12. Spieltag der Bundesliga:Wolfsburg schießt Leipzig mit fünf Toren in die Krise

Lesezeit: 4 Min.

Leipzigs Willi Orban, Benjamin Sesko und Lois Openda fragen sich, wie das passieren konnte: 1:5 gegen Wolfsburg, die nächste üble Pleite. (Foto: Luciano Lima/Getty Images)

Fünf Gegentore daheim, ein wahrhaft mieser Auftritt – für RB-Trainer Marco Rose spitzt sich die Lage weiter zu. Leverkusen gewinnt knapp und in Bremen ist einiges los. Die Höhepunkte des 12. Spieltags.

Von Jonas Beckenkamp, Korbinian Eisenberger, Martin Schneider

RB Leipzig - VfL Wolfsburg 1:5 (0:3), Tore: 0:1 und 0:3 Mohamed Amoura (4., 16.), 0:2 Tiago Tomas (5.), 0:4 Joakim Maehle (64.), 1:4 Willi Orban (82.), 1:5 Kevin Behrens (91.)

„Wir wissen, wie die Konstellation ist, was wir können und wo wir zurzeit nicht so gut sind“, sprach RB-Trainer Marco Rose kurz vor Anpfiff ins Sky-Mikro - und erlebte dann binnen 16 Minuten drei Gegentore, die sein Statement fast schon absurd erscheinen ließen. Denn von Können war bei Roses gebeutelten Männern gar nichts zu sehen. Stattdessen legten die Treffer von Amoura (eins nach Kombination über Wimmer und Baku, eines aus spitzem Winkel per Flachschuss) und Tomas (abgefälschter Distanzversuch nach Geertruida-Fehler) die pure Verunsicherung bei RB offen.

Wolfsburgs Offensive wirkte beinahe selbst überrascht über all das Vergnügen, Leipzig spielte wie eine Elf, die ihre Fähigkeiten im Herbst-Schlussverkauf verhökert hat. Fünf Pleiten in sechs Partien hatten Roses Job zuletzt arg gefährdet und auch diesmal ging wirklich alles schief. 5:0, 6:0 oder gar 7:0 hätte es stehen können, doch der VfL ließ vieles liegen, eher man doch nochmal Gusto am Toreschießen entwickelte: Der Däne Maehle vollendete eine Kopfballkullerei im Sechzehner zum 4:0. Dann durfte Orban den Ehrentreffer hineinstochern, ehe Behrens einen Konter mit dem 5:1 abschloss. Ein Ergebnis, das Folgen haben könnte - für Rose ist die Konstellation nun denkbar doof.

1. FC Union Berlin - Bayer 04 Leverkusen 1:2 (1:1), Tore: 0:1 Jeremie Frimpong (2.), 1:1 Woo-Yeong Jeong (29.), 1:2 Patrik Schick (71.)

Florian Wirtz kam in Berlin herein und so gewann Bayer die Partie bei Union noch. (Foto: Lisi Niesner/REUTERS)

Wenn Florian Wirtz auf der Auswechselbank sitzt, wirkt die Mannschaft von Bayer Leverkusen eher wie eine Schafkopfrunde, die auf ihren vierten Spieler wartet. Klar, man kann Schafkopf auch zu dritt spielen, mit kurzem Blatt, aber so richtig Freude bereitet der Wirtshausbesuch dann nicht. Oder eben ein Berlinbesuch in der Alten Försterei.

Eine knappe Stunde spielten die Leverkusener Kicker sich am Samstagnachmittag bemüht die Bälle zu, 1:1 stand es nach Treffern von Bayers Jeremie Frimpong (2. Minute) und Berlins Woo-Yeong Jeong. Die Elf von Trainer Xabi Alonso hielt das Spiel am Laufen, aber diese berühmt-berüchtigte Spielfreude kam erst auf, als der Schiedsrichterassistent in der 58. Minute die Tafel hob und die „10“ aufleuchten ließ. Und der Mann mit dieser Nummer auf dem Rücken erhellte alsbald das Leverkusener Spiel.

Wirtz forderte die Kugel, riss das ganze Team mit, schnelle kurze Bälle statt kurzem Blatt. Und nach gut zehn Minuten war es um die „Eisernen“ geschehen. Wirtz, mit zu viel Zeit und Platz ausgestattet flankte aus dem rechten Halbfeld gefühlvoll in den Sechzehner – und Abnehmer Patrik Schick musste den Ball nur noch mit der Brust zum 2:1 (71.) ins Tor drücken. Am Ende hatte Bayer auch dieses Spiel gewonnen – und die Alte Försterei in ein Wirtzhaus verwandelt.

SV Werder Bremen - VfB Stuttgart 2:2 (1:1), Tore: 1:0 Justin Njinmah (6.), 1:1 und 2:2 Ermedin Demirovic (20., 84.), 2:1 Jens Stage (77.)

