft warmen Augsburger Arena. Gladbach, bei dem Igor de Camargo nach seinem starken Auftritt als Joker unter der Woche wieder in der Startelf stand, scheiterte meist im Aufbau schon an sich selbst. Oft verlor die Mannschaft von Lucien Favre drei Tage nach dem Europacup-Erfolg gegen AEL Limassol den Ball.

Augsburg wartete zwar auf diese Fehler und suchte sich Lücken, konnte jedoch kaum Kapital daraus schlagen. Die Pässe nach vorne und auch die Flanken von Aushilfs-Flügelspieler Marcel de Jong waren auch auf Seite der Gastgeber einfach zu ungenau. Gladbach fehlte neben der Genauigkeit auch wie schon über weite Strecken beim 2:0 gegen Limassol die Kreativität. Lediglich Lukas Rupp (24.) und Herrmann (37.) tauchten vor dem Tor von Mohamed Amsif auf, konnten vom Augsburger Ersatzkeeper bzw. Verteidiger Ragnar Klavan aber gestoppt werden. Auf der Gegenseite verpasste Torschütze Mölders quasi mit dem Halbzeitpfiff, die Führung zu erhöhen. Eine Flanke von Matthias Ostrzolek konnte er nur an den Pfosten setzen (45.+1). Nach der Pause gehörte die erste Szene Amsif, der mit einer astreinen Karate-Einlage in höchster Not gegen de Camargo rettete (51.). Gladbach war in den zweiten 45. Minuten ein wenig bemühter, aber immer noch ohne Durchschlagskraft. Erst eine beherzte Schlussoffensive und ein Fehler von Gibril Sankoh ließen Herrmann die Augsburger Siegträume zerstören.

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