Tiger Woods bei British Open:"Ich möchte einfach nach Hause"

148th Open Championship - Day Two

Ein Leben voller Extreme: Tiger Woods im Jahr 2019.

(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)
  • Bei der 148. Ausgabe der British Open ist wieder einmal Tiger Woods der Publikumsmagnet.
  • Sein Spiel und seine Haltung zeigen jedoch einmal mehr, wie unwohl er sich zu fühlen scheint.
  • Indes zeigt Lokalmatador Rory McIlroy eine der beeindruckendsten Comeback-Leistungen der jüngeren Golfgeschichte - und scheidet trotzdem aus.

Von Felix Haselsteiner

Die Mehrheit der großen Geschichten, die sich bei der British Open abgespielt haben, fanden an einem Sonntag statt. Schlusstage sorgen für Erzählungen von Aufholjagden, von Playoffs oder von Enttäuschungen auf den letzten Löchern des Turniers. Die 148. Ausgabe des traditionsreichsten Golfturniers der Welt im Royal Portrush Golf Club jedoch ist bereits vor dem Ende eine besondere: Sie wird auch wegen der Geschehnisse des Freitags in die Geschichte eingehen.

Zweimal hatten sich im Verlauf der zweiten Runde die Massen am 18. Loch versammelt, beide Male waren die Zuschauer gekommen, um sich zu verabschieden. Tiger Woods, ein Publikumsmagnet wie kein Golfer je vor oder nach ihm, wusste bereits auf dem Weg zum letzten Grün, dass er am Freitagabend abreisen würde müssen. Mit einem Bogey verabschiedete er sich, sechs über Par lautete sein Ergebnis nach 36 Löchern. Damit hatte er den Cut verpasst, die Qualifikation fürs Wochenende. Auch, weil sein so für Verletzungen anfälliger Körper diesmal nicht in bester Verfassung war.

Erst am Sonntag vor dem letzten Major 2019 war Woods nach Nordirland gereist, hatte zweieinhalb Proberunden gespielt, aber nie ganz den Spirit gezeigt, der ihn im April zu seinem umjubelten Triumph beim Masters getragen hatte. Der 43-Jährige stützte die These mit seinen Aussagen nach der Runde. Er sprach davon, ausgelaugt zu sein: "Ich möchte jetzt einfach nach Hause." Woods wird die nächsten drei Wochen pausieren und erst zu den Playoffs auf der US Tour Mitte August ins Turniergeschehen zurückkehren. Woods betonte, nur wenn er weniger Events bestreite, könne er die Karriere möglichst lange fortsetzen. Auf die Frage, ob die Monate seit Augusta vergleichbar gewesen seien mit der Krisenphase seiner Karriere zwischen 2015 und 2017, sagte er: "Das kann man nicht vergleichen. Damals war es der Tiefpunkt meiner Laufbahn, aktuell spiele und score ich einfach nicht gut."

Als der US-Amerikaner sich auf den Weg zu seinem Privatjet gemacht hatte, war die Stunde des zweiten Scheiterns gekommen. Es war die Stunde des Rory McIlroy, den die Nordiren zum Heimsieg tragen wollten und der sich am Donnerstag mit einer katastrophalen Runde von acht über Par ins Abseits geschossen hatte. Am Freitag immerhin zeigte der 30-Jährige aus Holywood bei Belfast eine beeindruckende Leistung, die nur nicht belohnt wurde.

McIlroy spielte vor allem auf den zweiten neun Bahnen der zweiten Runde nahezu perfektes Golf, er griff jede noch so schwierig gesteckte Fahne mit mutigen Schlägen an. Es war eine der Leistungen, die den 30-Jährigen zu einem viermaligen Major-Champion gemacht haben, allein: Das Aus folgte auf dem letzten Grün, wo McIlroys Annäherungsschlag das Grün knapp verfehlte. Ihm glückte nur das Par, Platzstandard, und mit 65 Schlägen immer noch eine der besten Runden des Tages - und doch hatte er einen Schlag in der Summe der beiden ersten Runden zu viel benötigt.

McIlroy zog ergriffen seine Kappe

Wohl nie zuvor in der Geschichte der British Open allerdings war ein Spieler auf dem 70. Platz liegend so frenetisch bejubelt worden, McIlroy zog ergriffen seine Kappe. Im Fernseh-Interview kurz darauf kämpfte der Nordire mit den Tränen, er sei "unheimlich stolz" auf diese Leistung. Dann sagte er einen für einen Golfspieler sehr untypisch offenen Satz: "Am Anfang der Woche bin ich hierhergekommen, um für mich zu gewinnen. Am Ende der Runde heute habe ich für die Zuschauer gespielt."

Mehr als ein Trost dafür war für die heimischen Zuschauer ein anderer Auftritt: Der Ire Shane Lowry erlebte nach eigenem Bekunden den "besten Tag meines Lebens", am Samstag ließ sich der 32-Jährige von der lauten Unterstützung, die ihm vor und nach jedem Schlag zuteil wurde, beflügeln und baute seinen Vorsprung auf vier Schläge aus; dabei hatte der vor dem Schlusstag auf Rang zwei liegende Engländer Tommy Fleetwood auch sehr gut gespielt.

Ein Thema, das die Open begleitete und für nachhaltige Diskussionen sorgen wird, war die erschreckend hohe Schlagzahl, die David Duval benötigte. Der 47-Jährige Amerikaner aus Jacksonville, Florida, genießt als Sieger des Turniers 2001 ein Startrecht bis zu seinem 60. Lebensjahr, sorgte jedoch mit einem Ergebnis von 27 über Par nach zwei Tagen für eine Kontroverse: Hätte er, angesichts der Tatsache, dass er kaum noch Wettkämpfe bestreitet und nicht mehr in der Form ist, die es braucht, um bei einem Major anständig über den Platz zu marschieren, auf sein Startrecht nicht besser verzichten sollen?

Im Internet nahmen ihn Profikollegen in Schutz und verwiesen darauf, dass sich Ex-Champions das Startrecht verdient haben. Ein Profiteur einer Absage Duvals wäre zum Beispiel Martin Kaymer, erster Aufrücker in der Warteliste der nicht qualifizierten Spieler, gewesen, der zuletzt immer bessere Form gezeigt hat und sicher nicht für einen Profi angemessene 91 Schläge am Donnerstag benötigt hätte wie Duval. Dieses Runden-Ergebnis war das schlechteste der British-Open-Geschichte seit 22 Jahren. An Bahn sieben hackte Duval so oft auf den Ball, dass die Zähler erst eine 15 notierten, dann eine 13, ehe am Ende 14 Schläge in die Wertung flossen: der schlechteste Score an einem Loch seit 69 Jahren.. "Es war ein langer, harter Tag", kommentierte er selbst seinen Einsatz.

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