RadsportWiggins berichtet über seine Drogensucht

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„Ich hatte ein wirklich schlimmes Problem“: der britische Radprofi Bradley Wiggins, fünfmaliger Olympiasieger und Champion der Tour de France.
„Ich hatte ein wirklich schlimmes Problem“: der britische Radprofi Bradley Wiggins, fünfmaliger Olympiasieger und Champion der Tour de France. (Foto: Claudio Peri/dpa)

Der erste britische Sieger der Tour de France geriet nach der Karriere in eine lebensbedrohliche Kokain-Abhängigkeit. Hilfe erfuhr er unter anderem von Lance Armstrong.

Der ehemalige britische Radrennfahrer Bradley Wiggins hat das lebensbedrohliche Ausmaß seiner Drogensucht im Anschluss an seine Karriere offenbart. „Ich habe Unmengen von Kokain genommen. Ich hatte ein wirklich schlimmes Problem“, sagte der 45-Jährige in einem Interview mit der britischen Zeitung The Observer: „Meine Kinder wollten mich in den Entzug schicken. Ich war auf einem schmalen Grat.“

Es habe Zeiten gegeben, berichtete Wiggins, „in denen mein Sohn dachte, ich würde morgens tot aufgefunden werden“. Er sei „ein funktionierender Süchtiger“ gewesen: „Die Leute haben es nicht gemerkt, aber ich war viele Jahre lang die meiste Zeit über high.“ Vor etwa einem Jahr hat der Tour-de-France-Sieger von 2012 nach eigener Aussage seine Sucht ohne fremde Hilfe überwunden.

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„Ich erkannte, dass ich ein großes Problem hatte. Ich musste aufhören und habe Glück, dass ich hier bin. Viele Jahre lang war ich das Opfer meiner eigenen Entscheidungen“, erklärte Wiggins, der in seiner Karriere, die 2016 endete, fünf Olympische Goldmedaillen gewann.

Wiggins offenbarte, auch vom gefallenen Radsporthelden Lance Armstrong Unterstützung erhalten zu haben, ähnlich wie Deutschlands Tour-Sieger Jan Ullrich während dessen Suchtkrise. „Er hat etwas Ähnliches mit Jan durchgemacht. Sie haben versucht, mich zu erreichen, konnten aber nicht herausfinden, wo ich war“, erklärte Wiggins: „Sie hörten tagelang nichts von mir. Aber jetzt kann ich ganz offen über diese Dinge sprechen.“

Wiggins hatte 2022 auch von sexuellem Missbrauch durch einen Trainer in seiner Jugend und von Depressionen während seiner Karriere berichtet. „Der Radsport hat mir alles gegeben – ohne ihn wäre ich nichts. Aber gleichzeitig hat er mir alles genommen. Ich habe inzwischen gelernt, dass ich immer von Angst getrieben war. Rückblickend konnte ich in meiner Karriere nie den Moment genießen“, sagte er damals in einem Podcast.

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