Süddeutsche Zeitung

Bundesgerichtshof:Urteile im Fußball-Manipulationsskandal nicht rechtskräftig

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Die Verfahren gegen Ante Sapina und Marijo C. müssen neu aufgerollt werden: Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe bemängelte die Urteile im größten Manipulationsskandal der Fußball-Geschichte und erklärte sie für unwirksam. Dabei geht es vor allem um das Strafmaß.

Der wichtigste Prozess im größten Manipulationsskandal der europäischen Fußball-Geschichte muss teilweise neu aufgerollt werden. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe erklärte die Urteile gegen den Wettpaten Ante Sapina sowie dessen Komplizen Marijo C. für nicht rechtskräftig. Die Strafsache muss erneut in einem Landgericht verhandelt werden.

Der BGH bestätigte zwar die Verurteilung von Ante Sapina und Marijo C. wegen Betruges. Das Strafmaß für die Angeklagten müsse jedoch neu bestimmt werden, ordnete der Bundesgerichtshof an. Das Landgericht Bochum hatte die beiden Männer im Mai 2011 jeweils zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Auch der Prozess gegen den Mitläufer Ivan P. (zwei Jahre Haft auf Bewährung) wird laut BGH-Urteil neu aufgerollt.

Wie es im Urteil hieß, platzierten die Angeklagten bei ausländischen, zumeist asiatischen Anbietern zahlreiche Wetten auf Fußballspiele im In- und im europäischen Ausland, nachdem sie mit Spielern oder Schiedsrichtern Manipulationsabsprachen getroffen hatten. Die hinsichtlich der einzelnen Spielpaarungen erzielten Wettgewinne sollen regelmäßig im hohen fünfstelligen Bereich gelegen haben.

Der vierte Senat des BGH bemängelte am Urteil des Landgerichts Bochum vom 19. Mai 2011 sowohl Punkte zu Gunsten als auch zu Ungunsten der Angeklagten. So hätte sich im Falle Sapinas dessen Geständnis nicht ausreichend auf eine Strafmilderung ausgewirkt. Jedoch sei in mehreren Fällen nur von einem versuchten Betrug ausgegangen, nicht von einem vollendeten. Zudem sei ein möglicher bandenmäßiger Betrug nicht ausreichend geklärt worden.

"Ich vermute, dass der Urteilsspruch so ähnlich ausfallen wird, wie der erste", sagte Oberstaatsanwalt Peter Ernst: "Das war zu erwarten. Es gab Fehler zu Gunsten und zu Ungunsten der Angeklagten, sodass das Landgericht nochmal ran muss. Es geht ja nur noch um ergänzende Feststellungen."

Das Landgericht soll in der Verhandlung auch die Höhe des Schadens beziffern - was sich aufgrund der Gegebenheiten an den betroffenen asiatischen Wettmärkten allerdings als schwierig herausstellen könnte. "Ich möchte nicht am Landgericht tätig sein, um das aufzudröseln", sagte Ernst: "Da braucht man wirtschaftlichen und fußballerischen Sachverstand."

Sapina und C. hatten gestanden, Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre bestochen zu haben. 51 Spiele, darunter auch Begegnungen in der Champions League und der WM-Qualifikation, sollen manipuliert worden sein. Im Anschluss an das Bochumer Urteil waren sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft in Revision gegangen. Sapina und C. befinden sich momentan "auf freiem Fuß" - von einer Fluchtgefahr wird nicht ausgegangen.

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