Brasiliens Nationaltrainer:Shitstorm gegen Dunga

Brazil's soccer team head coach Dunga attends a news conference at Estadio Ester Roa in Concepcion

Dunga, früher Spieler beim VfB Stuttgart, heute Trainer der Seleção.

(Foto: REUTERS)
  • Afrikanischstämmige Menschen lassen sich gerne schlagen? Der brasilianische Nationaltrainer Dunga empört bei der Copa América mit einer rassistischen Äußerung.
  • Dunga entschuldigt sich.
  • Erzrivale Argentinien zieht nach einem Sieg gegen Kolumbien im Elfmeterschießen ins Halbfinale ein.

Ein polemischer Vergleich von Nationaltrainer Dunga sorgt in Brasilien für Aufregung. "Ich habe ja schon das Gefühl, dass ich afrikanischstämmig sei, so wie ich es abkriege, und es gern habe, einzustecken", meinte der 51-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Viertelfinale am Samstag bei der Copa América gegen Paraguay. "Sie sehen mich an und sagen: 'Lasst uns den da schlagen'. Und dann gehen sie auf mich los. Ohne Ankündigung, einfach so, gehen sie auf mich los."

Afrikanischstämmige Menschen haben es gern, wenn sie geschlagen werden? Über Jahrhunderte waren Menschen aus Afrika entführt, auf Schiffe verfrachtet und in Brasilien versklavt worden. Dunga gehört der weißen Bevölkerung an und wurde ob seiner schmucklosen Spielweise und Karriere beim VfB Stuttgart "o alemão" gennant, der Deutsche.

Kein Wunder, dass in den sozialen Netzwerken ein Shitstorm über Dunga hereinbrach. Vor allem die Afrobrasilianer machten im Internet ihrem Unmut Luft. Dunga entschuldigte sich auf der Homepage des nationalen Verbandes CBF eilig. "Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die sich von meiner Erklärung zu afrikanischen Vorfahren angegriffen fühlen. Die Art und Weise, wie ich mich ausgedrückt habe, spiegelt nicht meine Gefühle und Meinung wider", hieß es in einem kurzen Kommuniqué.

Dunga hatte die eigentlich schnippisch gemeinten Worte in den Raum gestellt, als er die heutige Seleção mit der aus seiner aktiven Zeit vergleichen sollte. "Selbst, wenn du gewinnst, kannst du es nicht allen recht machen", schob der Weltmeister-Kapitän von 1994 noch erklärend hinterher, war da aber schon wörtlich ins Fettnäpfchen getreten.

Erzrivale Argentinien erreichte am Freitagabend (Ortszeit) das Halbfinale der Copa América. Der WM-Finalist besiegte Kolumbien im Elfmeterschießen. Nach einer torlosen regulären Spielzeit wurde die Partie in Viña del Mar gleich im Anschluss per Elfmeter entschieden. Eine Verlängerung gab es nicht, die ist in der Copa bestenfalls im Finale vorgesehen.

Den Siegtreffer zum 5:4-Endstand für die "Albiceleste" erzielte Carlos Tevez. Zuvor hatten die Kolumbianer Luis Muriel, Camilo Zúñiga und Jeison Murillo das Tor nicht getroffen. Auch die Argentinier Lucas Biglia und Marcos Rojo konnten ihre Elfmeter nicht verwandeln.

"Glücklicherweise hatten wir im Elfmeterschießen das Glück, das uns im Spiel gefehlt hat", sagte Argentiniens Lionel Messi. Der Stürmer vom FC Barcelona bedauerte allerdings, nicht schon während der ersten 90 Minuten die Entscheidung erzwungen zu haben. "Ich habe nicht treffen können. Das Wichtigste ist aber, dass die Mannschaft ein tolles Spiel gezeigt hat und wir weiter sind", sagte er.

Argentinien war teilweise hoch überlegen, doch der kolumbianische Torhüter David Ospina zeigte eine starke Leistung. In der 26. Minute parierte der Keeper vom FC Arsenal einen Schuss von Sergio Agüero und gleich darauf einen Kopfball von Messi. Ospina erklärte später. "Wir haben einer großen Mannschaft gegenüber gestanden."

Schiedsrichter Roberto García Orozco wurde von beiden Seiten heftig kritisiert. Während er klare Fouls nicht gab, verteilte er Karten fürs Reklamieren. Argentinien trifft nun am kommenden Dienstag im Halbfinale auf den Sieger der Partie Brasilien-Paraguay.

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