Bremen - Augsburg (15:30 Uhr):Britisch, schlaksig, gut

Holstein Kiel - FC Augsburg

Bleibt in Augsburg: Reece Oxford (re.).

(Foto: Axel Heimken/dpa)

Zugang Reece Oxford soll in Augsburgs Abwehr den rausgeworfenen Martin Hinteregger ersetzen - und scheint die Erwartungen überraschend schnell erfüllen zu können.

Von Felix Haselsteiner

Sprache, das merkte man recht schnell, war für den FC Augsburg unter der Woche ein recht wichtiges Thema. Das lag einerseits daran, dass die Bayern, deren Fans sich äußerst stolz als Schwaben bezeichnen, in Schleswig-Holstein bei Holstein Kiel gastierten, einem Ort, wo man auch nach Flutlichtspielen noch "Moin" sagt. Augsburgs Michael Gregoritsch zum Beispiel, ausgebildet beim Hamburger SV, wechselte beachtenswert schnell zwischen seinem österreichischen und seinem Hamburger Dialekt. Die Sprachenthematik war jedoch nicht nur hörbares Thema nach, sondern auch während des Spiels. Innenverteidiger Kevin Danso zum Beispiel, geboren in Voitsberg, einem kleinen Ort in der österreichischen Steiermark, allerdings aufgewachsen in Reading, Großbritannien, sagte nach dem Spiel: "In der Kommunikation in der Innenverteidigung gab es heute keine Probleme, das ist nicht immer so, wenn man zum ersten Mal zusammenspielt. Aber der Reece und ich sprechen beide Englisch, da verstehen wir uns ganz gut."

"Der Reece", auch das eine Erkenntnis der vergangenen Augsburger Woche, die mit Siegen gegen Mainz in der Bundesliga und gegen Kiel im Pokal zumindest den Ergebnissen nach zu urteilen hervorragend verlief, hat sich beim FCA schon einen Namen gemacht - gerade einmal eine Woche nach seiner Ankunft. So wirklich wusste man dann nämlich doch nicht, was zu erwarten sei vom 20-Jährigen Reece Oxford, der im vergangenen Halbjahr gerade einmal zwei Einsätze für West Ham United absolviert hatte. Nur sehr aufmerksame Verfolger der Bundesliga wussten, dass Oxford bereits in der Vorsaison ein Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach hatte, damals kam er zu sieben meistens kurzen Einsätzen. Beim FC Augsburg hat Oxford nun die denkbar schwierige Aufgabe, den abgewanderten Abwehrchef Martin Hinteregger zu ersetzen, der wenige Tage vor Oxfords Eintreffen Trainer Manuel Baum öffentlich kritisiert hatte und dafür rausgeflogen war.

"Ich fühle mich wirklich sehr wohl hier in Augsburg, die Jungs haben mich gut aufgenommen. Es fühlt sich fast an, als wäre ich schon lange hier", sagte Oxford in Kiel. Besonders zu Kevin Danso habe er einen guten Draht, "he's a good lad", sagt Oxford, er ist ein guter Junge: "Ich habe früher gegen ihn gespielt, er für die österreichische, ich für die englische U-18, daher kennen wir uns."

"Er hat mich doch sehr überrascht", sagt Trainer Baum über Oxford

Das angesprochene Duell gewann Oxford damals mit der englischen U-18, auch in Kiel machte er das bessere Spiel als sein Partner in der Innenverteidigung. Immer wieder klärte er in höchster Not vor einschussbereiten Kielern, doch mehr noch: Oxfords Art der Vorwärtsverteidigung, das regelmäßige Rausrücken aus der Viererkette, ist zwar riskant, passt allerdings durchaus in das von Trainer Manuel Baum eigentlich favorisierte Pressing-Spielkonzept. In der 84. Spielminute etwa rückte Oxford aus der Viererkette raus, eroberte den Ball und leitete damit den Lauf von Fredrik Jensen ein, der zum entscheidenden 1:0 führte. Dementsprechend angetan zeigte sich auch Baum: "Er hat das sehr gut gemacht, hat mit seiner Physis viel beigetragen, viele knappe Duelle gewonnen", sagte der Trainer, der doch etwas überrascht wirkte vom Niveau des Neuzugangs: "Den Bildern nach, die ich vor dem Transfer von ihm gesehen hatte, konnte man schon erwarten, dass er so eine Leistung zeigen kann, aber hier hat er mich doch sehr überrascht", sagte Baum.

Ob Oxford nun gesetzt sei, auch für das wichtige Spiel gegen Werder Bremen, wollte Baum noch nicht sicher sagen. Vieles spricht derzeit jedoch dafür, dass Oxford noch vor seinem Kollegen Danso steht in der Rangfolge der Innenverteidiger. In der Bundesliga rückte zuletzt Rani Khedira in die Abwehrzentrale, auch Jeffrey Gouweleeuw dürfte demnächst wieder zurückkehren - auch wenn die Kommunikation dann wohl nicht mehr ganz so britisch-höflich wäre wie beim Duo Danso und Oxford.

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