Bundesliga:Köln setzt auf Baumgart als "emotionalen Leader"

SC Paderborn 07 - Bayer Leverkusen

Wechselt nach Köln: Paderborns Trainer Steffen Baumgart.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Der begehrte Paderborner Coach tritt ab Sommer die Nachfolge von Friedhelm Funkel an - egal, in welcher Liga die abstiegsbedrohten Kölner dann spielen.

Aus wenig viel machen, darin ist Steffen Baumgart ein Meister. Den kleinen SC Paderborn führte der Trainer aus der Drittklassigkeit direkt in die Bundesliga - mit wenig Geld, unbekannten Spielern, Vorwärtsfußball und jeder Menge Emotion. Eine Kombination, die nicht nur in der Coronakrise Begehrlichkeiten weckt. Der 1. FC Köln hat das Rennen gemacht und den kultig-kauzigen Trainer bis 2023 mit einem ligaunabhängigen Vertrag ausgestattet.

"Es freut uns sehr, dass sich Steffen Baumgart für den 1. FC Köln entschieden hat", sagte Sport-Geschäftsführer Horst Heldt: "Er hat in den vergangenen Jahren herausragende Arbeit in Paderborn geleistet. Er hat bewiesen, dass er Spieler egal welchen Alters weiterentwickeln und besser machen kann."

Und damit, betonte Heldt, sei der Ex-Profi "ein emotionaler Leader" und "der richtige Mann für den Weg, den wir in den nächsten Jahren gehen müssen". Denn beim ersten Bundesliga-Meister müssen angesichts wirtschaftlicher Zwänge in Zukunft kleinere Brötchen gebacken werden, egal ob die Last-Minute-Rettung unter Feuerwehrmann Friedhelm Funkel (67) noch gelingt oder es zum siebten Mal binnen 23 Jahren runter geht in die 2. Liga.

Baumgart, der seinen Vertrag beim Zweitligisten aus Paderborn nach vier erfolgreichen Jahren auslaufen lässt und unter anderem auch beim Hamburger SV Begehrlichkeiten geweckt hatte, erklärte: "Es war für mich jetzt Zeit für eine Veränderung. Die Gespräche mit den Verantwortlichen des FC waren vertrauensvoll und offen. Ich freue mich auf meine neue Herausforderung in Köln, die ich gemeinsam mit dem gesamten Verein, der Mannschaft und allen Fans ab der nächsten Saison voller Energie angehen werde."

Unter Strom, so kennt man Baumgart. Der gebürtige Rostocker geht an der Seitenlinie voll mit, selbst bei frostigen Temperaturen oft im T-Shirt. Kultstatus inne hat er spätestens seit seiner Schimpftirade auf das Schiedsrichtergespann nach der knappen 2:3-Niederlage des SC Paderborn Anfang Februar im DFB-Pokal bei Borussia Dortmund ("Ich bin keine Aktiengesellschaft").

Wirklich vorbereiten auf seinen neuen Job kann sich Baumgart noch nicht. Zwei Spieltage vor dem Saisonende liegen die Geißböcke zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz, die letzten Gegner sind der Kellerrivale Hertha BSC und das bereits abgestiegene Schlusslicht Schalke 04. Der FC hatte sich am 11. April von Markus Gisdol getrennt, Trainer-Routinier Funkel (67) aus dem Ruhestand geholt und mit einem Vertrag bis zum Saisonende ausgestattet.

Zuletzt hatte die Kölner Geschäftsführung unter anderem auch mit dem früheren Erfolgstrainer Peter Stöger eine erneute Zusammenarbeit ausgelotet. Eine Einigung kam aber nicht zustande, wohl auch wegen Bedenken in verschiedenen Gremien. Stöger hatte den Traditionsklub 2017 zwar nach 25 Jahren wieder in den Europapokal geführt, die letzten Amtsmonate des Österreichers waren aber von Nebengeräuschen begleitet. Mit Baumgart hat der 1. FC Köln eine unbelastete Option gewählt.

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