VfB-Keeper Alexander Nübel ärgerte sich in Bremen über zwei Gegentore. (Foto: Selim Sudheimer/Getty Images)

Der Bremer Mann der ersten Halbzeit ist Hamburger. Justin Njinmah, geboren in der anderen Hansestadt, hat aber nie auch nur einen HSV-Stutzen angezogen. Er landete über Kiel und Dortmund beim SV Werder, er war gegen Stuttgart an gleich drei entscheidenden Aktionen beteiligt. Da war einmal die Führung, ein Kopfball nach starker Flanke von Marvin Ducksch, der sich dynamisch auf dem Flügel durchsetzte und ausnahmsweise den Ball reinschlug und nicht selbst reinköpfte. Da war die 29. Minute, als Harm Osmers erst nach einem vermeintlichen Foul an Njinmah einen Elfmeter pfiff, ihn dann aber zurecht wieder zurücknahm, weil Stuttgarts Anrie Chase den Fuß des Bremers kaum berührte. Und kurz vor der Pause traf Njinmah dann auch noch mit einem gezielten Schuss aufs lange Eck nur den Pfosten.

Der VfB Stuttgart, geplagt durch Doppelbelastung, Verletzungen und jüngst einem 1:5 in Belgrad, spielte trotz all des Ungemachs gut mit, das 1:1 zur Pause entsprach dem Spielverlauf. Aber spätestens in Durchgang zwei kippten die Kräfteverhältnisse klar Richtung Grün-Weiß, 10:2-Torschüsse zeigte die Statistik für die zweite Halbzeit an, als es wieder eine Flanke von Ducksch war, die den Erfolg brachte: Jens Stage verwertete einen Eckball zum 2:1. Eine Stuttgarter Niederlage wäre nicht unverdient gewesen, aber Ermedin Demirovic setzte sich nach einem langen Ball von Angelo Stiller robust durch und brachte den Ball perfekt gelupft an Michael Zetterer vorbei. Ein Stürmertor aus dem Lehrbuch bringt dem VfB einen am Ende glücklichen Punkt.

SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach 3:1 (1:0), Tore: 1:0 und 3:1 Lucas Höler (41., 63.), 2:0 Ritsu Doan (49.), 2:1 Tim Kleindienst (61.)

Freiburgs Team feiert den 3:1-Erfolg gegen Gladbach - in der Tabelle bedeutet er nun Platz fünf. (Foto: Helge Prang/Getty Images)

Dass der Trend „your friend“ ist, wusste schon Uli Hoeneß. Aber er ist zuweilen ein falscher Freund, wie an diesem Tag in Südbaden. Freiburg, seit vier Spielen sieglos in der Liga, traf auf Gladbach, seit fünf Partien ungeschlagen. Und erfahrene Spieltagstipper wissen: Jede Serie endet irgendwann.

Lucas Höler, nur noch SC-Stürmer Nummer zwei, rückte für den gesperrten Junior Adamu in die Startelf und wurde zum Mann des Spiels. Er erzielte zunächst kurz vor der Pause die Führung, zuvor hatte sich Michael Gregoritsch stark durchgesetzt. Ritsu Doan erhöhte kurz nach Wiederanpfiff und zerstörte damit die guten Vorsätze der Borussia. Tim Kleindienst, als dessen Fan sich Miroslav Klose im SZ-Interview zu erkennen gab, erzielte zwar per Kopf das 1:2, doch vom Anstoß weg war es erneut Höler, der das Tor zum 3:1 wieder nach Zuspiel von Gregoritsch traf. Die Statistiken dieses Spiels, Ballbesitz, Chancen, Torschüsse - alles ungefähr ausgeglichen. Den Unterschied machte Höler, der nicht nur zwei Treffer erzielte, sondern auch noch einen knallharten Dropkick von Philipp Sander mit dem Kopf am Passieren der Torlinie hinderte.

FC Augsburg - VfL Bochum 1:0 (1:0), Tor: 1:0 Phillip Tietz (38., Foulelfmeter)

Bochums Trainer Dieter Hecking gelang in Augsburg wieder kein Erfolg. (Foto: Harry Langer/dpa)

Augsburg ist eigentlich traditionell Dieter-Hecking-Land, nur zweimal hatte der 60 Jahre alte Fußballtrainer in 18 Spielen als Coach gegen den FCA verloren. Aber in besagten Partien war Hecking eben nicht Trainer eines Vereins namens VfL Bochum.

Auch im dritten Spiel unter Hecking ist den Bochumern der erste Sieg in dieser Bundesligasaison verwehrt geblieben. Im Auswärtsspiel bei den Schwaben handelten sich die Bochumer nach forschem Beginn Ende der ersten Halbzeit einen Foulelfmeter ein, den Augsburgs Angreifer Phillip Tietz sicher verwandelte (38.). Fortan bemühte sich die Hecking-Elf redlich um den Ausgleichstreffer, sie gab wohl ihr Bestes. Aber das reicht bis dato in dieser Bundesligasaison meist nicht. So blieb es beim 0:1 - und der Kratzer in der hübschen Augsburg-Statistik dürfte Hecking am Ende am allerwenigsten gejuckt haben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

TV-Rechte ab 2025
:Sky verliert die Bundesliga-Konferenz an Dazn

Der Pay-TV-Sender verliert ab 2025 das Recht an Dazn, die Konferenz am Samstag um 15:30 Uhr zu zeigen. Sky soll aber weiter die Einzelspiele am Samstag sowie die Partie am Freitagabend im Programm haben.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: