Für ihre historische Chance ließ Tina Rupprecht die Heimat weit hinter sich. Im Trainingslager in Usbekistan schuftete die deutsche Profiboxerin unermüdlich für ihren Traum von drei WM-Gürteln, auch die Sprachbarriere und kaum vegetarisches Essen hielten sie dabei nicht auf. „Das ist eine Riesenchance – und die werde ich nutzen“, sagte Rupprecht vor ihrem Kampf gegen die WBO- und WBA-Weltmeisterin Eri Matdusa, 30, aus Japan. Am Samstag (22 Uhr, sportschau.de sowie BR- und SWR-Livestream) bietet sich der WBC-Weltmeisterin im Atomgewicht die Chance, die WM-Titel drei großer Verbände vereinen – dies hat bisher kein deutscher Boxer und keine deutsche Boxerin geschafft.
Mit 32 Jahren scheint die Zeit für Rupprecht reif zu sein für einen weiteren Meilenstein. Denn mit einem Sieg im Olympiastützpunkt Heidelberg bekäme die Augsburgerin dazu den Gürtel der renommierten amerikanischen Box-Zeitschrift The Ring. Diesen vergeben die Fachjournalisten, wenn aus ihrer Sicht die beiden besten Boxerinnen oder Boxer der Welt gegeneinander antreten. Einzig Max Schmeling hatte dies als deutscher Kämpfer im Jahr 1930 erreicht.
Die 1,53 Meter große Rupprecht, Spitzname „Tiny Tina“, wechselte nach dem Verlust ihres WM-Titels im Minimumgewicht des Verbandes WBC, den sie 2018 errungen hatte, im Jahr 2023 in die niedrigste Gewichtsklasse bis 46,3 Kilogramm. Dort will sie nun deutsche Box-Geschichte schreiben. Dafür absolvierte die Realschullehrerin zuletzt ein zehntägiges Trainingslager in der Nähe der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Trainer Alexander Haan, gebürtiger Kasache, agierte als Übersetzer. „Nur als ich gesagt habe, dass ich Vegetarierin bin, haben sie mich mit großen Augen angeschaut“, erzählte Rupprecht der Augsburger Allgemeinen. Wirklich stören konnte sie das in ihrer Vorbereitung aber nicht. „Ich habe noch ein großes Ziel“, sagte Rupprecht. „Und das will ich auf jeden Fall erreichen.“