Bremen muss zittern:Wille zur Gegenwehr

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Nach dem unglücklichen Unentschieden gegen Inter Mailand steht Bremen vor einem Endspiel um den Achtelfinaleinzug in Valencia.

Sie versuchten alles am Ende, acht Minuten vor Schluss schickte Bremens Trainer Thomas Schaaf noch den Stürmer Angelos Charisteas auf den Platz. Doch auch diese Einwechslung konnte dem Spiel nicht mehr die erhoffte Wendung geben: Am fünften Spieltag der Champions League erreichte Werder Bremen im Weserstadion lediglich ein 1:1 (0:0) gegen Inter Mailand und sieht nun bei der letzten Partie in der Gruppe G in Valencia einem echten Endspiel um die Qualifikation fürs Achtelfinale entgegen. Die insgesamt gute Leistung dürfte den Bremern jedoch Selbstvertrauen für die Bundesliga geben.

Nach den zuletzt eher mäßigen Auftritten in der heimischen Liga hatte Trainer Schaaf seine Elf auf zwei Positionen geändert. Für Christian Schulz und Daniel Jensen rückten Petri Pasanen und Ludovic Magnin in die Mannschaft. In punkto Wechsel waren die Bremer den Mailändern damit deutlich unterlegen, denn Inters Trainer Roberto Mancini änderte seine Elf vom vergangenen Wochenende auf fünf Positionen.

Das lag daran, dass Inter bereits vor der Partie in Bremen als Teilnehmer des Achtelfinales feststand und es sich daher leisten konnte, einige Stammkräfte zu schonen. Da eine Mannschaft wie Inter aber selbstredend über eine hervorragende zweite Reihe verfügt, wurde die Aufgabe für Werder kein bisschen leichter.

Couragiertes Offensivspiel

Die erste Viertelstunde der Partie verlief ereignislos, Werder prüfte zunächst, wie viel Gegenwehr die Mailänder leisten würden. Als die Bremer feststellen mussten, dass Inter nicht willens war, das Spiel herzuschenken, entschlossen sie sich, die Initiative zu ergreifen. In der 18. Minute schlug Johan Micoud eine schöne Flanke in den freien Raum, leider war der Raum so frei, dass niemand an den Ball kam.

Falls Zweifel am Willen der Mailänder zur Gegenwehr bestanden hatten, so räumte Stankovic diese aus, als er in der 21. Minute seinen Ellbogen im Gesicht von Frank Baumann platzierte. Die meisten Experten mögen sich darüber einig sein, dass der Fußball nicht brutaler geworden ist, die Unsitte des Ellbogenschlags scheint jedoch derzeit allgegenwärtig zu sein.

Werder antwortete mit couragiertem Offensivspiel. Klose verzog einen Schuss (23.), Klasnic setzte den Ball in die Arme des Mailänder Tormanns Toldo (28.), Magnin schoss den Ball knapp am Tor vorbei (29.). Anschließend beruhigte sich die Partie wieder ein wenig, Bremen wirkte jedoch überlegen.

Trainer Schaaf wollte diese Überlegenheit ausbauen und wechselte deshalb zur zweiten Halbzeit den jungen Stürmer Valdez für Klasnic ein. Werder machte Druck, und bald entstand aus dem Druck ein Tor. Cruz foulte in der 48. Minute Magnin im Mailänder Strafraum, Schiedsrichter Gilles Veissiere entschied umgehend mit einer zackigen Schiedsrichter-Geste auf Elfmeter.

Valerien Ismaël nutze den Strafstoß zum 1:0 (49.), er platzierte den Ball sicher neben dem rechten Pfosten. Dieser Treffer hätte das Bremer Spiel beruhigen sollen, stattdessen ergaben sich plötzlich Konterchancen für Mailand. Mancini hatte den pfeilschnellen Stürmer Martins eingewechselt, was sich als ziemlich gute Idee erwies.

Bei einem Konter sah Stankovic, dass Werders Torhüter Reinke zu weit vor seinem Tor herumstand. Stankovic lupfte den Ball aus 25 Metern an die Latte, Reinke stolperte hilflos hinterher, er sah nicht gut aus. Als der Ball von der Latte ins Spielfeld zurücksprang, war Martins zur Stelle und drückte die Kugel mit dem Kopf zum 1:1 ins Tor (55.).

Mut der Verzweiflung

Werder wollte kein Unentschieden, Werder wollte gewinnen. Jensen, der Däne, kam für Borowski in die Partie, und Bremen erhöhte noch einmal das Tempo. Doch mit der Geschwindigkeit schlichen sich auch Fehler ins Spiel, der Wille war da, doch viele Aktionen zu ungenau. Klose hatte eine gute Möglichkeit mit einem Kopfball, doch Toldo parierte glänzend (72.).

Wieder und wieder segelten die Eckbälle in den Mailänder Strafraum, doch unmittelbare Gefahr entstand nicht. So wirkte es schon wie der Mut der Verzweiflung, als Pasanen aus 25 Metern in Richtung des Mailänder Tores schoss, allerdings fünf Meter vorbei.

Aufregung gab es, als Magnin ein Rückspiel zu Reinke zu kurz geriet. Der Tormann warf sich tollkühn dem Ball entgegen, und Magnin konnte seinen Fehler mit einem Befreiungsschlag wieder gutmachen. Kontrolliert brachten beide Teams danach das Spiel zu Ende.

© Süddeutsche Zeitung vom 25.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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