Boxen:Später Sieg

Boxen: Jack Johnson, Box-Weltmeister im Schwergewicht 1908

Jack Johnson, Box-Weltmeister im Schwergewicht 1908

(Foto: AFP)

Mehr als 70 Jahre nach seinem Tod wurde Jack Johnson, der erste Schwergewichts-weltmeister, rehabilitiert. Bis heute ist er ein Symbol der Rassentrennung in den USA.

Von David Pfeifer

Es war ein Termin nach Donald Trumps Geschmack, unter seinesgleichen und mit einer vermarktbaren Botschaft: Der US-Präsident begnadigte den ersten schwarzen Schwergewichtsweltmeister der Boxgeschichte, Jack Johnson. Trump sagte bei der Zeremonie im Weißen Haus, Johnson sei "Opfer einer Ungerechtigkeit geworden, die viele als rassistisch motiviert ansehen". Das ist für Trumps Verhältnisse dezent formuliert, denn nicht ohne Grund gilt Jack Johnson heute noch als Symbol der Rassentrennung, über 70 Jahre nach seinem Tod.

Er hatte den Weltmeistergürtel 1908 in Australien gewonnen, weil Schwarzen in den USA keine Titelkämpfe zugestanden wurden. Nachdem er wieder in die USA einreiste, wurde er vom weißen Establishment regelrecht verfolgt. Den Höhepunkt erreichte diese Hatz, als Johnson nach dem "Mann Act" vor Gericht gezerrt wurde, weil er eine weiße Person über Staatsgrenzen hinweg befördert hatte. Diese weiße Person war seine Lebensgefährtin. Johnson gilt aber auch deswegen bis heute als Ikone der Bürgerrechtsbewegung, weil er sich von den Repressalien nicht einschüchtern ließ und als eine Art Vorläufer von Muhammad Ali äußerst selbstbewusst auftrat. Für Trump, der von Johnson bis vor kurzem nichts wusste, lohnte sich die Begnadigung vor allem der schönen Pressefotos wegen. Statt mit Kim Jong-un zeigt sich der Präsident lieber mit dem Boxer-Darsteller Sylvester Stallone und den echten schwarzen Schwergewichtsweltmeistern Deontay Wilder und Lennox Lewis. Ob die afroamerikanischen US-Sportler Donald Trump wegen dieser Geste wieder ihr Herz öffnen, bleibt indes fraglich.

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