Corona-Eklat:Surreales Ende in São Paulo

Lesezeit: 2 min

Nichts zu machen: Die Kapitäne von Argentinien und Brasilien, Lionel Messi (rechts) und Neymar, diskutieren vergeblich: Brasiliens Gesundheitsbehörde ließ keine Fortsetzung der WM-Qualifikations-Partie zu. (Foto: Amanda Perobelli/Reuters)

Gesundheitsbeamte stürmen den Rasen, Messi und Neymar schauen verdutzt: Beim Länderspiel zwischen Brasilien und Argentinien kommt es zum Spielabbruch - weil aufseiten der Argentinier Profis aus einem Hochrisikogebiet dabei sind.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der Südamerika-Klassiker zwischen Brasilien und Argentinien hat am Sonntag ein surreales Ende genommen. Beamte des brasilianischen Gesundheitsamtes Anvisa stürmten in der 6. Minute den Rasen der Corinthians-Arena in São Paulo, um vier argentinische Nationalspieler abzuführen. Der Grund: Verstöße gegen die geltenden Corona-Regeln Brasiliens.

Das argentinische Team verließ daraufhin den Platz. Nach einer mehr als halbstündigen Unterbrechung bestätigten der argentinische Verband Afa und der Südamerika-Verband Conmebol, dass das Spiel um die Qualifikation für die WM 2022 abgebrochen worden sei. Der Schiedsrichter und der Conmebol-Beobachter seien aufgefordert worden, einen Sonderbericht anzufertigen.

Brasilien droht nun am "Grünen Tisch" zu verlieren

Brasilien droht nun, das Spiel am "Grünen Tisch" zu verlieren. Die Brasilianer führten bislang die Tabelle der Südamerikagruppe mit sieben Siegen aus sieben Spielen unangefochten an.

Der Eklat kreiste um die argentinischen England-Legionäre Emiliano Martínez, Emiliano Buendía (beide Aston Villa), Giovani Lo Celso und Cristian Romero (beide Tottenham). Ihnen wurde von den brasilianischen Behörden vorgeworfen, bei der Einreise ins Land falsche Angaben gemacht zu haben.

Cunha verlässt Hertha BSC
:Weit weg von Big City

Seine Tore halfen Hertha BSC zweimal beim Klassenerhalt, nun wechselt Matheus Cunha für mutmaßlich 30 Millionen Euro zu Atlético Madrid. Der Klub muss sich im Sturm neu aufstellen - und hat einen Spieler vom FC Basel im Blick.

Von Javier Cáceres

Sie unterschlugen offenkundig, dass sie in den vergangenen vierzehn Tagen in England gewesen waren. Großbritannien gilt in Brasilien als Corona-Hochrisikogebiet. Personen, die aus Großbritannien nach Brasilien einreisen, müssen für die Dauer von vierzehn Tagen zwingend in Quarantäne. Die England-Profis hatten aber wohl lediglich angegeben, in Venezuela gewesen sein. Dort hatte Argentinien am Donnerstag sein vorheriges WM-Qualifikationsspiel ausgetragen.

Der Leiter von Anvisa, Antonio Barra Torres, sagte dem brasilianischen TV-Sender O Globo, dass die betroffenen Spieler Brasilien sofort verlassen müssten. Ihnen drohe wegen Verstößen gegen die Gesundheitsregeln des Landes nicht nur die Ausweisung, sondern auch eine Geldstrafe. Die brasilianischen England-Profis waren für das Spiel nicht in die Heimat gereist, da sie bei ihrer Rückkehr nach Großbritannien in Quarantäne gemusst hätten. Ihre Klubs verboten ihnen den Südamerika-Trip.

Auf dem Rasen spielten sich chaotische Szenen ab. Die Beamten der Gesundheitsbehörde waren mit einer Liste unterm Arm erschienen, auf der offenkundig die Namen der vier England-Profis standen. Nach mehrminütigen Debatten und einer Rudelbildung der besonderen Art zogen sich die Argentinier in die Kabine zurück. Tore waren noch keine gefallen. Später kamen Argentiniens Kapitän Lionel Messi und Trainer Lionel Scaloni zurück. Messi trug da schon nicht mehr das Trikot, sondern bloß ein Leibchen, und debattierte unter anderem mit Brasiliens Kapitän Neymar und Nationaltrainer Tite. Die Mikrofone des überragenden TV-Senders fingen ein, wie Messi sagte: "Entweder wir spielen alle, oder wir gehen."

Die Situation der argentinischen England-Profis hatte schon in den Stunden vor der Partie für Aufsehen gesorgt. Beamte der brasilianischen Bundespolizei waren im Mannschaftshotel der argentinischen Mannschaft in São Paulo vorstellig geworden. Erst nach einer Intervention des Südamerika-Verbandes Conmebol durften die Argentinier vollzählig ins Stadion aufbrechen. Drei der vier Spieler standen bei Argentinien dann in der Startelf. Doch die Gesundheitsbehörden ließen nicht locker. "Wir wollten spielen, die Brasilianer auch", sagte Argentiniens Trainer Scaloni. "Das ist sehr traurig." Derweil bauten die Brasilianer Hütchen auf dem Rasen auf - und machten ein improvisiertes Training.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: