Süddeutsche Zeitung

Bruno Labbadia und Fredi Bobic:"Wir sind keine Kumpels"

Sowohl Bruno Labbadia als auch Fredi Bobic haben als Spieler den DFB-Pokal gewonnen, nun stehen sie als Verantwortliche mit dem VfB Stuttgart erneut im Finale. Gegen die Bayern geht es für Bobic um ein Zeichen für die Zukunft. Im SZ-Interview sprechen sie über ihre eigene Pokalgeschichte, ihren Umgang mit den Spielern - und ihre Zusammenarbeit.

Im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern geht es für den VfB Stuttgart nicht nur um den Titel. Sondern auch um ein Zeichen für die Zukunft. So zumindest sehen das VfB-Trainer Bruno Labbadia und VfB-Sportvorstand Fredi Bobic. "Ich bin keiner, der sich wegen der Vergangenheit einen Kopf macht. Mich interessiert das, was kommt - und da spielt das Pokalfinale jetzt eine wichtige Rolle", sagt Bobic im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Labbadia sagt: "Wir wollen ein so leidenschaftliches Spiel hinlegen, dass die neutralen Zuschauer in unser Lager umschwenken. Die Leute sollen sehen, dass beim VfB was geht. Und unsere Spieler sollen dann ein gemeinsames Erlebnis haben, das sie zusammenschweißt."

Sowohl Bobic als auch Labbadia haben als Spieler den DFB-Pokal gewonnen, beide als Stürmer. Labbadia 1990 mit dem 1. FC Kaiserslautern, Bobic 1997 mit dem VfB Stuttgart. Die Final-Erlebnisse der beiden waren allerdings höchst unterschiedlich. Den Pokalsieg der Lauterer Außenseiter gegen Werder Bremen erlebte Labbadia als emotionalen Höhepunkt seiner Karriere.

Zwei Tore steuerte er damals zum 3:2-Erfolg bei, nachdem er mit der Mannschaft in der Bundesliga erst spät den Klassenerhalt gesichert hatte. Der Pokalsieg war die Vorlage für die Lauterer Meistersaison in der folgenden Saison. "Dieser Sieg war ein riesengroßes Signal. Von uns hatte noch keiner einen Titel gewonnen, aber an diesem Tag haben wir gemerkt: Hoppla, wir können ja mehr, als wir uns selber zutrauen."

Fredi Bobic hingegen hat an das Final-2:0 1997 über den damaligen Regionalligisten Energie Cottbus geteilte Erinnerungen. "Es war kein glanzvolles Spiel, aber wir haben's souverän runtergespielt", sagt Bobic. Der VfB war damals naturgemäß der hohe Favorit, Cottbus hielt mit enormer Defensivkraft dagegen, Bobic selbst kam kaum zum Zug, und mit dem Finale endete die Stuttgarter Ära des sogenannten Magischen Dreiecks, das Bobic damals mit dem Bulgaren Krassimir Balakov und dem Brasilianer Giovane Elber bildete.

"Das war ein schönes und ein trauriges Spiel", sagt Bobic, "es war das letzte Spiel des Magischen Dreiecks. Nach dem Pokalfinale ist Giovane zum FC Bayern." Immerhin: "Auch unser Sieg hat eine positive Wirkung hinterlassen, wir sind in der nächsten Saison ins Finale des Pokalsieger-Cups gekommen, den es damals noch gab. Da haben wir dann gegen Chelsea verloren. Aber es war ein gutes Jahr, auch ohne Giovane."

Bobic und Labbadia zeigen sich vor dem Finale gegen den FC Bayern, das einer wechselhaften Saison folgt, als Zweier-Einheit, die professionell und nicht übertrieben herzlich im Dienste des VfB zusammenarbeitet. "Wir haben einen vertrauensvollen Umgang, aber wir sind keine Kumpels. Wir gehen klar und professionell miteinander um, und ich weiß auch, dass es irgendwann Fredis Aufgabe sein wird, einen Nachfolger für mich zu suchen", sagt Labbadia. "Wenn wir nicht Verständnis für die Position des anderen hätten, dann hätte der Verein in der schweren Phase ein Problem bekommen", sagt Bobic.

Labbadia fügt hinzu: "Wissen Sie, natürlich macht mir das keinen Spaß, wenn Fredi mich anruft und sagt: Du, wir müssen den Julian Schieber verkaufen. Aber ich weiß dann: Okay, wenn er das sagt, dann wird das nötig sein, aber ich weiß eben auch, dass er versucht, im Rahmen der Möglichkeiten Ersatz zu beschaffen. Und ich weiß, dass er mich öffentlich stützt - weil ich als Cheftrainer ja der bin, der bluten muss. Ich bin der Erste, der die Kritik abkriegt."

Und einig sind sie die beiden früheren Stürmer auch in ihrem Umgang mit ihren eigenen Pokalgeschichten von früher. Ihre Spieler wollen sie damit in Ruhe lassen. "Wir reden eigentlich nie über unsere eigenen Karrieren, das hab' ich mir als Trainer früh geschworen: dass ich die Spieler nie damit nerven will, was ich als Spieler alles erlebt habe", sagt Labbadia. Bobic stimmt zu: "Die Jungs sollen ihre eigenen Karrieren machen, da müssen sie nicht wissen, ob ihr Sportvorstand mal ein Tor geschossen hat oder nicht."

Das ganze Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung, auf dem iPad und Windows 8.

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