Brasilianer in der Bundesliga:"Ich bin doch kein Pinguin"

Bald ist es wieder saukalt in Deutschland - keine guten Voraussetzungen für Südamerikaner in der Bundesliga. Hamburgs Cleber Pereira zeigt sich empört. Er ist nicht der einzige, den es friert. Eine Galerie der Annäherungen zwischen Brasilianern und Deutschen.

Von Jonas Beckenkamp

Cleber

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein norddeutsches Sprichwort besagt: "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung." Gut möglich, dass HSV-Profi Cleber von diesen Volksweisheiten wenig hält - der Brasilianer gab in dieser Woche seine eigene Sicht der Wetterlage in Deutschland zum Besten: "Wenn es schneit, werde ich mich zu Hause einschließen. Ich bin doch kein Pinguin." Er ist nicht der einzige Südamerikaner, der hierzulande entsetzlich friert. Einer, der ...

Lucio

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(Foto: dpa)

... es wissen muss, ist Lucio. Der frühere Leverkusener und Münchner Verteidiger bestach nicht nur mit Riesenschritten im Spiel nach vorne, sondern auch mit seiner eisigen Analyse zum deutschen Winter. "Wir fühlen uns wie Häftlinge der tiefen Temperaturen. Wir sind Gefangene der Kälte."

Grafite

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(Foto: AFP)

Ähnliche Probleme verspürte einst der Wolfsburger Torschützenkönig Grafite. Der Stürmer, der im Bundesstaat São Paulo geboren wurde, war eigentlich ganz zufrieden in Alemanha, wäre da nicht die Bibberei in den Eis-Monaten. "Mich stört nur die Kälte. Es ist wirklich sehr kalt in Deutschland."

Ailton

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Keine Sprüche-Aufzählung ohne Ailton, den Gottvater des Aphorismus. Die deutsche Sprache beherrschte der frühere Bremer, Schalker, Hamburger, Duisburger, Altacher, Uerdinger, Oberneulander und Bingener (u.a.) wie kein Zweiter. Egal, ob Wetter, Verkehr oder Liebe - einfach "Isse Ailton" fragen und schon wird es intellektuell: "Totale Konzentration auf Fußball. Ohne Sex, ohne Bumbum. Orgasmus gibt es nur, wenn ich ein Tor schieße. Tor. Bumbum. Ailton ist wieder da." "Es ist leichter, Tore zu schießen als den deutschen Führerschein zu machen." "Du kommst in ein fremdes Land, verstehst kein Wort, frierst Dir sonstwas an und wirst dann noch nicht einmal eingesetzt. Da kannst Du als Fußballspieler lieber sterben."

Marcelinho

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(Foto: AFP)

Marcelinho war ein herausragender Individualist, der mit seinem linken Fuß kleine Kostbarkeiten mit dem Ball darbieten konnte. In Berlin herrschte nie wieder mehr Zauber als zu jenen magischen Zeiten des Mannes aus Campina Grande im Nordosten Brasliliens. Nur einmal, als es 2005 in der Champions League gegen Lens einen Rumpelabend setzte, verspürte er irgendwie wenig Gusto - kein Wunder, es war der 26. November und saukalt: "Überhaupt nicht meine Temperaturen. Ihr wisst doch: Ich mag Sonne!"

Junior Baiano

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(Foto: REUTERS)

Immerhin 32 Mal stand Junior Baiano in der Saison 1995/96 für Werder Bremen auf dem Platz - später wurde der Verteidiger aus dem flauschig warmen Bundesstaat Bahia sogar Nationalspieler und WM-Teilnehmer (hier 1998 gegen Norwegen). Dennoch: An die deutsche Hansestadt hat er grauenhafte Erinnerungen - verständlich, Bremen liegt ja quasi am Nordpol: "Bremen war ein Alptraum. Es muß die kälteste Stadt auf dieser Erde sein. Ich habe immer gefroren, ich habe niemanden verstanden, und mir ging es schlecht."

Atletico Mineiro

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(Foto: dpa)

Wenn Brasilianer nach Europa kommen, erscheint ihnen mitunter die Antarktis nicht mehr weit entfernt. So war es auch 1950. Damals reiste die Mannschaft von Atletico Mineiro (im Bild die aktuelle Elf beim Feiern des Pokalsieges 2014) für eine Tour auf den alten Kontinent. Man spielte unter anderem gegen den HSV, Schalke oder Rapid Wien und trotzte wacker den unmenschlichen Temperaturen. Die Heldentaten der Mannschaft aus Belo Horizonte kamen in der Heimat so gut an, dass bald nur noch vom Campeão do Gelo die Rede war - dem "Eismeister". Die europäische "Eismeisterschaft" prägt den Klub bis heute. In der offiziellen Vereins-Hymne heißt es: "Nós somos campeões do gelo" - "Wir sind Eismeister!"

Berti Vogts

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(Foto: DPA)

Kein Brasilianer (Geburtsort: Mönchengladbach) ist der deutsche Fußballtrainer -und Philosoph Hans-Hubert Vogts. Von ihm stammt nicht nur die Erkenntnis, dass es im Fußball keine Kleinen mehr gibt, sondern auch eine messerscharfe Analyse des brasilianischen Bewegungstalents. "Wenn wir Deutschen tanzen, und nebenan tanzen Brasilianer, dann sieht das bei uns eben aus wie bei Kühlschränken."

Evanilson und Dede

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(Foto: DPA/DPAWEB)

Manchmal stammen die schönsten Zitate nicht mal von den Leidenden selber, sondern von Betrachtern. Der Mann links im Bild heißt mit vollem Namen Evanilson Aparecido Ferreira (hier neben Roberto Carlos), er spielte einst für Borussia Dortmund. Als sein Kollege Dede und er einmal ziemlich unterkühlten Fußball boten, gab es prompt Kritik vom deutschen Fußball-Reinhold-Messner Paul Breitner: "Sie sollen nicht glauben, das sie Brasilianer sind, nur weil sie aus Brasilien kommen." Dem ist wenig hinzufügen.

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