Brasiliens Neymar:Plötzlich umschwärmt vom ganzen Land

FIFA Confederations Cup 2013

Neymar nach seinem Tor im Finale gegen Spanien.

(Foto: dpa)

Brasilien ging es lange gut, dem einheimischen Fußball jedoch nicht. Innerhalb kürzester Zeit hat sich dies geändert: Dass das WM-Gastgeberland wieder an sportliche Großtaten glaubt, liegt vor allem an Volksheld Neymar.

Von Peter Burghardt, Rio de Janeiro

Brasilien hat sich erstaunlich verändert in nur zwei Wochen. Vor diesem Konföderationen-Pokal schien das Land großes Vertrauen in seinen Fortschritt und einige Zweifel an seinem Fußballstar Neymar zu haben: Präsidentin Dilma Rousseff erfreute sich enormer Zustimmung, der Stürmer Neymar hatte hingegen fast zehn Länderspiele lang nicht mehr getroffen. Jetzt ist es umgekehrt. Die Wähler protestieren, und Neymar da Silva Santos Júnior stieg zum Volkshelden auf.

Am Sonntag gewann Brasilien im Maracanã-Stadion 3:0 gegen Weltmeister Spanien, der beste Mann war dieser schmächtige Angreifer. Im rauschenden Finale schoss er sein viertes Tor im fünften Turnierspiel. Auf dem gelben Trikot trägt Neymar die Nummer 10, wie einst Pelé und später Ronaldinho. Das erinnert an glorreiche Zeiten. Früher brachte Brasiliens Fußball ja Idole in Serie hervor und erfand das Jogo Bonito, das Schöne Spiel. Fünfmal war die Nationalelf Weltmeister, zuletzt 2002. Danach gab es Engpässe. Die scheint das Glückskind Neymar auch im Auftrag der Republik nun überwunden zu haben.

Sein Talent und seine Frisuren sind schon länger legendär. Geboren wurde der Wunderknabe 1992 an der Küste von São Paulo, als schmächtiger Bub dribbelte er durchs einfache Elternhaus und auf dem schiefen Fußballplatz. Da eignete er sich dem Vernehmen nach seine Technik, seine Richtungswechsel und seinen Antritt an. "Wenn der Ball auf links kommt, schieß mit links; wenn er auf rechts kommt, schieß mit rechts", riet ihm sein Vater. Beim FC Santos, wo auch Pelé groß geworden war, wurde er zur Attraktion.

Real Madrid wollte bereits den 14-jährigen Neymar. Später interessierte sich halb Europa für das flinke Federgewicht, darunter der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola. Doch der umschwärmte Brasilianer räumte zunächst für immer mehr Geld in der Heimat Pokale ab. Das Debüt in der Auswahl absolvierte er 2010, mit 18. Bald lasteten die Erwartungen schwer auf seinen schmalen Schultern. Außer mit seinen Soli verblüffte er vor allem mit ständig wechselnder Haarpracht und wurde mit einem Irokesenschnitt zum Trendsetter.

In Brasilien ist Neymar längst eine hoch bezahlte Werbefigur. Auf Twitter folgen ihm 7,5 Millionen Interessenten, seine Freundin ist Karnevalskönigin, und einen Sohn hat er auch schon. Kürzlich zückte der FC Barcelona das Scheckbuch und verpflichtete Neymar für 57 Millionen Euro als Partner für Lionel Messi. Zum Vertrag gehört, dass ihn alle drei Monate seine besten Freunde besuchen dürfen.

Im vollen Stadion von Brasília wurde er vor seinem Wechsel verabschiedet, im vollen Stadion von Barcelona begrüßt, im vollen Maracanã an diesem Sonntag gefeiert. "Ich glaube nicht, dass ich 57 Millionen Euro wert bin", sagte Neymar kürzlich, seine Kritiker glaubten das auch nicht. Inzwischen hofft das demonstrierende Brasilien, dass er in einem Jahr mit der Seleção Weltmeister wird.

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